Leihfahrräder: Neuer Anbieter:Nextbike - leichter und billiger

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Newcomer gegen etabliertes System: Der Radverleiher "Nextbike" macht in München dem Marktführer "Call-a-Bike" Konkurrenz. Welches System ist besser? Ein Vergleich.

Marco Völklein

Am Freitag starteten BMW und Sixt ihr neues Car-Sharing-Modell "Drive now". Bis Ende Juni wollen die beiden Firmen 300 Mietautos innerhalb des Mittleren Rings verteilen. Doch nicht nur bei den Autoverleihern herrscht schärferer Wettbewerb; auch der Radverleiher Call-a-Bike hat seit etwa einer Woche einen Konkurrenten.

Mit dem Radl lässt sich eine Stadt am besten erkunden. Für spontane Touren eignen sich Leihfahrräder besonders gut. In München will künftig ein zweiter Fahrrad-Verleiher das Angebot attraktiver machen. (Foto: dpa)

Die Münchner Firma "Pedalhelden", die bisher mit Rikschas und "Bierbikes" präsent ist, hat mit dem Leipziger Unternehmen Nextbike weitere Leihräder in der Stadt verteilt - und will damit den Platzhirschen angreifen. Newcomer gegen etabliertes System - hier ein Vergleich der beiden Anbieter:

Die Räder

Als Call-a-Bike vor etwa zehn Jahren an den Start ging, sorgten die silbrig-roten Flitzer für Aufsehen; kurze Zeit später, nach der Pleite der beiden Gründer, übernahm die Bahn das Geschäft. Nutzer klagen oft darüber, dass die Velos ziemlich schwer seien. Tatsächlich wiegen die Räder 24Kilogramm. Hier will Nextbike punkten: Mit 16 Kilo seien seine Räder wesentlich leichter als die der Konkurrenz, sagt Pedalhelden-Chef Dominik Staat.

Zu erkennen sind sie ebenfalls an einem besonderen Design: Große Reklameschilder am Gepäckträger oder am Oberrohr machen die Räder unterscheidbar von normalen Straßenrädern. Ein weiterer Unterschied ist die Zahl der offerierten Velos: Während Call-a-Bike stadtweit 1260 Räder anbieten, hat Staats Firma nur 300 aufgestellt. Im Laufe des Jahres soll die Zahl auf etwa 500 steigen.

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Die Standorte

Bisher hatte das Unternehmen "Pedalhelden" nur Rikschas oder "Bierbikes" im Angebot. Ab jetzt bietet Gründer und Geschäftsführer Dominic Staat auch normale Räder zum Verleih. Ob Bürgermeister Hep Monatzeder die Variante zum selbst treten auch schon ausprobiert hat? (Foto: Robert Haas)

Das ist der größte Unterschied. Beim Marktführer Call-a-Bike läuft es so: Die Räder können innerhalb des Mittleren Rings entliehen werden; nach einer Tour kann der Nutzer sie auch an allen großen Kreuzungen innerhalb des Mittleren Rings wieder abstellen.

Das ist bei Nextbike anders: Die Firma hat stadtweit 30 Standorte definiert, etwa am Rindermarkt, am Brunnen vor der Ludwig-Maximilians-Universität, am Isartor oder am Chinesischen Turm.

Dort kann man sie entleihen; und genau an einem dieser 30 Standorte muss man sie auch zur Rückgabe wieder abstellen. Wer das nicht tut, zahlt eine Rückführungsgebühr von mindestens zehn Euro.

Auch die Zahl der Standorte soll in nächster Zeit auf 40 bis 50 wachsen, sagt Staat.

Die Ausleihe

Im Grunde funktioniert es bei beiden Anbietern ähnlich: Über eine Telefonnummer, die auf dem Rad aufgedruckt ist, kann der Nutzer den Drahtesel entleihen. Ab dann läuft die Uhr.

Zur Rückgabe muss der Nutzer noch einmal die Nummer wählen und seinen Standort angeben, an dem er das Rad abgestellt hat. Fertig. Abgerechnet wird am Ende über Kreditkarte, bei Nextbike auf Wunsch auch per Lastschrift übers Girokonto.

Wichtig: Wer spontan ein Rad mieten will, kann nur per Kreditkarte zahlen. Bei Lastschriftzahlung dauert es von der (erstmaligen) Registrierung bis zur Freischaltung drei Tage; zudem kassiert Nextbike einen Euro als Gebühr.

Die Preise

Jetzt wird's kompliziert: Bei Call-a-Bike zahlt man acht Cent pro Minute, also 4,80 Euro je Stunde. Die Miete für 24 Stunden ist aber auf 15 Euro gedeckelt. Bahn-Card-Kunden und Nutzer eines Pauschaltarifs fahren günstiger.

Bei Nextbike zahlt der Nutzer einen Euro pro Stunde (es wird also nicht, anders als bei Call-a-Bike, minutengenau abgerechnet). Die Tageshöchstmiete, die ab der fünften Stunde greift, liegt bei acht Euro.

Wichtig: Bei Call-a-Bike kostet die Registrierung einmalig 12 Euro (Bahn-Card-Inhaber: 9 Euro); ein Teil wird als Fahrtguthaben gutgeschrieben.

Bei Nextbike ist die Registrierung kostenfrei (außer man entscheidet sich für Zahlung per Lastschrift, dann wird ein Euro fällig).

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Die Werbung

Nextbike kann auch deshalb günstiger sein, weil auf den Rädern Werbung prangt - derzeit für Nivea. Zudem hat Pedalhelden-Chef Staat als zusätzlichen Werbegag an den Lenkern der Räder kleine Blumentöpfe mit Pflanzen anbringen lassen. Das passe zu der Werbeaussage des Reklamepartners.

Call-a-Bike dagegen macht höchstens Werbung für den Mutterkonzern, die Deutsche Bahn. Doch die neue Konkurrenz schreckt den Konzern bislang nicht: Bei Call-a-Bike sind nach eigenen Angaben derzeit 24.000 Münchner registriert,

Nextbike zählte in einer Woche seit dem Start etwa 200 Ausleihen. Die Zahl der registrierten Nutzer nennt Nextbike nicht.

© SZ vom 14.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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