Mitten in  Pasing:Die Bahn sagt Happy Birthday

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Verwirrende Zugansagen, die Steckdosen gehen nicht, das Abteil ist dunkel: Wer mit der Deutschen Bahn fährt, erlebt so manche böse Überraschung. Aber es gibt auch schöne Einlagen, über die man schmunzeln kann - wenn zum Beispiel die Zugzielanzeige mit netten Botschaften getestet wird

Kolumne von Jutta Czeguhn

Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, geht selbstverständlich davon aus, dass Zugansagen, -durchsagen und -anzeigen eher der Fahrgast-Verwirrung dienen, soweit man sie überhaupt akustisch oder optisch wahrnehmen kann. Doch für alles Skurrile gibt es ja auch Sammler. Man muss sie sich wie Trüffelsucher vorstellen, oder wie diese schrägen Tornado Chasers in Amerika, die Bilder von den gewaltigsten Stürmen aufzeichnen. So werden auf www.twitter.com/BahnAnsagen Perlen des DB-Humors dokumentiert. Beispielsweise: "Im Wagen 7 funktionieren keine Reservierungen, die Steckdosen gehen auch nicht und es ist dunkel. Der Schaden ist gemeldet. Ich gehe davon aus, dass das Problem in einigen Monaten behoben ist." Oder: "Wir werden eine kurze Raucherpause einlegen. Wer rauchen möchte, tut dies bitte im gekennzeichneten Bereich. Sollten Sie die roten Schlusslichter unseres Zuges von hinten sehen, dann waren Sie zu lange draußen."

Wir würden nun gerne folgende schöne Bahneinlage melden: Ein Sonntag im Januar, gegen 22.30 Uhr. In der S-Bahn Richtung Westen dämmern die Fahrgäste vor sich hin, denken mit Widerwillen an den kommenden Montagmorgen, an dem sie sich wieder stadteinwärts in die überfüllten Waggons der S 4 oder S 6 pressen müssen. Versonnen blicken sie durch die Fensterscheiben, wo der Laimer Würfel leuchtet. Dann, kurz bevor die Pasing Arcaden ins Blickfeld kommen, drosselt die S-Bahn ihre Geschwindigkeit. Auf dem Nebengleis gleitet ein roter Regional-Express vorbei, wie eine Fata Morgana. Die Abteile des Zuges sind dunkel, keine Maus ist drinnen zu sehen. Aber von jeder Zugzielanzeige grüßt der Regio in Leuchtschrift mit einem "Happy Birthday" herüber. Die Fahrgäste schmunzeln.

Ein Bahnsprecher wird später das Rätsel des Glückwunsch-Zuges lösen: Ganz offensichtlich handelte es sich um eine Werkstattfahrt ins Werk von DB Regio nach Pasing. Die Mitarbeiter hätten die Funktionsfähigkeit der Zugzielanzeige testen wollen. "Eine Verwirrung für die Fahrgäste konnte ja nicht entstehen - da der Zug nicht für Reisende bereitgestellt war. Und wenn am Ende alle lächeln, ist es doch gut."

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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