Milbertshofen:Viel Platz im Stadtteil-Wohnzimmer

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Halteverbot bis in den September: In der Nietzschestraße ist derzeit mehr Platz für Menschen, weniger für Blech. (Foto: Catherina Hess)

Die Nietzschestraße ist ohnehin ein Anziehungspunkt - nun haben Familien mit Kindern dort noch mehr Gelegenheit zum Spielen

Von Lea Kramer, Milbertshofen

Ein Mann sitzt auf einer Bank neben dem Vasenbrunnen und telefoniert auf Italienisch. Es geht um Persönliches, das können Vorübergehende erahnen, denn ein paar Wortfetzen Amtsdeutsch wabern durch die frühabendliche Stille an der Nietzschestraße. Sie wird durchbrochen von Kinderlachen, als ein Schneeball die hinter einem Wohnmobil Versteckte kalt erwischt. Schneeball? Für die Anwohner der Milbertshofener Straße ist schon lange klar, dass der nördliche Teil der Nietzschestraße ein sehr gutes Draußen-Wohnzimmer ist - selbst im tiefsten Winter.

Nun hat die Stadt den Abschnitt zwischen Georgenschwaigstraße und Curt-Mezger-Platz für sie auch offiziell freigegeben: Die Nietzschestraße ist noch bis Ende September eine der neuen Sommerstraßen in der Stadt. Damit kann sie zum Verweilen, Ausruhen, Spielen, Treffen und für sonstige Aktionen prima genutzt werden, temporär zumindest.

Eine Sackgasse, viele Bäume, wenig Verkehr: Gerade der hintere Bereich am Rande des Curt-Mezger-Platzes eigne sich gut, um die Aufenthaltsqualität der Straße zu verbessern, hatte es aus dem Mobilitätsreferat schon zu Beginn der Planungen geheißen. Zudem bestehe durch die Nähe zum Wochenmarkt und die angrenzende Dankeskirche bereits ein Anziehungspunkt im Viertel. Bei einer anschließenden digitalen Bürgerveranstaltung zeigte sich, dass sich vor allem Familien mit Kindern von dem zeitlich begrenzten verkehrsberuhigten Bereich eine Verbesserung versprechen.

Aus diesem Grund hatte sich auch der Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart für eine Umgestaltung ausgesprochen, die besonders viel Platz verschafft. Das Mobilitätsreferat hatte dem Bezirksausschuss zwei Varianten vorgestellt, bei denen Pflanzkästen und Stühle unterschiedlich auf der Nietzschestraße angeordnet worden wären. Dabei hätte eine unterschiedliche Zahl an Parkplätzen wegfallen müssen. Die Lokalpolitiker favorisierten einen Planungsvorschlag, bei dem 30 Stellplätze gewichen wären. "Bevor die Sommerstraße gar nicht kommt, nehmen wir aber auch die zweite Variante", sagte der BA-Vorsitzende Fredy Hummel-Haslauer (SPD) Ende Juli ausgesprochen pragmatisch.

Die zweite Variante sah den Wegfall von nur 20 Stellplätzen vor. Diese Option sei dem Mobilitätsreferat zunächst sinnvoller erschienen, da sie nach Meinung der Verantwortlichen weniger Konfliktpotenzial barg. Da sich aber sowohl der BA als auch die Bürger für die Variante mit dem Wegfall des kompletten Längsparkstreifens auf der Südseite der Straße entschieden hatten, hat das Mobilitätsreferat nun tatsächlich die längere Sommerstraße eingerichtet und auf den Parkplätzen Pflanztöpfe sowie Sitzgelegenheiten aufgestellt. "Der Zeitraum wurde möglichst kurz gewählt und liegt um die bayerischen Sommerferien herum, in denen insgesamt ein geringerer Parkdruck in München beobachtet wird", relativiert eine Sprecherin des Mobilitätsreferats mögliche Negativauswirkungen vorsorglich.

Und so können bis auf weiteres nun noch mehr Milbertshofener ausprobieren, was die Anwohner der Nietzschestraße schon lange wissen: dass diese sich optimal als Draußen-Wohnzimmer eignet, im Sommer umso mehr.

© SZ vom 16.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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