Unterschleißheim:Breite Mehrheit für neues Viertel

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Das ursprüngliche Konzept sieht Punkthäuser angrenzend an die bestehende Siedlung vor, die an der Mallertshofener Straße beginnt. Die Grünen wollen dort mehr Dichte, die CSU will Reihenhäuser. (Foto: privat)

Grünen-Stadträte dringen mit ihrer Kritik an der Planung, die sie weder für zeitgemäß noch klimagerecht halten, nicht durch.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

In Unterschleißheim legen viele Menschen Wert auf Fitness. Allein bei der gerade laufenden Bürgerbefragung auf der Plattform Consul zum neuen Quartier "Mehrgenerationen" finden sich neun Unterstützer für den Vorschlag, einen Outdoorpark einzurichten. Elf Leute fänden einen Motorik-Park gut und ebenso viele sprechen sich für Fahrradstraßen aus. Im Stadtrat haben einige aber noch ganz andere Wünsche. Die Grünen-Stadträte Rebecca Riedelbauch und Jürgen Radtke fordern einen deutlich ökologischeren und fortschrittlicheren Ansatz, was den Verkehr im Viertel angeht. Sie stimmten am Mittwoch im Stadtrat als einzige gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans, die ein Stadtviertel zum Ziel hat, in dem Hunderte Wohnungen, eine Kindertagesstätte und ein großes Seniorenzentrum entstehen sollen.

Das Projekt, bei dem die Stadt und ein bisher nicht näher bekannter Investor kooperieren, befindet sich in einem frühen Stadium. Grundlage der Diskussion auf der neu von der Stadt im Netz eingerichteten Consul-Plattform und Grundlage auch der Debatte im Stadtrat ist ein grob skizziertes Konzept. Dass die Stadt dennoch die Bürger schon aufruft, Vorschläge einzubringen, nötigt manchem Grünen Respekt ab. Stadtrat Tino Schlagintweit lobte, die Bürger würden zum "frühestmöglichen Zeitpunkt" eingebunden. Sie könnten wirklich Einfluss nehmen, bevor die "Grundpfeiler" des Viertels gesetzt seien.

Ungeachtet dessen beklagte Radtke, dass in der Präsentation des angeblich noch offenen Konzept so getan werde, als wäre vieles schon festgezurrt. "Die Planungen werden einfach weiterverfolgt, ohne dass der Stadtrat grundlegende Punkte besprochen beziehungsweise beschlossen hat." Radtke Ansicht nach entspricht das Straßenkonzept mit der Umgehungsstraße, die die Kreuzstraße neu an die Stadionstraße anbinden soll, und den "extrem breiten und durch das komplette Gebiet sich ziehenden Straßen" nicht zeitgemäßen Anforderungen an klimawandelgerechte Stadtentwicklung entspricht. "Fast stolz werde von einer Wendeschleife für Elterntaxis vor der Kita berichtet", sagte er. Eine autofreie Zone werden nicht in Betracht gezogen. "Die dargestellte Planung entspricht einer Stadtentwicklung des späten letzten Jahrhunderts."

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) nahm die Kritik gelassen auf. Man stehe noch ganz am Anfang stehe, sagte er. "Es ist erstmal nur ein Konzeptvorschlag. Irgendwie müssen wir anfangen." Es handle sich um einen Prozess. Er selbst wünsche sich einen "modernen Stadtbauer", der mit etwas Ehrgeiz das Quartier betrachte. So sah das letztlich die große Mehrheit. Stefan Diehl (CSU) zeigte sich offenkundig genervt von aus seiner Sicht "überehrgeizigen" Grünen. Er betonte, dass die geplante Umfahrung eine Verkehrsentlastung in der Mallertshofener und Haimhauser Straße bringen werde. Bei zwei Gegenstimmen wurde das Flächennutzungsplanverfahren eröffnet. Bis 5. Januar können Bürger sich einbringen, in spätestens drei Jahren wird laut Stadt Baurecht entstehen.

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