Milbertshofen:Aktion für die Quote gescheitert

Lesezeit: 2 min

Wer kommt aufs Schild? In der Landeshauptstadt immer noch mehrheitlich Männer. Der Anteil weiblicher Persönlichkeiten als Namenspatinnen liegt in München bei nur elf Prozent. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Neun von zehn Straßen im Viertel sollten nach Frauen benannt werden - bis zum Gleichstand mit den Männern

Von Lea Kramer, Milbertshofen

Im Februar hat der Stadtrat zuletzt neue Straßennamen für München beschlossen. Im Olympiapark heißt nun ein Platz nach dem verstorbenen Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, der Rest der Straßen liegt in anderen Vierteln. Sechs Männer sind geehrt worden und sieben Frauen. Eine gerechte Aufteilung zwischen den Geschlechtern, möchte man meinen. Für ihren Stadtbezirk hatten die Lokalpolitiker in Milbertshofen-Am Hart allerdings noch radikalere Pläne. Diesen hat das Kommunalreferat der Stadt nun eine Absage erteilt.

Es war eine Forderung aus den Reihen der örtlichen Grünen, die in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Anfang des Jahres manchem missfallen hatte. Mindestens 90 Prozent der Straßen, die es künftig im Stadtbezirk zu benennen gilt, sollen den Namen einer Frau tragen, so die Forderung. Das solle solange angewendet werden, bis gleich viele Frauen wie Männer mit einem Straßenschild bedacht worden sind. Das Ziel: Frauen und ihre Leistungen auch im Stadtbild sichtbarer machen.

Bislang gibt es elf Frauen, die Patin für eine Straße in Milbertshofen-Am Hart standen. Bei den Männern waren es mehr 130, ein krasses Missverhältnis, das der BA allein nicht beheben kann. Nicht nur in Milbertshofen-Am Hart, in ganz München sind weibliche Persönlichkeiten im Stadtbild unterrepräsentiert. Gerade einmal elf Prozent der Straßen sind nach Frauen benannt. Es ist ein Problem, das der Stadtrat erkannt hat, der für die Namensvergabe zuständig ist. In der Vergangenheit hat er sich selbst verordnet, bei neuen Benennungen Frauen den Vorzug zu geben. Doch es geht nur langsam voran.

Der Antrag aus dem Münchner Norden wird die Geschlechtergerechtigkeit auf der Straße wohl ebenfalls nicht beschleunigen. Die Zuständigkeit für die Vergabe von personenbezogenen Straßennamen bleibt weiterhin beim Stadtrat. Dieser wählt aus einer geheim gehaltenen Prioritätenliste Namen aus, die zunächst im Ältestenrat diskutiert und dann im Kommunalausschuss beschlossen werden. Momentan stehen auf dieser Liste 17 Frauen- und sieben Männernamen. Welche das sind? Geheim.

"Aufgrund der Zuständigkeit des Stadtrates und der daraus resultierenden, stadtweit gleichen Handlungsweise ist es nicht möglich, für den Stadtbezirk 11 die gewünschte Benennungsquote einzuführen", schreibt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) in ihrer Antwort auf den BA-Antrag. Immerhin hat das Referat angekündigt, dass es dem BA Milbertshofen-Am Hart keine Straßenzüge mit Sachbezug mehr vorschlagen will, etwa Pflanzen- oder Flurnamen. Über diese dürfte nämlich der BA allein entscheiden. So kann sich keiner sicher sein, ob der nächste neue Straßenname in Milbertshofen-Am Hart männlich oder weiblich ist.

© SZ vom 17.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: