Meine Woche:Sogar mit weißem Sarg

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Johanna Tamm leistet Bundesfreiwilligendienst. Sie gehört zum Team, das in der Kinder- und Jugendkulturwerkstatt eine Fabrik des Grauens gestaltet. (Foto: privat)

Spinnennetze, Grabsteine aus Styropor -Johanna Tamm gestaltet mit Kindern und Jugendlichen ein Labyrinth des Grauens

Von birte bredow

Weiße Hände aus Gips stapeln sich in einem Eimer, hölzerne Figuren starren in den großen Raum, auf einem Tisch liegen schwarze Kugeln, die sich in Spinnen verwandeln sollen: In Pasing veranstaltet die Kinder- und Jugendkulturwerkstatt an der August-Exter-Straße 1 die Fabrik des Grauens. Seit dem 8. Februar können Fünf- bis Fünfzehnjährige hier mittwochs bis samstags bei freiem Eintritt von 14.30 bis 18 Uhr ihre eigene Geisterbahn bauen. Johanna Tamm , die Bundesfreiwilligendienst leistet, gehört zu der Gruppe, die das Projekt betreut. Sie versucht den Kindern so wenig wie möglich vorzuschreiben: "Es wird besser, wenn man sie einfach machen lässt." Da entsteht dann auch schon mal ein Roboter im weißen Ballkleid.

Trotzdem hat das Team das grobe Konzept entwickelt: Die Geschichte einer unheimlichen Fabrik, in der Roboter zum Leben erwachen und dafür ein Stück eines Kindes brauchen. Welcher Teil das ist, hat noch keiner festgelegt. "Oft wird es ja noch gruseliger, wenn man sich fragt, was genau passiert ist", erklärt die 19-Jährige die Idee dahinter. Besonders unheimlich wirken die lichtdurchfluteten Räume noch nicht, aber sie sollen sich am Samstag, 25. Februar, in ein düsteres Labyrinth verwandeln. Von 14 bis 18 Uhr steigt das Abschlussfest. Die Kinder, aber auch Tamm und ihre Kollegen, übernehmen die Aufgabe, die kleinen Besucher zu erschrecken, sie werden zur verrückten Sekretärin oder zum Untoten. Eine Theatergruppe führt in den Kulissen ein gruseliges Stück auf - worum genau es geht, will Tamm noch nicht verraten. Wer dabei sein möchte, zahlt fünf Euro Eintritt.

Bis es soweit ist, hat das Team noch eine Menge zu tun. Vormittags, wenn die Jungen und Mädchen nicht da sind, müssen die Aufgaben erledigt werden, für die sie noch zu klein sind - so hängen die Erwachsenen etwa Spiegel und Spinnenetze auf. Viel Spaß haben sie daran, in den Lagerhallen und dem Kostümfundus des Vereins nach Deko und Verkleidungen zu suchen. Johanna Tamm ist besonders für zwei Bereiche zuständig: das Horrorlabor und den Friedhof. Da müssen Regale für Gläser mit mysteriösen Flüssigkeiten an die Wand geschraubt und Styroporblöcke zu Grabsteinen gesägt werden. Sogar einen weißen Sarg hat die Gruppe aufgetrieben.

Obwohl sie den ganzen Tag auf den Beinen ist, geht es für die 19-Jährige abends dreimal die Woche zum Handball. Seitdem sie neun Jahre alt ist, spielt sie beim TSV Allach 09. Auch mit der Pasinger Fabrik ist sie von Kindheit an verbunden: Als Mädchen verbrachte sie selbst ihre Freizeit oft hier.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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