Sie ist ein echtes Problembauwerk, die frühere Zuschauertribüne des ehemaligen Flughafens in Riem, ein Denkmal, das verrottet und zugleich ein Biotop, das keiner pflegen kann, da das Bauwerk drunter mittlerweile als einsturzgefährdet gilt. Die Renovierung der rund 500 Meter langen Anlage würde Millionen kosten. Eine Nutzung, die diesen Aufwand rechtfertigen könnte, ist nicht in Sicht.
So saß die Stadt, der die Immobilie gehört, das Problem aus. 2012 wurde dann auf den steten Druck aus dem Stadtviertel ein Sicherungs- und Teilsanierungskonzept beschlossen. Für die Lokalpolitiker, die diesem Wahrzeichen einen hohen ideellen Wert zumessen, war es ein Pseudo-Konzept, denn der zu sanierende Teil wäre winzig gewesen. Geschehen ist außer ein paar Sitzungen ohnehin gar nichts.
Messestadt Riem:Ein Turm mit Zukunft
Das Medizintechnologie-Unternehmen Brainlab legt in der Messestadt den Grundstein für die neue Firmenzentrale
Jetzt soll sich der Stadtrat Mitte Oktober wieder mit der Tribüne befassen. Mit einbezogen in die Überlegungen wird nun auch der Kopfbau, das frühere Kassenhaus der Tribüne. 2005 zur Bundesgartenschau war er so hergerichtet worden, dass ein Café, die Buga-Lounge, einziehen konnte. Dann wurde er temporär als Eventlocation genutzt, derzeit steht er wieder leer.
Was es für Möglichkeiten gibt
Der Bezirksausschuss hatte sich immer eine soziale oder kulturelle Nutzung gewünscht, doch inzwischen ist klar, dass weder das Sozial- noch das Kulturreferat Bedarf sehen. Also will die Stadt sich auf Gastronomie konzentrieren. Da Anbauten an den Kopfbau nicht zulässig sind, bräuchte ein Wirt einen Teil des Raumes unter der Tribüne als Lagerfläche, für Sanitäreinrichtungen oder Sozialräume. Deshalb muss mindestens dieser Abschnitt der Tribüne nun instand gesetzt werden. Der Bezirksausschuss hofft, dass dann gleich auch noch die Sanierung einer zweiten Kammer drin sein könnte, eventuell für einen Schützenverein oder als Musikübungsraum.
Doch die Stadtverwaltung will sich offenbar weiter Zeit lassen. Das Papier aus dem Kommunalreferat sieht vor, erst einmal die Westseite der Tribüne zu sichern und zu stabilisieren und eine feste und verkehrssichere Umzäunung zu bauen. Dies könne noch in diesem Jahr erledigt werden. Die Teilsanierung aber will die Stadt erst angehen, wenn sie genau weiß, wie sich die Umgebung der Tribüne verändert. Und da tut sich einiges: Noch ist nicht genau geklärt, wie nah der vom Stadtrat grundsätzlich beschlossene neue Campus aus Gymnasium und Realschule an die "Ruine" heranrücken wird. Auch die Machbarkeitsstudie zur Umfahrung für Kirchtrudering steht aus. Wann mit dem Neubaugebiet am Rande Kirchtruderings begonnen wird, ist ebenfalls noch unklar.
Der Bezirksausschuss aber fordert, dass der Kopfbau "nach zehnjährigem Dahindümpeln" schnell einen dauerhaften Wirt findet. Dafür müsse die Stadt jetzt die richtigen Voraussetzungen schaffen. Es könne nicht angehen, dass ein Pächter selbst für einen Fernwärmeanschluss des bisher heizungslosen Bauwerks sorgen soll.
Ideen gibt es viele, aber das Denkmal muss erhalten werden
Auch die Stellplatzfrage müsse die Stadt klären. Die dafür langfristig vorgesehene Fläche südlich des alten Riemer Friedhofs hat sie bisher nicht kaufen können, es müsse eine provisorische Lösung her. Das gelte auch für die Zufahrt. Lasse der gültige Bebauungsplan das nicht zu, müsse man den Bereich eben herausschälen aus dessen Geltungsbereich: Dieses Verfahren hatte auch beim Bau der Helsinkischule Erfolg.
Nur mit Heizung und Parkplätzen solle der Kopfbau angeboten werden, sonst wäre die Schwelle für Bewerber zu hoch. Schützenhilfe bekommt der Bezirksausschuss vom Kulturreferat. Dieses hat noch Geld im Topf für die "Kunstprojekte Riem" und hat sich als Standort für ein Werk im öffentlichen Raum, das dem Stadtrat demnächst vorgestellt werden soll, den Bereich der Tribüne auserkoren. Dazu aber müsse die Tribüne bereits stabil stehen.
Gegenwind allerdings bläst aus der Kämmerei: Diese weist darauf hin, dass ein Eigentümer gesetzlich zum Erhalt eines Denkmals verpflichtet sei, "soweit ihm das zuzumuten ist". Zumutbarkeit ist für die Kämmerei mit "Wertgewinn" verknüpft. Der sei hier nicht zu erwarten. Dem widerspricht der Bezirksausschuss vehement, er erinnert an die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Auch der Erhalt von Bavaria oder Siegestor lasse sich ja nicht refinanzieren. Der BA verlangt dazu eine Stellungnahme des Landesdenkmalamtes.