Verschiedene Prioritäten:Die Tücke steckt im Detail

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Anders als in Unterföhring schwingt in Milbertshofen Skepsis gegenüber Gondeln mit

Von Nicole Graner, München

Während beim Wirtschaftsgespräch in Unterföhring am Mittwoch über die grundsätzlichen Verkehrsstrukturen gesprochen wurde, setzte sich der Bezirksausschuss des Münchner Stadtteils Milbertshofen-Am Hart zeitgleich mit den Details einer Gondel 60 Meter hoch über dem Frankfurter Ring auseinander. Vom Seilbahn-Projekt - das wurde in der Sitzung deutlich - halten zumindest Bündnis 90/Die Grünen nicht viel. Zumindest nicht an dieser Stelle.

Viel wichtiger als schwebende Gondeln sei die zügige Realisierung des S-Bahn tauglichen DB-Nordrings, argumentierten sie. Man wolle ein "Verzetteln mit luftigen Hochseilbahnnummern verhindern". Eine Seilbahn habe weder die Kapazität, noch sei geklärt, wie ein Aus- und Einsteigen in 60 Metern Höhe funktionieren soll, erklärte Jürgen Trepohl (Grüne) in der Sitzung am Mittwoch. "Sinnvolles wie der DB-Nordring darf nicht ausgebremst werden."

In einem Antrag fordern sie, den Nordring voranzutreiben, die Mittel, die für die Erschließung der Seilbahn nötig sind, lieber für eine gute Verknüpfung der U-Bahnen mit dem Nordring, die Gestaltung von Bahnhöfen und den Unterhalt auszugeben. Und sie wollen, dass die Machbarkeitsstudie der Stadt München auch aufzeige, wie viel Fahrgastpotenzial eine Seilbahn dem DB-Nordring entziehe und ob sie zum Scheitern des S-Bahn-Rings führe.

Der Nordring kann einen großen Teil des Verkehrs im Münchner Norden entzerren. Vor allem dann, wenn zuerst die Verbindung zwischen Johanneskirchen, dem BMW-FIZ, Dachau und anderen Bahnlinien erfolgt. Möglich sind auch Anbindungen in Richtung Olching und Augsburg. Ein wichtiges Ziel ist für die Grünen auch, den bei Stau zunehmenden Schleichverkehr in den Wohngebieten abzubauen.

Der Antrag stößt auf geteilte Meinung in dem Münchner Stadtteilgremium. Nicht in dem Punkt, den die Priorität des DB-Nordrings betrifft. Eine schnelle und zügige Umsetzung dieses Projekts wollen alle. Doch Nordring und Seilbahn müssten sich ja nicht ausschließen, glaubt Karl Ilgenfritz (Freie Wähler/Ödp). "Wir brauchen kreative Lösungen, die das Maximum in einer möglichst schnellen Zeit herausholen", sagt Ilgenfritz und warnte, keinesfalls irgendwelche Türen zuzuschlagen. Auch Claus Wunderlich von der FDP wehrt sich gegen ein "Entweder oder".

Die CSU plädiert dafür, die Stadt doch "einfach mal machen zu lassen". Der Vorteil einer Seilbahn sei doch, so Erich Tomsche, dass sie nicht so teuer sei und sie - falls sich der Standort Frankfurter Ring als ungünstig erweise - "woanders wieder verwendet werden kann". Warum es also nicht einmal versuchen? Auch SPD Fraktionssprecherin Susanne Schneider-Geyer hält eine Prüfung der Seilbahn für sinnvoll und beides sei denkbar: Seilbahn und Nordring.

Das Gremium stimmte der Forderung der Grünen zu, den Nordring "vorrangig" voranzutreiben und in der Machbarkeitsstudie auch das Fahrgastpotenzial der Seilbahn zu erschließen. Die Seilbahn zu verhindern oder aus der Planung auszuschließen, lehnt der BA ab.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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