LTE-Technik im Nahverkehr:Schnelleres Internet in der U-Bahn

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  • Das Handynetz im Münchner Untergrund ist ausgelastet. Denn nach Angaben von Vodafone werden heutzutage bis zu vier Mal mehr Daten im Untergrund abgerufen und verschickt als vor zwei Jahren.
  • Bis Ende 2017 soll nun das komplette, 95 Kilometer umfassende U-Bahn-Netz mit der neuen LTE-Technik ausgerüstet werden.

Von Marco Völklein, München

Viele Nahverkehrskunden stören sich daran, dass es gerade in den Stoßzeiten im U-Bahn-Netz nur ruckelt und zuckelt. Ähnliches stellen sie auch beim Blick auf ihre Smartphones fest: E-Mails gehen nicht raus, Internetseiten bauen sich nur sehr langsam auf. Das Mobilfunknetz in den unterirdischen Röhren operiert "spürbar an der Kapazitätsgrenze", räumt selbst Herbert König, der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), ein. Nach Angaben des Netzbetreibers Vodafone werden heutzutage bis zu viermal mehr Daten im Untergrund abgerufen und verschickt als noch vor zwei Jahren.

Doch mit dem Schneckentempo auf dem Smartphone soll es bald ein Ende haben. Die Mobilfunkanbieter Vodafone, Telefónica und Telekom werden in den nächsten Jahren ihr gemeinsam betriebenes unterirdisches Handynetz aufrüsten. So soll bis Ende 2017 das komplette, 95 Kilometer umfassende U-Bahn-Netz mit der neuen LTE-Technik ausgerüstet werden.

Die MVG zahlt für den Netzausbau keinen Cent

Schon heute versorgen laut Vodafone etwa 140 Funkzellen im Untergrund die Smartphone-Nutzer mit mobilem Internet, allerdings noch auf Basis des Mobilfunkstandards HSPA. Der ermöglicht Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 40 MBit pro Sekunde - dies aber oft nur in der Theorie. Denn je mehr Nutzer in einer Funkzelle unterwegs sind, und zwar unter- wie oberirdisch, desto weniger Übertragungskapazität steht jedem einzelnen zur Verfügung. Mit der LTE-Technik soll die Übertragungsgeschwindigkeit laut einer Vodafone-Sprecherin immerhin auf bis zu 250 MBit pro Sekunde steigen.

Das Handynetz im Münchner Untergrund betreiben die drei Konzerne gemeinsam. Das ist nicht selbstverständlich, in Berlin zum Beispiel werkeln die Unternehmen separat an unterirdischen Netzen. Zur Höhe der Investitionen äußern sich die Firmen nicht. Nur so viel: Die MVG als 100-prozentige Tochterfirma der Stadt zahlt für den Netzausbau keinen Cent.

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Um das Netz nun auf LTE-Niveau zu hieven, müssen Spezialfirmen im Untergrund zunächst einiges an Technik installieren. So muss ein neuer, zentraler Technikraum errichtet werden, in dem sämtliche Kabel zusammenlaufen. Es gibt zwar schon einen solchen Raum, in dem die alte Technik gebündelt ist. Doch dieser ist zu klein für die LTE-Ausstattung. Zudem müssen die Sende- und Empfangsanlagen in den Tunnelröhren ausgetauscht oder erweitert werden. "Das geht nicht von heute auf morgen", heißt es bei Vodafone. Die Firmen würden aber versuchen, die zusätzlichen Anlagen in den Nachtstunden zu installieren. Sperrungen ganzer Tunnelstrecken seien dafür nicht nötig. "Der Kunde kriegt davon nichts mit."

Braucht es die Monitore im Untergrund noch?

Viele Jahre hatte sich die MVG gegen Mobilfunk in der U-Bahn gesperrt. Umfragen hätten gezeigt, dass sich die Fahrgäste durch das Gequatsche gestört fühlten, hatte König argumentiert. Doch spätestens mit dem Angriff auf Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln und anderen Taten (unter anderem eine Attacke auf einen Rentner im Arabellapark) setzte ein Umdenken ein.

Mittlerweile sagt MVG-Chef König sogar: "Wir sehen im täglichen Betrieb, wie wichtig die mobile Datenanbindung für unsere Fahrgäste ist." So fragen viele Kunden über die MVG-eigene Smartphone-App unter anderem Fahrplanauskünfte ab, sie informieren sich bei Störungen oder erwerben über das Handy ihren Fahrschein.

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Skeptiker fragen sich angesichts dieses Nutzungsverhaltens daher bereits, ob es sich die MVG nicht sparen sollte, Monitore zum Beispiel an den Stationen und Bahnhöfen aufzuhängen, die die tatsächlichen Abfahrtszeiten anzeigen. Schließlich trage ja mittlerweile fast jeder eine solche Anzeige ständig in der Jackentasche mit sich herum. Doch König hält an den Monitoren fest: Man müsse auch Kunden mit Infos bedienen, die sich kein Smartphone leisten können oder wollen.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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