Aktionstag:Lesen und lesen lassen

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Klaus-Peter Schubert von der Initiative Leseopas liest Unterhachinger Grundschülern vor - nicht nur am jährlichen bundesweiten Vorlesetag. (Foto: Florian Peljak)

Wer mit Kindern regelmäßig Bilderbücher anschaut oder ihnen Geschichten vorträgt, fördert ihre Sprachentwicklung. Um darauf hinzuweisen, beteiligen sich zahlreiche Schulen und Bibliotheken im Landkreis am bundesweiten Vorlesetag.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Kommissar Gordon ist eine Kröte mit Bauchansatz, zwar nicht mehr der Jüngste, aber blitzgescheit - etwa wenn es den fiesen Dieb zu erwischen gilt, der dem Eichhörnchen die Haselnüsse gemopst hat. Dieser tierische Polizist aus der Feder des Schweden Ulf Nilsson hat schon viele junge Leser in seinen Bann gezogen.

Und ohne ihn würden an diesem Freitag nicht Hunderte Kinder aus Taufkirchen in fantastische Bücherwelten eintauchen - mit tapferen Helden, listigen Tieren und mutigen Prinzessinnen. Denn das Buch "Kommissar Gordon - Der erste Fall" bekam Herbert Heigl vor zwei Jahren in die Hand gedrückt, um daraus am bundesweiten Vorlesetag in der Grundschule seiner Enkelin in Geretsried vorzulesen. Und weil dem Taufkirchener die Aktion so gut gefiel, dachte er sich hinterher: An diesem Vorlesetag sollte auch meine Heimatgemeinde teilnehmen.

Ein Jahr später wurde die Idee in die Tat umgesetzt: Auf Initiative von Heigl beteiligte sich Taufkirchen erstmals am Vorlesetag - und zwar im großen Stil. Mehr als hundert Freiwillige lasen an 22 Orten Kinderbücher vor. "Unser Ziel war es, dass wir alle Schüler in Taufkirchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren einbeziehen. Und ich denke, das haben wir geschafft", sagt Brigitte Gebert, Leiterin der Gemeindebücherei, die mit der Fachstelle für Integrationsbezogene Soziale Arbeit das Projekt federführend betreut hat.

Nicht nur strömten ehrenamtliche Vorleser in Schulen, Mittagsbetreuung und Hort, gelesen wurde auch in Rathaus, Jugendzentrum, Wolfschneiderhof und an vielen weiteren Orten. Dazu gab es eine Abschlussveranstaltung im Ritter-Hilprand-Hof, wo alle Kinder, die an diesem Tag mindestens drei Vorlese-Stempel gesammelt hatten, eine Leseritter-Medaille erhielten und an einer Verlosung teilnahmen.

"Die Aktion war ein voller Erfolg, wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen", sagt Gebert. "Und ich hatte auch das Gefühl, dass wir in der Bücherei danach etwas mehr Neuanmeldungen hatten." Auch deshalb werden die Organisatoren den Vorlesetag an diesem Freitag ähnlich groß aufziehen. Rund 90 Vorleser sind im ganzen Ort im Einsatz - heuer neu auch in der Ditib-Moschee und beim SV/DJK Taufkirchen. Die Kosten für die Aktion muss die Gemeinde dieses Mal alleine tragen - im Vorjahr gab es vom Landkreis noch 3000 Euro Zuschuss. Schließlich sollte die Veranstaltung in Taufkirchen ein Pilotprojekt sein, dessen Konzept in der Folge auf andere Kommunen übertragen wird.

Allzu viel geschehen ist bislang aber nicht. "Es ist geplant, dass es ein landkreisweites Konzept gibt", sagt eine Sprecherin des Landratsamts. In diesem Jahr wolle man weitere Erfahrungen in den beteiligten Gemeinden sammeln. "Und danach werden wir uns zusammentun und überlegen, wie man das zusammenbringen kann", so die Sprecherin.

Immerhin: Mehr als die Hälfte der Landkreisgemeinden nehmen am Freitag an der bundesweiten Aktion teil, die 2004 von der Stiftung Lesen, der Deutsche Bahn Stiftung und der Wochenzeitung Die Zeit ins Leben gerufen wurde. In Aschheim kommen beispielsweise alle Erst- und Zweitklässler für eine Vorlesestunde in die Bücherei. "Wir machen das schon seit einigen Jahren", sagt Leiterin Carmen Kappeler-König.

"Die Idee ist, bei den Kindern die Lust auf Bücher zu wecken - und dass sie überhaupt mal zu uns kommen." In Unterhaching strömen ehrenamtliche Vorleser in alle Kindergärten, und in der Unterföhringer Gemeindebibliothek wird von 16 bis 17.30 Uhr vorgelesen. Leiterin Ilse Werner begrüßt die Aufmerksamkeit, die dem Thema durch die bundesweite Aktion zuteil wird. "Noch wichtiger ist aber die kontinuierliche Arbeit, wie es wir zum Beispiel mit unseren Vorlesestunden machen."

Studien haben gezeigt, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, nicht nur bessere Noten und einen größeren Wortschatz haben, sondern dass ihnen später das Lesen auch mehr Freude bereitet. Und dennoch lesen laut der jüngsten Studie der drei Initiatoren des Vorlesetags fast ein Drittel aller Eltern ihren zwei- bis achtjährigen Kindern zu selten vor - acht Prozent sogar nie.

Die Empfehlung der Experten lautet 15 Minuten täglich - wobei dazu auch das Anschauen von Wimmelbüchern oder das Lesen auf einem E-Reader gehöre. Und natürlich das Vorlesen von klassischen Kinderbüchern, wie jenem von Kommissar Gordon. Die schlaue Kröte wird in Taufkirchen diesmal zwar nicht dabei sein, dafür werde aber aus rund 90 anderen Büchern vorgelesen, sagt Bibliotheksleiterin Brigitte Gebert. Und für die Abschlussveranstaltung um 17 Uhr in der Grundschule Am Wald hat sich der Schriftsteller und Slam-Poet Jaromir Konecny angekündigt - mit seinem neuen Buch "Ein Bolzplatz für alle".

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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