Milbertshofen/Schwabing:Zuschuss für den langen Weg zum Hort

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Müssen lange Wege managen: Fünf von 16 Kindern und Eltern. (Foto: Corinna Guthknecht)

16 Erstklässler müssen demnächst täglich drei Kilometer per MVV von der Grundschule bis zu den "Haimi Kids" bewältigen

Von Ellen Draxel, Milbertshofen/Schwabing

Anke Fischer und Birgit Höffling haben lange nach einem Betreuungsplatz für ihre beiden Töchter gesucht. Die Mädchen kommen im September in die erste Klasse der Grundschule an der Torquato-Tasso-Straße, mit etwa 50 weiteren Kindern. Fischer arbeitet als Redakteurin bei einem Verlag und Höffling in der München Klinik, sie sind nicht zuhause, wenn bei ihren Sechsjährigen der Unterricht um kurz vor halb zwölf endet. Deshalb haben sie sich bei sämtlichen Horten und Mittagsbetreuungen im Umkreis der Schule umgehört - ohne Erfolg. Alle Einrichtungen waren bereits ausgebucht.

Fischer hatte schon viele Briefe geschrieben, unter anderem an Oberbürgermeister Dieter Reiter. Dann wurden die beiden Mütter, gemeinsam mit 14 weiteren Erstklass-Eltern, die ebenfalls leer ausgegangen waren, schließlich doch noch fündig. Der Haken: Die Einrichtung, die die Grundschüler nun aufnimmt, liegt knapp drei Kilometer entfernt zwischen Münchner Freiheit und Englischem Garten. "Ist nicht ideal", sagt Fischer. Aber sie freue sich, endlich eine Lösung gefunden zu haben. Höffling meint, sie habe "ein tolles Gefühl" bei den "Haimi Kids". Was als Problem bleibt, sind die Kosten.

Da sind zum einen die Gebühren für die Elterninitiative. Nach der kürzlich vom Stadtrat beschlossenen Neuregelung kostet eine Betreuung in einem städtischen Hort bis 17 Uhr je nach Einkommen der Eltern von September an zwischen 57 und 133 Euro pro Kind und Monat. Wer weniger als 50 000 Euro verdient, muss überhaupt nichts bezahlen. Höffling als Angestellte bei einem städtischen Unternehmen erhielt zwar einen Kontingentschein für einen dieser günstigen städtischen Betreuungsplätze. Doch weil es nicht genügend Plätze für alle gibt, wurde unter den Bewerbern gelost - und sie ging leer aus. Nun muss sie 200 Euro monatlich für die gleiche Leistung bei einem privaten Träger ausgeben - "ungerecht", wie sie findet.

Finanzproblem Nummer zwei sind die Fahrtkosten von der Schule zu den "Haimi Kids". Weil es bei privaten Bussen keine Kapazitäten mehr gab und das Mieten eines solchen Busses laut Höffling zudem "irre viel Geld" verschlungen hätte, nutzen die 16 Kinder nun den öffentlichen Nahverkehr. Möglich ist das, weil die Schule "eine logistische Meisterleistung" vollbringe, indem sie dafür sorge, dass alle betroffenen Kinder gleichzeitig Schulschluss hätten, loben die Eltern. Von der Schule aus gehen die Mädchen und Jungen bis zur Haltestelle Klopstockstraße, steigen dort in den Bus der Linie 142 und fahren bis zur Münchner Freiheit. Von da aus sind es dann noch einige hundert Meter bis zur Mittagbetreuung. Unterstützt werden die Kinder dabei von zwei Begleitpersonen der Einrichtung, die - ebenso wie die Fahrkarten - bezahlt werden müssen. Die Gesamtkosten für den Transport von 16 Erstklässlern in Höhe von rund 5500 Euro für ein Jahr sollen sich nun die Bezirksausschüsse Schwabing-West und Milbertshofen teilen. Denn jeweils acht Kinder kommen aus den beiden Stadtvierteln. Entschieden ist noch nichts, beide Gremien haben aber bereits ihr Wohlwollen signalisiert.

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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