Verkehr:Das Ende des Tunnels

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Der Unterföhringer Gemeinderat beschließt, die Pläne für eine Tieferlegung der Münchner Straße endgültig zu beerdigen. Die 1,85 Kilometer lange Röhre hätte etwa 260 Millionen Euro gekostet.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Tunnel ist begraben: Mit knapper Mehrheit hat der Unterföhringer Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten die Idee, den Verkehr auf der viel befahrenen Münchner Straße unter die Erde zu bringen, endgültig verworfen. Gründe dafür sind die zu erwartenden schwierigen Bauarbeiten und vor allem die immensen Kosten für das Projekt: Etwa 260 Millionen Euro plus x müsste die Gemeinde in die Hand nehmen, um die stauträchtige Ortsdurchfahrt in die Tiefe zu legen und so die Anwohner zu entlasten.

Bertram Ostermeier von der PSP Tunnelling Engineers GmbH, einem Ingenieurbüro für Tunnelbau, Grund- und Ingenieurbau in München, hatte dem Gremium zuvor die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. So wäre die Errichtung der 1,85 Kilometer langen Unterföhringer Röhre extrem teuer und aufwendig, allerdings grundsätzlich realisierbar. Während eine offene Bauweise angesichts der örtlichen Gegebenheiten wegen der dicht an der Münchner Straße stehenden Gebäude und einer engen, kurvigen Wegführung problematisch sein könnte, wäre die bergmännische, also ein mit großen Bohrern erfolgter Durchstich, wohl sinnvoller. Aber eben noch kostenintensiver. Eine Zeitschiene präsentierte der Experte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend ebenfalls: Planung, Genehmigung und Bau würden wohl bis zu 15 Jahre dauern, wenn nicht noch länger.

Die Beschlussvorlage von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) und seiner Verwaltung fiel angesichts der hohen Herstellungskosten eindeutig aus: Unterföhring solle eine Untertunnelung der Münchner Straße angesichts dieser Ergebnisse zu den Akten legen. In einer zu später Stunde geführten kontroversen Diskussion plädierte die Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) für eine andere Strategie: "Die Vision eines Tunnels ist nun greifbar, wir müssen weiter daran arbeiten." Unterföhring könne wohl mit 150 Millionen Euro an Zuschüssen vom Staat rechnen, führte sie an und verwies auf Fördermittel, die etwa für den Starnberger Tunnel bezahlt würden. Nun einen abschlägigen Beschluss zu fassen, sei der falsche Weg, sagte Mäusel. Es sei "unverantwortlich", das Projekt auf die Schnelle zu beerdigen.

Debatte schon mal vor 20 Jahren geführt

Thomas Weingärtner von der SPD hielt davon gar nichts: "Alles, was wir heute Abend erfahren haben, haben wir vor Jahren schon einmal gehört", sagte er und erinnerte daran, dass Unterföhring seine Tunnel-Debatte schon einmal vor knapp 20 Jahren führte - mit dem Ergebnis, dass eine Röhre zu teuer und nur schwer umzusetzen sei. "Wir müssen jetzt klipp und klar eine Entscheidung treffen und ein deutliches Nein zum Tunnel sagen", forderte Weingärtner. Die Gemeinde solle sich lieber zusammen mit ihren Nachbarn für eine überörtliche Entlastung der Ortsdurchfahrt einsetzen, so wie es die SPD bereits seit längerem vorschlägt. Johannes Mecke von den Grünen teilte diese Ansicht: "Wir müssen den Tunnel begraben."

Manfred Axenbeck, Fraktionssprecher der CSU, auf deren Antrag hin die Machbarkeitsstudie vor drei Jahren beschlossen worden war, bat darum, "jetzt nicht alles wegzuwerfen". Ihn, so sagte er, erinnere die Haltung im Gremium an die Debatte um den Bahntunnel in den Neunzigern. "Wenn es nach der SPD gegangen wäre, würde die S-Bahn jetzt in einem tiefen Trog fahren" und nicht im Tunnel, wie durch einen Bürgerentscheid erzwungen, ätzte Axenbeck. Johann Zehetmair (PWU) versuchte, einen Kompromiss zu finden, indem sich der Gemeinderat darauf einige, den Tunnel "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht weiterzuverfolgen, aber nicht ganz zu kippen.

Doch daraus wurde nichts: Eine Stunde und zwei Anträge zur Geschäftsordnung später war die Debatte beendet und der Tunnel ist Geschichte.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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