Lehel:In der Stille der Nacht

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Ort der Ruhe: die Nachtkirche in St. Lukas am Mariannenplatz. (Foto: Rumpf)

An jedem Donnerstag ist St. Lukas ein Ort der Kontemplation

Von Ulrike Steinbacher, Lehel

Bei Tageslicht ist sie eher imposant als schön, die evangelische Lukaskirche am Mariannenplatz - neoromanische Backsteinarchitektur mit dicken kupfergedeckten Türmen und einem Innenraum, der sich an gotischen Vorbildern orientiert. Nachts aber, wenn nur Kerzen den Altarraum erhellen und das Licht der Straßenlampen die Schatten der Maßwerk-Fenster in die Apsis malt, wenn es wirklich einmal still ist - dann ist St. Lukas schön.

Seit mehr als 21 Jahren dürfen Besucher diese Stille bei Kerzenschein einmal in der Woche genießen. Jeden Donnerstagabend, das ganze Jahr über, können sie eine halbe Stunde lang schweigend in der Kirchenbank den Tag ausklingen lassen. Zwischendurch hören sie Texte aus dem Alten und Neuen Testament samt Interpretation und können Taizé-Lieder singen, gelegentlich mit Orgel- oder Querflötenbegleitung.

Ein Dutzend Menschen - mal ein paar mehr, mal ein paar weniger - machen von dieser Möglichkeit jede Woche Gebrauch. Manche sitzen hinten in tiefer Dunkelheit, andere vorne im Kerzenlicht. Treue Seelen sind seit Jahren dabei, aber die Nacht spült auch Neuankömmlinge herein, angelockt von der Laterne am Eingang.

Die Nachtkirche ist eine Einrichtung, die Pfarrerin Beate Frankenberger schon von ihrem Vorgänger Tilmann Haberer übernommen hat. Die gute Seele, die "den Laden zusammenhält", wie Frankenberger sagt, ist aber Elke Plutz. Sie sorgt dafür, dass sich jeden Donnerstag um 22 Uhr jemand findet, der Bibeltexte liest und auslegt, singt, musiziert, die Stille strukturiert. Einfach sei das nicht: "Man muss sich trauen." Aber es "gehört zu den Wundergeschichten", sagt die Pfarrerin, dass die Nachtkirche noch nie ausgefallen ist.

So viel Aufwand für gerade mal ein Dutzend Besucher? "Wenn man nur das Augenmerk auf die Masse richten würde", müsste man gar nicht aufsperren, gibt die Pfarrerin zu. Die Nachtkirche sei schon eher ein Spezialfall, etwas für Menschen, "die die Stille suchen und das Verborgene". Ein ähnliches Angebot gibt es sonst nur in St. Markus: einmal im Monat, immer mittwochs um 18.30 Uhr, mit dem Schwerpunkt auf Musik.

In St. Lukas ist die Stille Hauptakteur in der Dunkelheit des weiten Kirchenraums, eine große, offene, freundliche Stille. Wer aus ihrer Umarmung auf die Straße zurückkehrt, zuckt erst einmal zurück - die Autos zu laut, das Lampenlicht zu hart. Aber ein bisschen innere Ruhe hat sie einem mitgegeben, und die wird einen eine Weile beschützen. Foto: Rumpf

Die Nachtkirche in St. Lukas am Mariannenplatz 3, Haupteingang an der Steinsdorfstraße, findet jeden Donnerstag von 22 Uhr bis etwa 22.30 Uhr statt, 2016 erstmals am 7. Januar.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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