Vorfall bei SZ-Podiumsdiskussion:Stalkerin vor Gericht

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Prozess wegen Bedrohung des Bundestagsabgeordneten Florian Hahn

Von Martin Mühlfenzl, München

Es war ein Schreckmoment, mit dem an diesem sonst sehr zivilisierten Abend niemand gerechnet hatte. Die sechs Direktkandidaten für die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag im Landkreis München debattierten an diesem 13. September 2017 im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum bei der SZ-Podiumsdiskussion über die wichtigsten Themen dieses Wahlkampfes, als eine Frau in der ersten Reihe aufstand und eine Waffe auf den CSU-Abgeordneten Florian Hahn richtete. Binnen Sekunden entwendeten Polizeibeamte nach einem kurzen Gerangel Regina R. die Pistole und führten sie aus dem Saal, der an diesem Abend mit etwa 500 Menschen voll besetzt war.

Unter anderem wegen dieses Vorfalls muss sich die 53-Jährige aus dem Landkreis von Dienstag an vor dem Landgericht München I verantworten. Die Verhandlung wegen mehrerer Vergehen ist auf drei Verhandlungstage angesetzt; Anklage hat die Staatsanwaltschaft München erhoben.

Der Vorfall im Bundestagswahlkampf im Jahr 2017 ragt dabei heraus, ist er doch in aller Öffentlichkeit sichtbar geschehen. Die Waffe, die Regina R. auf den Abgeordneten Hahn richtete, war Angaben der Polizei zufolge eine nicht schussfähige Zierwaffe. An der Brisanz der Situation änderte dies freilich nichts. Infolge dieses Vorfalls wurde die damals 49-Jährige in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht, zunächst für ein halbes Jahr, dann noch einmal für einen längeren Zeitraum, bis das Landgericht den Unterbringungsbefehl im Dezember 2018 aufhob.

Ärzte und Gerichte attestierten der Frau, psychisch krank zu sein und sich von bestimmten Personen "krankheitsbedingt" verraten zu fühlen, sie bezichtigt diese, anderen Unrecht angetan zu haben.

Die Staatsanwaltschaft legt Regina R. noch zwei Fälle zur Last. Im Juli 2017 soll sie sich während des Besuchs von Staatsminister Joachim Herrmann trotz Aufforderung der Sicherheitskräfte zunächst geweigert haben, das Gebäude zu verlassen, in dem sich der Minister befand. Nachdem sie nach erneuter Aufforderung der Polizei das Gebäude doch verließ, schlug sie mit der Hand auf ein Dienstauto der Polizei; danach wurde sie von den Beamten fixiert, wehrte sich aber und trat mit dem Fuß gegen einen Beamten. Zudem hielt sie sich im September 2017 in Sauerlach, Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge, in Räumlichkeiten auf, in denen sie eigentlich Hausverbot hatte.

© SZ vom 18.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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