Meine Woche:"Inzwischen läuft's gut"

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Barbara Marc hat die Reihe "Kultur am Reinmarplatz" etabliert

Von Sonja Niesmann

Zuhause sein wird Barbara Marc in dieser Woche eher selten. Am Dienstagnachmittag etwa hat die SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus, deren Vorsitzende sie ist, eine Veranstaltung im Ratskeller. Am Abend nominiert die Münchner SPD Dieter Reiter wieder zum Oberbürgermeisterkandidaten, da ist Barbara Marc natürlich dabei. Ein Treffen des sozialen Netzwerks Regsam, an dem sie als örtliche Seniorenvertreterin üblicherweise teilnehmen würde, muss die Nymphenburgerin an diesem Tag schon sausen lassen. Am Donnerstagabend, 14. November, ist die 74-Jährige dann ausnahmsweise nicht sozialpolitisch, sondern kulturell unterwegs: Im Begegnungszentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Reinmarplatz zeigen die Filmemacher Stefanie Landgraf und Johannes Gulde um 19.30 Uhr "Wie lebst du denn?", eine Dokumentation über Haupt- und Berufsschüler mit und ohne Migrationshintergrund.

Die "Kultur am Reinmarplatz", eine Reihe mit monatlich einer Veranstaltung, hat Barbara Marc ins Leben gerufen, nachdem das Mehrgenerationenhaus der Städtischen Gewofag und der Genossenschaft Wogeno in Gern, nahe dem Dantebad, bezugsfertig war. "Ich wollte die Neueingezogenen zusammenbringen, untereinander und auch mit den Bewohnern eines benachbarten Blocks, und Kultur sollte die Brücke bauen." Der bis zu 90 Menschen fassende, unterteilbare Raum des Awo-Begegnungszentrums mit dem kleinen Café bot sich dafür an. Und es passt ja auch, denn der Namenspatron Reinmar, weiß Marc inzwischen, war ein Minnesänger, ein Zeitgenosse von Walther von der Vogelweide.

Eine Veranstaltung mit Joseph von Westphalen anfangs war gleich ziemlich gut besucht, wenn auch vor allem mit Fans und Freunden des geistreichen, ironischen Autors. Danach ging's erst einmal ziemlich zäh weiter, räumt Marc ein, "es war wirklich schwierig, die Menschen aus ihrer Wohnung zu locken". Immer mehr erweiterte sie den Radius ihrer Postkarteneinwürfe. Mag auch sein, dass manche mit "Arbeiterwohlfahrt" nicht gerade eine hippe Kultur-Location assoziierten.

Dabei ist das Programm breit gefächert und mit Anspruch. Es wird mittlerweile auch vom früheren Klassik-Chef des Bayerischen Rundfunks, Jürgen Seeger, selbst in Gern zuhause, mitverantwortet. Es gibt Gespräche mit bekannten Schriftstellerinnen wie Asta Scheib, Musikkabarett, einen Jazzfrühschoppen, den Tanz in den Mai, satirische Adventslesungen, das Weihnachtsoratorium oder die Johannespassion im Film. "Inzwischen", sagt Marc zufrieden, "läuft's gut."

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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