Mitten in Sendling-Westpark:Steinige Angelegenheit

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Die Freiwillige Feuerwehr will ihr Jubiläum feiern, aber auf den Luise-Kiesselbach-Platz darf sie nicht

Von Berthold Neff

Bei der Feuerwehr ist es ja meist so, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um so früh wie möglich am Brandort einzutreffen. Dennoch kommt sie manchmal doch zu spät und kann nur noch das Schlimmste verhindern. So gut wie nie aber kommt es dazu, dass die Feuerwehr zu früh dran ist. Genau das ist nun der Freiwilligen Feuerwehr Sendling passiert.

Nun ja, man wollte, wie Kommandant Bernhard Meßmer am Dienstagabend im Bezirksausschuss Sendling-Westpark erläuterte, im Sommer mit einem großen Fest Geburtstag feiern. Den 150. immerhin, denn es war am 22. Juni 1869, als die Sendlinger Bürger ihre erste Feuerwehr gründeten. Auslöser dafür war ein verheerender Brand, dem im April das komplette Gemeindehaus zum Opfer fiel. Die Bürger waren zwar zum Feuerhaus geeilt, aber es war mit einem Schlüssel versperrt, der in den Taschen des Ökonomiebaumeisters steckte, der sich seinerseits im "Stiefelwirt" befand, wo er seinen Brand beim Abendschoppen bekämpfte. Deshalb beschlossen die Sendlinger in dem Jahr, in dem der Grundstein für Schloss Neuschwanstein gelegt, Wagners Oper "Das Rheingold" uraufgeführt und der Wanderprediger Grigori Rasputin geboren wurde, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen.

Mit viel Brimborium und einem Zelt wollte man dieses Jubiläum nun auf dem neuen Luise-Kiesselbach-Platz begehen, doch mit einer Feier im großen Stil wird es nichts. Das zarte Grün des Rasens, der nach dem Ende der Tunnel-Baustelle ausgesät wurde, geht noch in zähem Morast und kleinen Seen unter und würde eine solche Belastung nicht verkraften. Diesem Votum der Gartenbau-Experten schlossen sich die BA-Mitglieder mehrheitlich an. Diese Belastung käme für die Halme viel zu früh. Das bedeutet im Umkehrschluss: Hätte die Geschichte der Sendlinger Feuerwehrleute erst ein paar Jahre später begonnen, müssten sie nicht mit dem Schotter am Luise-Kiesselbach-Platz vorlieb nehmen, sondern dürften auf den Rasen. Es bleibt also dabei: Die Feuerwehr sollte nie zu spät kommen - und schon längst nicht zu früh.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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