"Lola faszinierte / und reiste um die Welt / / sie polarisierte / und brauchte ständig Geld", reimt Moses Wolff. Und dichtet munter weiter: "Sie stapelte gern tief / und war gewiss nicht frigido / wenn sie mit Menschen schlief / dann jauchzte ihre Libido". Ein lustig lockeres Gedicht ist dem Münchner Autor da gelungen - ein hervorragender Einstieg in dieses Buch.
Geschichten, Zeichnungen, Gedichte der Turmschreiber bietet das "Bayerische Hausbuch auf das Jahr 2021" (Volk Verlag) im 39. Jahrgang. Naturgemäß stehen bei einem solchen Band, von den Mitgliedern der Schriftstellervereinigung gestaltet, qualitativ recht unterschiedliche Texte nebeneinander. Abgesehen vom Lola-Montez-Sonderteil aus Anlass ihres 200. Geburtstags sind die Themen bunt gemischt. Dass zuletzt neue Mitglieder wie Moses Wolff, Jörg Maurer und Jaromir Konecny berufen wurden (ja, hier wird man berufen), macht sich positiv bemerkbar. Und eine immer wieder stark bayerische Färbung liegt in der Natur der Sache - unangenehm wird es nur, wenn etwa Melanie Arzenheimer bei einem "Bairischen Alphabet" abschließend auf die "Unnötigkeit des Buchstaben Y" hinweist, "der als griechischer Import eigentlich nichts in Baiern verloren hat". Wie womöglich alles, was so aus Griechenland kommt? Dann doch lieber schnell weitergeblättert auf Seite 197, wo die großartige Maria Peschek zwei köstliche Texte beigesteuert hat. Ihr Dialog zweier Freundinnen, die sich verabreden wollen, hätte Karl Valentin und Liesl Karlstadt ein anerkennendes Nicken abgenötigt. Oder noch einmal zum Lola-Montez-Special. Dort hat Arzenheimer unter dem Titel "Lola und Ludwig - eine Stammtischanalyse" hübsch überraschende Zeilen beigesteuert.
Turmschreiber. Geschichten, Gedanken, Gedichte. Das Bayerische Hausbuch auf das Jahr 2021. Volk Verlag 2020, 256 S., 16 Euro