Marienplatz:Das Zentrum gehört den Fußgängern

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  • Radfahrer, Taxis und Busse werden von diesem Montag an vom Marienplatz verbannt.
  • Zunächst wegen der Umbauarbeiten des Hugendubel-Gebäudes. Aber die Fußgängerzone soll auch langfristig ausgedehnt werden.
  • Das Projekt ist umstritten - 3000 Bürger unterzeichneten eine Online-Petition dagegen, auch die MVG meldete Bedenken an.

Von Marco Völklein

Am Montag, 15. Februar, tritt die Sperrung des Marienplatzes in Kraft - für nahezu alles, was Räder hat. Radfahrer, Taxis und die Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) dürfen dann nicht mehr den Platz passieren. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) wird für die Radler eine Umfahrung über den Viktualienmarkt und die Sparkassenstraße ausschildern.

Ein erstes Schild soll von Süden kommend die Radfahrer bereits am Oberanger kurz vor dem Abzweig zum Rosental auf die Sperrung des Marienplatzes hinweisen. Von Norden kommend wird es Hinweise unter anderem auf Höhe des Spatenhauses geben. Um die Sperrung durchzusetzen, werden Verkehrsüberwacher "je nach Möglichkeit und insbesondere Notwendigkeit" kontrollieren, sagt Florian Schmelmer vom KVR. "Eine lückenlose Kontrolle ist zeitlich aber nicht leistbar."

Grund für die Sperrung ist zunächst der geplante Großumbau des Hugendubel-Hauses direkt am Marienplatz. Weil dort nur wenig Platz ist, müssen für den Umbau ein Kran sowie Baucontainer auf der Straße zum Rindermarkt aufstellen werden. Aus KVR-Sicht wird die Durchfahrt zu schmal, um zwei Buslinien, die Taxis und die 8000 Radfahrer aufzunehmen, die den Marienplatz an einem durchschnittlichen Tag queren. Die Sperrung sei "aus Sicherheitsgründen alternativlos", sagt Schmelmer. Die beengten Verhältnisse sowie das "außergewöhnlich hohe Fußgängeraufkommen lassen keine Ersatzlösung zu".

Mit diesen Schildern wird die Stadt die Radler auf die Sperre hinweisen. (Foto: KVR)

Die Fußgängerzone wird langfristig größer

Die Sperrung wegen der Baustelle ist aber nur ein erster Testlauf für ein umfangreicheres Projekt: CSU und SPD haben beschlossen, die Fußgängerzone am Marienplatz in den nächsten Jahren bis zum Alten Rathaus zu vergrößern - und den rollenden Verkehr auf lange Sicht komplett vom Marienplatz zu verbannen. Radfahrer sollen den Platz umfahren, weshalb zahlreiche (auch bauliche) Maßnahmen in den kommenden Jahren entlang der Alternativrouten geplant sind.

Die Rikschafahrer sollen sich laut KVR in den nächsten Wochen zwar noch auf dem angestammten Platz neben dem Fischbrunnen aufstellen können. Wo sie künftig stehen werden, soll aber voraussichtlich noch im Februar bei einem Termin an Ort und Stelle besprochen werden, sagt Schmelmer.

Ebenfalls weichen müssen von Montag an die Taxis und die Busse der MVG. Die Taxler werden sich auf die Plätze im Tal, am Rindermarkt, im Rosental und in der Dienerstraße aufteilen müssen. Die Busse der Linie 52 fahren von Montag an ab der Haltestelle Blumenstraße zum Sendlinger Tor und wenden dort. Die 132er-Busse wiederum wenden vorzeitig am Isartor und sparen sich den Schlenker durchs Tal, über den Viktualienmarkt und den Rindermarkt.

Wer dafür ist - und wer dagegen

Die MVG hatte sich für die Beibehaltung der Haltestelle auf dem Marienplatz ausgesprochen. Diese sei mit 6500 Nutzern täglich "einer der wichtigsten Umsteigeknoten im Busnetz". CSU-Fraktionsvize Michael Kuffer indes sieht in den Plänen einen "völlig logischen Schritt zur Anpassung der Fußgängerzone an die realen Verhältnisse". Am Marienplatz seien die Fußgänger eben in der Überzahl. Und Ingo Mittermaier (SPD) verteidigt das Vorgehen als "großen Gewinn für die Fußgänger".

Ähnlich sieht es der Geschäftsleute-Verband City Partner, der die Ausdehnung der Fußgängerzone begrüßt. Anderswo regt sich indes Protest: Insbesondere die Verlegung des Busstopps hat zwei Bezirksausschüsse erzürnt, etwa 3000 Bürger haben im Internet eine Petition gegen die Neuregelung unterzeichnet. Eine weitere Petition, die sich vordringlich gegen die Aussperrung der Radfahrer wendet, hat 1100 Unterstützer gefunden. Am kommenden Montag, 11 Uhr, protestieren Umweltverbände, die Rathaus-Grünen und zwei Rikscha-Unternehmer auf dem Marienplatz.

Auch in der Taxibranche trifft die Entscheidung auf heftige Kritik. So wollte sich ein Taxifahrer beim Verwaltungsgericht per Eilantrag gegen die Aussperrung wappnen und dem KVR vorsorglich die geplante Sperrung untersagen lassen. Das Gericht allerdings wies den Antrag ab, nun liegt das Verfahren beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Dort hat man nach Auskunft eines Sprechers noch nicht darüber entschieden. Sollte der Eilantrag abgewiesen werden, besteht dennoch die Möglichkeit, erneut vor Gericht zu ziehen. Dann müsste ein Kläger keinen vorbeugenden Rechtsschutz mehr beantragen, sondern sich konkret gegen die Verfügung des KVR wenden, die am Montag in Kraft tritt.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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