Neulich von einem Freund zwei Querstraßen weiter gehört, die Familie habe sich einen Langhaarschneider gekauft. Ein bisschen zottelig hatte er zuvor schon ausgeschaut, zugegeben. Doch nun, nach eigenhändiger Clipping-Aktion, sieht man gar nicht, dass keine Profis am Werk waren. Also das Gerät einfach mal ausleihen? So groß schien die Not nun nicht zu sein, zumindest nach eigener Einschätzung.
Wiewohl, in diesen Juni-Tagen einen Friseurtermin überhaupt zu ergattern, hört sich einfacher an, als es im Endeffekt dann ist. Zweimal hat man angerufen, wurde auf den zu erwartenden Monatsplan vertröstet. Dann gab es den ganzen Tag bei der Friseur-Fachfrau des Vertrauens noch exakt einen einzigen Slot, den man belegen durfte. Der Weg zum Laden am frühen Abend: ein Spießrutenlauf zwischen Menschentrauben, denen Abstand ein Fremdwort ist. Allein die U 5 nach Neuperlach - ein echter Albtraum für den zartbesaiteten Hygiene-Fanatiker! Was nützen Masken, wenn sie am Hals baumeln?
In der Mall zwar reichlich Anweisungen: Maskenpflicht! Vier Stufen Abstand auf der Rolltreppe! Trotzdem viel Gewusel vor und in den Läden. Und am Ziel schließlich noch der Albtraum des Daten-Bewahrers: Name, Telefon, Uhrzeit der Ankunft, Uhrzeit der Abreise - man muss schon einiges preisgeben, will man die Fransen loswerden. Ein Effekt, den die Idee, im Falle eines Corona-Ausbruchs Infektionsketten nachverfolgen zu können, zwar nachvollziehbar, aber nicht unbedingt erstrebenswerter macht.
Am Waschbecken, an dem die Zwangswaschung der Haare stattfindet, ist jeder zweite Platz abgeklebt. "Wir dürfen gar nicht anders", sagt die Fachfrau - und dass deshalb so schwer Termine zu bekommen seien, weil die Belegschaft nie vollständig da sein könne. Die Einweg-Plastikschürze kann einen dann schon gar nicht mehr aufregen - eher die Rechnung am Ende, diesmal mit Waschen. Das könnte man eigentlich selbst.
Was kostet ein Langhaarschneider?