Verkehrssicherheit:Vorsicht, Eisdiele!

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Wer sich in Straßlach ein Eis kaufen will, muss häufig zunächst die Staatsstraße überqueren. (Foto: Claus Schunk)

Weil ein neues Café an der Durchgangsstraße vor allem Kinder anzieht, dringt Bürgermeister Hans Sienerth auf eine Querungshilfe

Von Michael Morosow, Straßlach-Dingharting

Bei 34 Grad im Schatten hat vergangene Woche in Straßlach-Dingharting die Eiszeit begonnen. Vor allem die Kinder fieberten zuletzt der Eröffnung der lange ersehnten Eisdiele in den Räumen der früheren Apotheke und Reinigung entgegen, zumal sich im Ort hartnäckig das Gerücht gehalten hatte, dass es mit der Eisdiele nichts werden würde. Grund dafür war wohl die zwiespältige Haltung des Gemeinderats zur Eisdiele mitten im Ort. Auf der einen Seite goutieren die Lokalpolitiker das neue Angebot, und in den Gemeinde-Nachrichten schreibt Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) von einem "weiteren Ort zum Genießen in unserer Gemeinde." Andererseits fürchten sie um die Gesundheit der Kundschaft, insbesondere um die der Kinder. Grund: Auf dem Weg zur Schokokugel lauern Gefahren.

Wer zur Eisdiele gelangen will, muss die mitten durch den Ort führende Staatsstraße überqueren, auf der täglich 9000 bis 14 000 Fahrzeuge gezählt werden - ohne Querungshilfe oder Ampelanlage. Dem Eisdielen-Betreiber die Genehmigung zu verweigern, wäre laut Sienerth allerdings gar nicht möglich gewesen, weil in dem Gebäude eine gewerbliche Nutzung erlaubt sei und der Bebauungsplan Eisdielen nicht ausschließe.

Die Gemeinde hat bislang vergeblich versucht, die gefährliche Stelle abzusichern, aber erst kürzlich hat das Landratsamt eine Querungshilfe abgelehnt, zum zweiten Mal bereits. Laut Sienerth hat die Behörde vor Jahren schon einmal einer solchen Lösung widersprochen, damals aber seien noch Apotheke und Reinigung in Betrieb gewesen. Der Kundenkreis habe sich verlagert, es seien jetzt vor allem Kinder, die die Straßenseite wechseln, sagt der Bürgermeister. Vor allem auch deshalb, weil alle Kindereinrichtungen der Gemeinde gegenüber der Eisdiele platziert seien. Er habe das Landratsamt zu einem Ortstermin gebeten, sagt Sienerth, der die Behörde ohnehin in der Pflicht sieht. Da es sich um eine Staatsstraße und nicht um eine Gemeindestraße handele, liege die Hauptverantwortung dafür, dass kein Kind überfahren werde, beim Landratsamt. "Ich sehe die Gemeinde hier nicht als Bittsteller", stellt der Rathauschef in den Gemeindenachrichten unmissverständlich klar.

Die Gemeinde habe sogar auf eigene Kosten ein Gutachten anfertigen lassen und es dem Landratsamt zugestellt, bis heute aber keine Reaktion darauf erhalten. "Wir warten auf den Bescheid", sagt Sienerth. Dabei ist seiner Meinung nach das Konzept für eine Ampel schlüssig und genehmigungsfähig. Und vor allem: Die Kosten dafür würde wohl die Gemeinde übernehmen. Er habe zwar noch nicht mit dem Gemeinderat darüber gesprochen, aber er gehe davon aus, dass dieser die dafür notwendige Investition genehmigen würde, sagt Sienerth. Ein Vorteil sei, dass die Gemeinde im Besitz eines zwei Meter breiten Grünstreifens auf der Straßenseite gegenüber der Eisdiele sei und deshalb in der Lage wäre, als Zugang zur Ampelanlage einen Gehweg zu errichten.

Wie es heißt, will der Eismacher demnächst auch Prosecco für Erwachsene anbieten und dem ganzen Laden ein wenig italienisches Flair verleihen. Er könnte aber auch, um ein wenig moralischen Druck auf das Landratsamt auszuüben, seine Eiskarte erweitern, zum Beispiel um ein Zebra-Eis aus Schoko und Zitrone oder um einen Ampel-Becher mit Pfirsich, Himbeere und Apfel. Rein sicherheitshalber.

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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