Widerstand gegen "Snow City":Ballermann in der Innenstadt

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Zauberteppiche als Liftanlage, Almhütten und eine allabendliche Après-Ski-Party: Siemens will zur Ski-WM eine "Snow City" am Wittelsbacher Platz errichten - doch die Pläne stoßen auf heftigen Widerstand.

Sven Loerzer

Die Pläne von Siemens, mit einer "Snow City" die Skifahrer ins Zentrum der Stadt zu holen, stoßen vor allem bei den Grünen, dem Bund Naturschutz und den Anliegern des Wittelsbacher Platzes, aber auch bei CSU und FDP auf vehementen Widerstand. Zur Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen will Siemens vor der Konzernzentrale vom 4. bis zum 20. Februar eine 40 Meter lange und 9,50 Meter hohe Skirampe mit einem 20 Meter langen Auslauf errichten.

40 Meter lang und 9,50 Meter hoch soll die Skirampe am Wittelsbacher Platz werden. Mit der "Snow City" sollen während der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen die Wintersportfans ins Zentrum der Stadt geholt werden. (Foto: oh)

Zur Eröffnung des "Public Viewing" sollen auf der künstlich beschneiten Piste Siemens-Chef Peter Löscher und OB Christian Ude "im Kurzschwungwettbewerb" gegeneinander antreten. Mit "Zauberteppichen" als Liftanlage können sich täglich von 10 bis 22 Uhr Skifahrer, Snowboarder und Rodler zum Gipfel begeben. An Almhütten gibt es Essen und Getränke, allabendlich ist Après-Ski-Party am Mini-Hang. Siemens will in einem Ausstellungs-Iglu "grüne Technik" rund um Wintersport-Events präsentieren. Der Schnee soll nur aus reinem Wasser und mit Ökostrom der Stadtwerke produziert werden. Für Kinder aus sozialen Einrichtungen sind Skikurse geplant.

Die Absicht von Siemens, "allen Münchnern ein besonderes Wintererlebnis" zu bescheren, hat nur die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Maxvorstadt überwiegend freudig aufgenommen. "Siemens schenkt der Stadt eine echte Attraktion, sie wird massenhaft Zustrom haben", meinte Hans-Stefan Selikovsky (SPD). Anliegern dagegen graust es davor. Martin Merhart vom Einrichtungshaus Cor Interlübke nannte das letzte Public Viewing von Siemens zur Fußball-WM einen "echten Horrortripp", vor allem wegen der lauten Dauerbeschallung und der Absperrung des Platzes.

Geschäftsinhaber Peter Eduard Meier bedauerte, dass der Platz "verballermannisiert" wird. Als weiteren Höhepunkt einer unrühmlichen Entwicklung zur Kommerzialisierung des Platzes sieht Georg Etscheit (Grüne) den "gigantischen Ski-Event". Es sei schon fast infam, "ein Feuerwerk von Ressourcenverschwendung abzubrennen" und sich dazu noch "ein grünes Mäntelchen" umzuhängen.

"Jetzt muss Schluss sein", ein solcher Event an einem historisch stimmigen Platz "passt wie die Faust auf das Auge", meinte Silvia Elstner-Schibalski (FDP). Vor vollendete Tatsachen gestellt fühlte sich Andreas Art (CSU), weil der Bezirksausschuss zwar angehört werde, aber letztlich an der "Bespielung" nichts ändern könne. Mit dem Event werde "die nächste Generation zu Naturzerstörern" erzogen, kritisiert Christian Hierneis, Vorsitzender des Bund Naturschutz in München, und forderte das Kreisverwaltungsreferat auf, die Genehmigung zu versagen. Die Behörde prüft derzeit den Antrag von Siemens.

© SZ vom 13.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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