Ludwigsvorstadt/ Isarvorstadt:Pegasus fliegt

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Die Zeit läuft ab: Im August müssen die Pfadfinder vom Pegasus-Stamm das Haus verlassen. Das Gebäude soll abgerissen werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Stadt kündigt einem Pfadfinderstamm, der seit 15 Jahren in einem Bau an der Pestalozzistraße seinen Sitz hat. Nach dem Abriss könnte hier eine Informationsstelle für Friedhofsbesucher entstehen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Auf dem Alten Südlichen Friedhof wird niemand mehr begraben, doch er ist unbestritten etwas Besonderes: Er zählt zu den ältesten Friedhöfen der Stadt, steht unter Denkmalschutz und zieht mit seiner schaurig-schönen Atmosphäre Spaziergänger in den Bann. Die Grabsteine legen Zeugnis ab von den Menschen der Münchner Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Denn zwischen 1788 und 1886 war der Südliche Friedhof die einzige Begräbnisstätte Münchens. Vor eineinhalb Jahren wurde er mit dem Waldfriedhof in die Europäische Route der Friedhofskultur aufgenommen. Das heißt: Er steht in einer Reihe mit dem Wiener Zentralfriedhof und dem Pariser Père Lachaise. Seitdem möchte die Münchner Friedhofsverwaltung dringend eine Informationsstelle für Besucher einrichten.

Die Gelegenheiten dafür sind ohnehin rar in der Innenstadt, offenbar gibt es dafür auch auf dem Friedhof kaum eine Möglichkeit. Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) brütet derzeit über einem Konzept. Man wolle einen Antrag der CSU-Stadträte Richard Quaas und Manuela Olhausen umsetzen und vor der Sommerpause dem Stadtrat vorlegen, hieß es seitens der Behörde. Die beiden Stadträte setzen sich für das Vorhaben der Friedhofsverwaltung ein und hatten im Oktober 2014 in einem Antrag eine Informationsstelle gefordert. Erfahrungen in Städten, die an der Aktion "Europäische Route der Friedhofskultur" beteiligt sind, hätten ergeben, dass die Zahl der Friedhofsbesucher ausländischer Herkunft deutlich angestiegen sei, hatte Stadträtin Olhausen damals den Antrag begründet.

Noch äußert sich das RGU nicht dazu, wo es das Konzept für ein Info-Häuschen verwirklichen möchte. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass dafür der Pfadfinderstamm Pegasus, der seit 15 Jahren in einem Bau der Straßenreinigung an der Pestalozzistraße nahe dem Alten Südfriedhof untergebracht ist, sein Stammhaus verlieren soll. Das Kündigungsschreiben der Stadt liegt den Pfadfindern bereits vor; im August müssen sie ihre Räume verlassen. "Ein Pfadfinderstamm ist keine städtische Aufgabe", begründet die Stadt den Rauswurf. Man habe erst noch versucht, den Pfadfindern eine Alternative zu bieten, das sei leider nicht geglückt. Das Kommunalreferat ließ verlauten, man wolle den Jugendlichen eine "reelle Chance" geben, selbst eine neue Bleibe zu finden. Deshalb wolle die Stadt mit dem Abriss bis zu ihrem Auszug warten und habe das Vertragsende bis August angesetzt. Begründet wird die Kündigung vom Kommunalreferat mit Platzproblemen der Straßenreinigung. Diese brauche dort vor allem eine Waschanlage. Auch müsse man weitere Fahrzeuge unterbringen, der Betriebshof sei einer der wichtigen Innenstadt-Standorte. Außerdem solle das Gebäude abgerissen werden, es sei in keinem gutem Zustand. Es sei richtig, dass das Areal noch in den Achtziger- und Neunzigerjahren saniert wurde. Allerdings sei heute der Verwaltung nicht klar, warum die Gebäude damals nicht gleich abgerissen wurden.

Der Bezirksausschuss (BA) hatte offenbar einen Zusammenhang mit der gewünschten Infostelle für den Alten Südfriedhof und der Kündigung vermutet. Er stellte den Antrag, diese zurückzuziehen. An der Stelle des Pfadfinderheims sei das Infozentrum "nicht vorstellbar", hieß es in der Sitzung des BA dazu. Der Sprecher im Kommunalreferat, Bernd Plank, hält dagegen: Das Infozentrum sei an dieser Stelle "durchaus umsetzbar". An solchen Plänen werde auch gearbeitet. Beim BA sei das Thema zumindest "vorgefühlt" worden. Deshalb komme der Antrag - zumindest aus Sicht der Referate - überraschend.

Stadträtin Manuela Olhausen ist erstaunt über die Wege, die ihr Antrag, der offiziell noch gar nicht beantwortet ist, einschlägt. Zunächst sei er ein Auftrag an die Verwaltung gewesen, die Möglichkeiten für die Einrichtung eines Info-Centers zu eruieren, sagt sie. Es sei enorm schwierig, in der Gegend Platz zu finden, um dem Wunsch der Friedhofsverwaltung nachzukommen. Aber es sei nicht ihr Wunsch, die Pfadfinder zu vertreiben. "Wenn ihnen deshalb gekündigt wird, muss man zumindest eine Alternative finden."

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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