Löwen gegen Rechts:Hartnäckig im Kampf gegen den Sumpf

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Die Fan-Initiative "Löwen gegen Rechts" wurde lange vom Verein ignoriert. Heute loben die Mitglieder die Zusammenarbeit.

Gerald Kleffmann

Die Fan-Initiative "Löwen gegen Rechts" wird lange vom Verein ignoriert - heute loben die 100 Mitglieder die Zusammenarbeit mit der Führungsetage. Herbert Schröger, 50, engagiert sich zusammen mit 80 bis 100 Gleichgesinnten in der Initiative "Löwenfans gegen Rechts".

Unter die Löwen-Fans mischen sich immer wieder Nazis. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Schröger, Ihre Organisation hat 2009 den inzwischen sehr renommierten Julius-Hirsch-Preis verliehen bekommen. Hat sich in Ihrer Arbeit und in der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit etwas dadurch geändert?

Schröger: Es hat sich schon etwas getan. Manche Anhänger des Vereins im Umland haben uns mehr schätzen gelernt. Wir hatten zuvor ja bei einigen den Ruf, eine Art Sektierer zu sein. Im Verein selbst nimmt man uns natürlich auch ernster als etwa noch zu Zeiten des früheren Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser.

SZ: Wie war das damals?

Schröger: Wir hatten ihm einmal im Monat einen Brief geschrieben und über die Entwicklungen informiert. Diese Briefe sind aber wohl immer im Papierkorb gelandet, ein Feedback gab es jedenfalls nie. Außer, es standen Wahlen an, bei denen auch unsere Stimmen wichtig waren. Da fanden wir Gehör. Wie sagte Karl Valentin? Er hat uns noch nicht mal ignoriert! Das beschrieb sein Verhältnis zu uns gut.

SZ: Wann wurde das Verhältnis besser zwischen Ihnen und 1860?

Schröger: Ich war zwar kein Anhänger des früheren Geschäftsführers Stefan Ziffzer, aber er hat uns unterstützt. Die neue Führung mit Präsident Rainer Beeck und Geschäftsführer Manfred Stoffers nimmt uns noch ernster. 1860 steht inzwischen ja auch zu seiner braunen Vergangenheit. Aber damit sind die Probleme nicht einfach gelöst.

SZ: Wie meinen Sie das?

Schröger: 1860 leidet nach wie vor unter einer rechten Szene. Bei jedem Heimspiel versammelt sich in einem bestimmten Block in der Arena eine von uns identifizierte Naziszene. Das sind Leute, die bei Nazidemos immer vorne weg marschieren, aus ganz Bayern kommen die. Bei 1860 haben sie einen festen Treffpunkt in der Kurve.

SZ: Das ist ja schlimm. Was kann man dagegen tun?

Schröger: Wir haben es ja bereits geschafft, dass die Stadion- und die Hausordnung geändert wurden. Rechtsgerichtete Kleidungsstücke sind untersagt, Parolen auch. Diese Leute los zu werden, ist aber eine heikle Sache. Denn auch wenn wir die Personen kennen, ist eine rechtliche Handhabe kompliziert. Solange sie nicht eindeutig in der Arena Nazisachen tragen oder Parolen schreien, müssen wir sie wohl dulden.

SZ: Weiß der Verein, dass Sie die Personen kennen?

Schröger: Ja, aber man sagte uns, es sei nicht erwünscht, dass wir unsere Erkenntnisse weiterleiten. Man könne ohnehin nichts machen, solange keine Rechtsverstöße vorlägen. Wir sind natürlich ein bisschen enttäuscht darüber, denn als wir den Julius-Hirsch-Preis erhielten, hat sich der Verein mit uns geschmückt. Wir fühlen uns als Feigenblatt. Dennoch sind der Verein und wir enger zusammengerückt, auch, weil wir inzwischen viele Aufgaben übernehmen.

SZ: Das sind welche?

Schröger: Wir sind immer mehr ein Bindeglied zwischen den Fanorganisationen, die sich immer besser vertragen und zusammenarbeiten. Wir waren etwa bei der Gründung des Fanrats beteiligt. Mittlerweile haben wir sogar Zulauf von jungen Leuten. Wir kümmern uns federführend für alle Fangruppen um die immer noch anhängige Klage wegen der Polizeiübergriffe 2007 bei dem Amateurderby zwischen 1860 II und dem FC Bayern II, als Fans von Polizisten willkürlich niedergeknüppelt wurden. All diese Handlungen haben unsere Glaubwürdigkeit gestärkt. Und der Kampf gegen den rechten Sumpf geht natürlich auch weiter.

SZ: Den Sie wohl nie gewinnen können.

Schröger: Ja, aber aufgeben kam und kommt nicht in Frage. Wir müssen weitermachen und dem braunen Lager die Stirn bieten. Ich wäre womöglich schon lange nicht mehr in die rote Arena gegangen und hätte auf die Jahreskarte verzichtet, wenn es diese Leute nicht geben würde. Wir halten im Block Transparente gegen diese Personen hoch, man kennt sich sogar vom Sehen. Aber leider hat sich dort in diesem harten Kern nicht so viel geändert. Wenn ein Löwen-Spiel aus ist, kleben an deren Plätzen jede Menge Naziaufkleber, und Flugblätter der "Nationalen Sozialisten" lagen auch schon am Boden. Aber wir werden weiter Stellung beziehen und versuchen, diesen Leuten den Aufenthalt bei uns so unangenehm wie möglich zu gestalten.

© SZ vom 11.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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