Massenandrang zur Wiesn bei S- und U-Bahn:Kurz vor dem Kollaps

Lesezeit: 2 min

Der Massenandrang zur Wiesn führt S- und U-Bahn an die Kapazitätsgrenzen. Deshalb soll es mehr Züge, mehr Personal und einen neuen Fußweg geben. Doch eine weitere Großveranstaltung zur Oktoberfestzeit bereitet den Verantwortlichen Sorgen.

Marco Völklein

Mit zusätzlichem Personal, zusätzlichen Zügen und einem neu ausgeschilderten Fußweg vom Hauptbahnhof zur Wiesn bereiten sich Verkehrsunternehmen und Sicherheitskräfte auf den Start des Oktoberfests am 22. September vor. Die Deutsche Bahn will 600 zusätzliche S-Bahnen und 160 zusätzliche Regionalzüge einsetzen, die vor allem in den Abendstunden die Besucher von der Festwiese abtransportieren sollen.

Die Menschenmassen, die zur Wiesn pilgern, stellen MVG und Deutsche Bahn in München Jahr für Jahr auf eine Belastungsprobe. Zum Beispiel hier am Eingang zur U-Bahn-Station Theresienwiese, die letztes Jahr insgesamt 170 Mal vorübergehend gesperrt werden musste. (Foto: Claus Schunk)

Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzt zusätzliche Züge ein, um an den Stationen rund um die Wiesn mindestens alle fünf Minuten eine U-Bahn abfahren zu lassen. Allein die S-Bahn zählt während der Wiesn täglich etwa 100 000 Fahrgäste mehr als an einem normalen Wochentag. Bahn wie MVG räumen ein, dass sie wegen des Massenandrangs rund um die Wiesn mittlerweile "hart an der Kapazitätsgrenze" fahren.

Brennpunkte sind vor allem der S-Bahnhof Hackerbrücke und der U-Bahnhof Theresienwiese. So musste die MVG im vergangenen Jahr die U-Bahn-Station an der Theresienwiese 170-mal sperren - so oft wie nie zuvor. Die Bahn stoppte 17-mal den S-Bahn-Verkehr, weil sich Betrunkene zwischen den Gleisen aufhielten. Das sei "ein Spiel mit dem Tod", warnt S-Bahn-Chef Bernhard Weisser. Neunmal zogen Randalierer die Notbremse. Die Pünktlichkeit bei der S-Bahn sank während der Wiesn auf unter 90 Prozent, sagt Weisser: "Für uns ist das ein Alarmzeichen."

Unter anderem sollen an der Hackerbrücke bis zu 60 Sicherheits- und Servicemitarbeiter Ordnung schaffen. Wie im vergangenen Jahr wird die Polizei zudem auf der Hackerbrücke einen Lautsprecher-Bus aufstellen, um die Besucher zu informieren. Bei einem zu großen Andrang sollen die Beamten den Zugang zur Brücke abriegeln - und die Fahrgäste erst wieder in Richtung S-Bahn durchlassen, wenn sich die Lage auf dem Bahnsteig deutlich entspannt.

Die für die Bahnanlagen zuständige Münchner Bundespolizei-Inspektion erhält während der Wiesn Verstärkung von 100 Kollegen aus anderen Bundesländern; unterm Strich sollen so etwa 150 Beamte rund um Hauptbahnhof und Hackerbrücke im Einsatz sein, kündigt Inspektionsleiter Jürgen Vanselow an.

Sollte die Station an der Hackerbrücke überfüllt sein, werden neu ankommende S-Bahnen dort gar nicht halten - was dann die Verantwortlichen für die U-Bahn vor Probleme stellt. Denn am Hauptbahnhof werden viele in die U 4/5 drängen. MVG-Chef Herbert König hatte daher zuletzt angekündigt, den "Zufluss noch rigider" zu begrenzen.

Das sei auch eine Konsequenz aus dem Duisburger Loveparade-Unglück von 2010. Um U- und S-Bahn zu entlasten, setzen Bahn und MVG darauf, dass die Besucher zu Fuß vom Hauptbahnhof zur Wiesn und zurücklaufen. Die Wege will die Stadt heuer erstmals ausschildern. Die CSU hatte eine zusätzliche Tram- oder Bus-Pendellinie gefordert. Die MVG hatte den Vorschlag wegen zu geringer Kapazitäten zurückgewiesen.

Sorgen bereitet den Verantwortlichen außerdem der 3. Oktober, der mitten in die Oktoberfestzeit fällt. Da Bayern derzeit den Vorsitz im Bundesrat führt, veranstaltet die Staatskanzlei am Tag der Deutschen Einheit auf der Ludwigstraße ein großes Bürgerfest. Erwartet werden etwa eine halbe Million Besucher. Um gerüstet zu sein, hält allein die Bundespolizei laut Vanselow an dem Tag etwa 120 Beamte zusätzlich in Bereitschaft.

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Modelle im öffentlichen Nahverkehr
:Vom Groschenwagen zum C2.11

150 Jahre Bus, 135 Jahre Tram, 40 Jahre U-Bahn: Die Münchner Verkehrsgesellschaft feiert am Wochenende drei Jubiläen. Ein Blick auf die Fahrzeuge des Münchner Nahverkehrs der Vergangenheit und Zukunft. In Bildern.

Simon Leonhardt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: