Weiterführende Schulen:Einer ziert sich

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Der Zweckverband für die geplante Realschule in Oberhaching und das künftige Gymnasium nimmt Gestalt an. Die beiden Standortgemeinden und Grünwald sind schon dabei. Ob auch Brunnthal mitmacht, ist aber unklar

Von Bernhard Lohr und Patrik Stäbler, Brunnthal/Sauerlach

Nach Oberhaching, Grünwald und dem Landkreis hat auch Sauerlach seinen Willen bekundet, einem Zweckverband "Staatliche weiterführende Schulen im Süden des Landkreises München" beizutreten. Er soll zuständig sein für Bau und Betrieb einer Realschule, die mit einer Fachoberschule des Landkreises in Oberhaching eine Campus bilden soll, sowie eines Gymnasiums in Sauerlach. Brunnthal tut sich mit einem Beitritt zu dem neuen Zweckverband schwer. Man will sich die Schülerzahlen noch einmal genauer anschauen. Auch ist die Bindung an die Schulen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ottobrunn und Neubiberg eng.

Nötig geworden ist die Bildung eines neuen Zweckverbands, weil die Gemeinde Taufkirchen sich geweigert hat, den bisherigen Zweckverband Staatliches Gymnasium Oberhaching zu erweitern. Nach dem Wunsch des Landkreises sollen dem noch zu gründenden Zweckverband auch Brunnthal und Straßlach-Dingharting beitreten, wo die Gemeinderäte sich im Dezember mit diesem Thema beschäftigen wird.

Auch wenn Brunnthal selbst keine weiterführende Schule hat, haben die Schüler dort die Qual der Wahl. Zusätzlich zu den bestehenden Realschulen und Gymnasien vor allem im Zweckverband weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises, dem die Gemeinde seit langem angehört, besuchen viele auch Schulen in Holzkirchen und manche die Realschule in Taufkirchen. Eine Realschule soll zudem in Höhenkirchen-Siegertsbrunn noch gebaut werden. Vor diesem Hintergrund sind Schulen in Sauerlach und vor allem in Oberhaching gar nicht so interessant. Nach Oberhaching müssten Schüler mit dem Bus und dann wohl von Sauerlach noch mit der S-Bahn fahren.

Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) warb dennoch dafür, sich dem neuen Zweckverband anzuschließen und Sauerlach mit seinem Gymnasium zu helfen, obwohl man es zuletzt mit den Sauerlachern nicht gerade leicht gehabt habe. Kern bezog sich dabei auf den Streit um den neuen Trinkwasserbrunnen der Brunnthaler, gegen den man in Sauerlach wegen des auszuweisenden Wasserschutzgebiets auf ihrer Flur Sturm gelaufen waren. Auch die Meinungsverschiedenheiten zur Windkraft im Hofoldinger Forst trüben das Verhältnis. Unter den Gemeinderäten war die Skepsis groß. Soll man in zwei Schulzweckverbände gehen? Müsste man sich dann vom Schulzweckverband Südost auszahlen lassen? Als Vorteil einer engeren Bindung an Sauerlach sah Fabian Sass (CSU) an, dass dann der MVV-Busverkehr dorthin ausgebaut würde. Andererseits dürften die Bande nach Höhenkirchen enger werden, wenn, wie beabsichtigt, Brunnthaler Vereine dereinst die Sporthalle an der künftigen Realschule in Höhenkirchen nutzen. Auch kamen Zweifel an der vom Planungs- und Statistik-Institut Sags prognostizierten Zahl von 100 Brunnthalern auf, die im Jahr 2035 die Oberhachinger Realschule besuchen sollten. "Das kann ich auf keinen Fall glauben", sagte Kern. Eine Entscheidung wurde vertagt.

Derweil beschloss der Gemeinderat in Sauerlach, dass die Kommune dem neuen Zweckverband beitritt. Ursprünglich hieß es in der Sitzungsvorlage, man könne sich dies unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen. Doch diese Formulierung wurde vor allem auf Wunsch der CSU geschärft. "Wir haben jetzt die einmalige Chance, die nur alle 30, 40 Jahre kommt, ein Gymnasium nach Sauerlach zu bekommen", sagte Paul Fröhlich (CSU). Eine solche Schule würde auf den ganzen Ort ausstrahlen; dazu kämen neue Sportanlagen für die Vereine.

Kritisch gab sich dagegen Alexander Rickert (SPD), der letztlich gegen den Beschluss stimmte. Er verwies auf die Kosten für die Schulneubauten, zu denen auch Peter Frimmer (Unabhängige Bürgervereinigung Sauerlach) anmerkte: "Das muss der Landkreis allein lösen, weil wir eine kleine Gemeinde sind, die nicht so zahlungskräftig ist."

Zuvor hatte Kämmerer Peter Bosch dargelegt, welche Summen gemäß der derzeitigen Prognosen auf Sauerlach zukämen. Demnach müsste die Gemeinde für den Bau der Realschule, wenn 141 der 461 Schüler aus dem Ort stammten, rund 5,8 der geschätzten 42 Millionen Euro Gesamtkosten bezahlen. Bei einem Gymnasium wären es gar acht von 60 Millionen Euro - ausgehend von 1106 Schülern, von denen 401 aus Sauerlach kommen.

Rechne man diese Gesamtkosten von fast 14 Millionen Euro auf eine Finanzierungsdauer von 30 Jahren, dann käme man auf eine jährliche Belastung von 514000 Euro für die Gemeinde. Woher sie dieses Geld nehmen solle, "kann ich mir nicht vorstellen", sagte Bosch. "Wer den jetzigen Haushalt kennt, der weiß, dass wir null Spielraum haben." Der Kämmerer sprach sich daher dagegen aus, den Beitritt zum Zweckverband zu beschließen, ohne dass zuvor geklärt ist, welche Gemeinden mitmachen und wie die Förderung durch den Freistaat aussieht. Doch die Mehrheit im Gemeinderat sah das anders. Gegen drei Stimmen wurde entschieden, dass Sauerlach dem neuen Zweckverband beitreten soll.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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