Verkehrsüberwachung:Blitzaktion mit Ansage in Hohenbrunn

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Die Gemeinde lässt künftig regelmäßig die Geschwindigkeit der Autofahrer im Ort messen - als erzieherische Maßnahme.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Betont langsam rollen die Autos über die Gemeindegrenze, die allermeisten bleiben deutlich unter der Geschwindigkeitsbegrenzung, die hier am Ortseingang von Hohenbrunn vor der Grundschule 30 Stundenkilometer beträgt. Das kann man mit freiem Auge erkennen - ein Blick auf den Monitor im Kleinbus von Dirk Wellershaus bestätigt den Eindruck. 21 km/h steht dort, dann kommt einer mit 28 km/h, ein weiterer zuckelt gar nur mit 16 km/h durch die Radarkontrolle. "Das Gerät hat eine Messtoleranz zwischen 10 und 399 Stundenkilometern", sagt Wellershaus vom Zweckverband Kommunale Verkehrssicherheit (KVS) Oberland.

Nachdem der Hohenbrunner Gemeinderat "mit breiter Zustimmung", wie es Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) ausdrückt, den Beitritt zum Zweckverband beschlossen hatte, startete nun am Dienstag höchstoffiziell die Verkehrsüberwachung mit jener Geschwindigkeitskontrolle an der Schule. "Insgesamt haben wir in Zusammenarbeit mit der Polizei eine Liste mit 23 Stellen zusammengetragen", sagt Straßmair beim Ortstermin. Da die Polizei schon aus personellen Gründen nicht in der Lage ist, regelmäßig zu blitzen, erledigt das nun die KSV Oberland. Deren Geschäftsführer Michael Braun vermag nicht zu sagen, wie oft nun an welchen Stellen tatsächlich Kontrollen vorgenommen werden. Nur so viel: "Sinnvoll ist es, dass wir einmal die Woche hier sind. Ob wir dann an einer oder vier Stellen blitzen, wird von Fall zu Fall variieren."

"Wir wollen nicht abkassieren."

Mit riesigen Postern werden die Autofahrer an den Ortseingängen vor den Kontrollen gewarnt. "Donnerwetter - es blitzt" heißt es darauf. Für Straßmair ein Akt der Fairness: "Wir wollen nicht abkassieren, sondern bewirken, dass nicht zu schnell gefahren wird." Deshalb seien die Hinweise beabsichtigt und auch Meldungen im Hörfunk über die jeweils aktuellen Standorte der Blitzer durchaus willkommen. Denn eines ist Straßmair wichtig: "Ich gehe davon aus, dass uns die Kontrollen eher etwas kosten, als dass wir Geld verdienen. Wir wollen auch gar keinen Überschuss." Sollte durch Bußgeld dennoch ein wirtschaftlicher Gewinn bei der Gemeinde hängen bleiben, würde dieser "in verkehrsberuhigende Maßnahmen reinvestiert".

Und so macht der Bürgermeister auch kein Geheimnis um die Liste der möglichen Standorte, an denen geblitzt werden könnte: Beispielsweise vor den Schulen und Kindertagesstätten, an allen Ortseingängen, vor Spielplätzen, in der Luitpoldsiedlung und im Gewerbegebiet an der Georg-Knorr-Straße.

Die Abwicklung übernimmt dabei komplett die KVS Oberland: Planung, Abstimmung mit der jeweiligen Gemeinde, Information, Verkehrsüberwachung, Zustellen der Knöllchen und Einzug von Führerscheinen. "Im Jahr stellen wir wegen Vergehen im fließenden Verkehr zwischen 180 000 und 200 000 Bußgeldbescheide zu", sagt Braun. "Meistens sind es Strafen von 15 bis 35 Euro, wir sprechen bei diesen Beträgen von einem monetären Hirnbatzl."

1800 Messstellen in 105 Städten und Gemeinden

Sein Zweckverband ist derzeit in 105 Städten und Gemeinden "von Landsberg bis zum Chiemsee und von München bis Mittenwald" (Braun) an insgesamt 1800 Messstellen auf der Jagd nach Verkehrssündern. Im südlichen Landkreis sei man in Neubiberg, Aying und Sauerlach vertreten, dazu in den drei Würmtalgemeinden Neuried, Planegg und Gräfelfing, erläutert der Geschäftsführer. In Kürze wolle sich auch Höhenkirchen-Siegertsbrunn dem Zweckverband anschließen.

Noch ein letzter Blick auf den Monitor von Dirk Wellershaus, denn gerade brummt der Laster einer Autovermietung durch die Radarkontrolle. "56 km/h, das bedeutet 80 Euro und einen Punkt in Flensburg", sagt der Mann von der Kommunalen Verkehrssicherheit. "Ich war früher Rettungssanitäter, da habe ich viele Unfälle gesehen, die bei normaler Geschwindigkeit niemals passiert wären", so Wellershaus weiter. Er fühlt sich deshalb in seinem Tun bestätigt: "Verkehrsüberwachung macht absolut Sinn."

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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