Mechthilde Wittmann:Zu forsch für die Herren

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Mechthilde Wittmann wurde bei den Vorstandswahlen von den Parteikollegen abgestraft. (Foto: oh)

Die CSU-Frau Mechthilde Wittmann wird bei den Vorstandswahlen des Münchner Bezirksverbandes mit einem Ergebnis von 42 Prozent düpiert. Sie fühlt sich als Sündenbock.

Von Andreas Glas, München

Am Tag danach, es ist kurz vor eins, sitzt Mechthilde Wittmann im Auto, sie ist auf dem Weg in den Landtag. Haushaltsausschuss, danach Untersuchungsausschuss. "Die Arbeit im Landtag hat für mich Priorität", sagt Wittmann am Telefon. Wie es ihr jetzt gehe? "Ich bin gelassen", sagt sie, weil es "diese Parteimauscheleien in München ja immer schon gegeben" habe. Ihre Stimme klingt trotzig, fast schon wurschtig. Doch wer sie am Abend zuvor im Hofbräukeller gesehen hat, kopfschüttelnd und spöttisch grinsend, der hat gespürt, dass es in ihr brodelt.

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Wittmann, 47, fühlt sich als Sündenbock. Für Bezirkschef Ludwig Spaenle dagegen ist sie eine Querulantin, ein Maulwurf - und deshalb hat er sie absägen lassen. Das jedenfalls glaubt Wittmann, "mir haben ja im Vorfeld mehrere Delegierte signalisiert, dass da was geplant ist", sprich: Dass Spaenle dafür geworben habe, sie als Bezirksvize der CSU München abzuwählen. Und so kam es dann auch.

Dabei schien es zuletzt perfekt zu laufen für Wittmann: Erst das Landtagsmandat, vergangenes Jahr dann die Wahl in den Bezirksvorstand. Wittmann ist der Typ Kinder, Küche und Karriere. Sie ist Rechtsanwältin und hat nebenbei zwei Mädchen großgezogen, ist attraktiv, wortgewandt, klug, hat Ausstrahlung. Sie ist genau so, wie sich Parteichef Horst Seehofer die großstädtische CSU-Vorzeigefrau wünscht.

Dumm nur, dass sie damit auch jenen Frauentyp repräsentiert, mit dem sich viele CSU-Männer immer noch schwer tun - und den sie gern als Quotenfrau abstempeln, seit Seehofer die Frauenquote für Posten im Parteivorstand eingeführt hat. "Wenn diese Quotenfrau dann auch noch einen guten Job macht und nicht auf den Mund gefallen ist, dann ist sie für manche Männer natürlich eine Drohkulisse", sagt eine Parteikollegin, die glaubt, Spaenle sei einer dieser Männer.

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Auf den Mund gefallen ist Wittmann wirklich nicht. Sie hat sich selbst mal als "Terriertyp" beschrieben, als eine, die zubeißen kann. Sie wollte damit sagen, dass sie mit scharfer Zunge für ihre politischen Ziele kämpft, zum Beispiel für einen Tunnel an der Landshuter Allee, ihr Lieblingsthema. Intern kam die Scharfzüngigkeit weniger gut an, mit ihrer direkten Art soll sie sich Feinde gemacht haben in ihrem Kreisverband im Münchner Nordwesten. Sagen die einen. Andere sagen, es gebe da einen Kreis um Stadtrat Alexander Dietrich, der Wittmann aus dem Weg räumen wolle, um selbst mehr Einfluss zu kriegen. Dass dieser schmutzige Machtkampf jüngst publik wurde, dafür hat Bezirkschef Spaenle dann Wittmann verantwortlich gemacht. Ein Urteil, das ihr nun zum Verhängnis geworden ist.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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