Verkehrspolitik:Runter damit!

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Die Hohenbrunner Grünen unterstützen die Forderung der Anwohner nach einer Tieferlegung der Luitpoldstraße. Doch dazu müsste die Gemeinde Grund vom Nachbarn Höhenkirchen-Siegertsbrunn kaufen

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Die Hohenbrunner Grünen-Gemeinderätin Martina Kreder-Strugalla ist eine Frau, die vorbereitet sein möchte. Deshalb hat sie vor dem Gespräch in alten Unterlagen geblättert, Protokolle durchgelesen und nach alten Beschlüssen gesucht - um eine Zahl präsentieren zu können: 22 Jahre. So lange, sagt sie, diskutiere Hohenbrunn schon über eine Umgehungsstraße. Ohne Lösung oder erkennbaren Fortschritt. In mehreren Klausursitzungen schloss der Gemeinderat Trassenvarianten aus, doch festgelegt hat er sich bislang nicht. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Gemeinderäte eine endgültige Entscheidung absichtlich vor sich herschieben, um niemanden gegen sich aufzubringen: Bauern, deren Land man braucht. Anwohner, die sich vor mehr Verkehr vor ihrer Haustüre fürchten. Martina Kreder-Strugalla und ihr Fraktionskollege Wolfgang Schmidhuber fordern deshalb nun, dass der Gemeinderat bald eine Entscheidung trifft. Ginge es nach ihnen, soll eine Lösung realisiert werden, die der Gemeinderat vor gut zwei Jahren eigentlich verworfen hat: die Luitpoldstraße soll zum Tunnel werden.

"Nicht ganz eingehaust wie am Mittleren Ring in München", sagt Kreder-Strugalla. Aber sie will, dass die Straße wesentlich tiefer gelegt und teilweise überdacht wird. Damit kommt der Vorschlag nah an das, was auch die Anwohner schon lange fordern. Bereits vor zwei Jahren sprachen sie sich für eine Tunnellösung aus. So wäre das Lärmschutz-Problem gelöst und eine Umgehungsstraße geschaffen, glauben sie. Das Problem: Ein Tunnel ist teuer, außerdem müsste Hohenbrunn Grund von der Nachbargemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn kaufen.

Um dafür Lösungen zu finden, hat Manfred Haucke den "Arbeitskreis Luitpoldsiedlung" reaktiviert, der vor fast 20 Jahren gegründet wurde und in der Zwischenzeit eingeschlafen war. Haucke fordert, dass Hohenbrunn mit Höhenkirchen-Siegertsbrunn Gespräche führt und die Bürger besser einbezieht. Am Montag, 18. Juni, veranstaltet er eine Diskussion für Anwohner der Luitpoldsiedlung, zu der auch der Hohenbrunner Bürgermeister Stefan Straßmair, die Höhenkirchner Bürgermeisterin Ursula Mayer sowie Landrat Christoph Göbel (alle drei CSU) eingeladen sind. Das Ziel: Informationen transparent zu machen und über mögliche alternative Lösungsansätze zu diskutieren.

Die Tunnellösung hätte ihre Fraktion schon vor Jahren als Idee eingebracht, sagt

Martina Kreder-Strugalla. "Damals haben sich alle auf den Schenkel geklopft und sich tot gelacht." Inzwischen würde der Vorschlag auf immer breitere Zustimmung stoßen. Denn Höhenkirchen-Siegertsbrunn möchte auf der Luitpoldstraße die Unterführung der S-Bahn so erweitern, dass in Zukunft auch Lastwagen durchpassen. Die

Luitpoldstraße liegt auf Höhenkirchner Gemeindegebiet, führt allerdings direkt an Hohenbrunner Häusern vorbei. Deren Bewohner befürchten mehr Lärm, Verkehr und Gestank. Der Hohenbrunner Gemeinderat machte klar, dass er einen Ausbau nur zustimmen werde, sollte für optimalen Lärmschutz gesorgt sein. Wie dieser Lärmschutz aussehen könnte, präsentierte ein Ingenieurbüro im April: Entweder eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand, direkt vor den Häusern der Anwohner, mit Rolltoren, die sie per Funk öffnen können. Oder eine Tieferlegung der Straße - für mindestens 13,5 Millionen Euro.

Nach dieser Präsentation vertagte der Gemeinderat eine Entscheidung. Die Grünen jedoch haben sich nun festgelegt auf den Tunnel. Die Kosten, glauben sie, würden sich lohnen. Vor allem, weil eine Westumfahrung, die gerade außerdem noch im Gespräch ist, ebenfalls teuer sei. Viel Grund müsste gekauft werden, viel Fläche würde verbraucht. Überdies müssten - je nach dem, wie nah eine Umgehungsstraße im Westen am Ort vorbei führt, - auch Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden. "Wenn man das alles zusammenrechnet", sagt Kreder-Strugalla, "kommt sicher fast genauso viel zusammen." Hohe Lärmschutzwände vor ihren Häusern, das macht Manfred Haucke klar, stoßen bei den Anwohnern jedenfalls auf Widerstand. Es gelte, "Fort Knox" zu vermeiden.

Wie man Lärmschutz an der Luitpoldstraße schaffen könnte, diskutiert der Arbeitskreis Luitpoldsiedlung am Montag, 18. Juni, im Pfarrsaal in Hohenbrunn mit Politikern und Anwohnern. Beginn ist um 19 Uhr.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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