Landwirtschaft:Offene Scheunen und Ställe

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Liebe auf den ersten Blick: Keine Scheu voreinander haben die dreijährige Isabell und das Kälbchen. Sie müssen sich nicht lange beschnuppern, um sich sympathisch zu finden. (Foto: Robert Haas)

Höfefest in Aubing - doch es gibt immer weniger Landwirte

Von Ellen Draxel, Aubing

Das Lämmchen auf Elke Lampertsdörfers Arm ist gerade mal eine Woche alt. Es hat noch keinen Namen. Aber vielleicht nennt die Chefin es ja Schleckerchen - auf Anregung eines Mädchens, das das Tier streicheln durfte und sofort ins Herz geschlossen hat. "Klingt süß, der Name", sagt Lampertsdörfer. Ein paar Hundert Meter weiter, auf dem Hof der Familie Koch an der Eichenauer Straße, steht derweil die dreijährige Ida vor einem Kälbchen und versucht, es mit Stroh zu füttern. Plötzlich dreht die Kleine abrupt um und hält auf die Heuballen-Burg zu. Kinder klettern und krabbeln dort durch Tunnel, ein Treiben wie in einem Bienenstock.

Aubing feierte am Samstag Höfefest. Die Gärtnerei Lampertsdörfer mit ihrer "Kleinen Schäferei" macht mit, es gibt, begleitet von der Band B-Irish, Waffeln und Prosecco vom mobilen Café Aloha Wanderwelt. Das ehrenamtliche Café ist erst vor wenigen Monaten von fünf Müttern gegründet worden und tourt seitdem mit seinem Anhänger durch den Stadtbezirk. Wer es lieber deftig mag, wird bei Rudolf Lampertsdörfer an der Ubostraße fündig. Außer Maiskolben kann man dort eine Bratensemmel oder eine Bio-Bratwurst vom Angusrind probieren. Salziges und Süßes wie etwa eine hausgemachte Currywurst mit Pommes oder "Einhornwaffeln" finden die Besucher auch bei den Kochs, beliebt dort sind aber vor allem die vielen Attraktionen für Kinder. Die Ponykutsche am Morgen ist der Hit, doch nach zwei Stunden sind die Tiere erschöpft. Dafür dürfen die Kinder jetzt reiten. Das Bungee-Trampolin ist eher was für die Großen, die Heulandschaft zum Toben reizt die Jüngeren. Es gibt einen Sinnesparcours, Kinderschminken, Bastelangebote und - für Stadtkinder besonders reizvoll - einen Einblick in den erst vor zwei Jahren neu eröffneten Stall. Mehr als hundert Milchkühe hat die Familie Koch, die 17 Kälber, die extra untergebracht sind, noch gar nicht mitgerechnet.

Sie habe extra schönes Wetter für diesen Samstag bestellt, sagt Stefanie Koch schmunzelnd. Ein halbes Jahr Vorbereitung steckt in dem Fest, ohne all die ehrenamtlich arbeitenden Helfer hinter den Ständen würde sich der Aufwand allerdings nicht lohnen. "Das sind alles Freunde, Verwandte und Bekannte, die das aus Spaß an der Freude machen. Ist fast wie eine kleine Familienfeier." Seit 15 Jahren findet das Aubinger Höfefest nun schon statt, doch vielleicht, meint sie, sei das heuer das letzte Mal gewesen. In früheren Zeiten gab es in Aubing mehr als 30 Landwirte, inzwischen sind es nur noch wenige mit eigenem Vieh: die Familien Naßl, Hagl, Oberhauser, Koch, Seemüller und Lampertsdörfer. "Anfangs waren alle dabei, aber jetzt leider nicht mehr."

Ihr Mann Georg sieht das angesichts des Besucherstroms optimistischer: Vergangenes Jahr waren die Kochs nicht dabei, des Stallneubaus wegen. Georg Koch hatte damals dennoch 500 Flaschen Milch zum Verkauf vor die Tür gestellt - falls Gäste kommen würden. Am Nachmittag waren alle Flaschen weg.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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