Vaterstetten/Grasbrunn:Fast wie am Viktualienmarkt

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Szenerie wie am Viktualienmarkt: Die Tagespflege-Einrichtung in Baldham bemüht sich um ein anregendes Umfeld für die den Senioren. (Foto: Christian Endt)

Die neue Tagespflege der Nachbarschaftshilfe in Baldham will mit liebevollen Details die Erinnerungen seiner Gäste wecken

Von Karin Kampwerth, Vaterstetten/Grasbrunn

"Wenn du nicht magst, dann kannst du zu Hause bleiben und ich komme her." Zugegeben, etwas kurios fand auch Marion Reger das, was vorige Woche noch die Ehefrau eines demenzkranken Mannes über die neue Vaterstettener Tagespflege gesagt hat. Die fand sie nämlich so schön, dass sie am liebsten selber bleiben würde. Und so kam es auch, dass am Montagnachmittag bei der feierlichen Einweihung der neuen Einrichtung der Nachbarschaftshilfe für Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn, die Marion Reger leiten wird, ganz oft von Wohlfühlatmosphäre zu hören war.

Franz Pfluger, Zornedinger Alt-Bürgermeister und Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe, bemühte die Bewertungskriterien von Hotels. "Hier wären wir näher an fünf als an vier Sternen", sagte Pfluger über die Tagespflege, die gleich neben dem Baldhamer Caritas-Seniorenheim St. Korbinian zu finden ist.

Dass Pfluger nicht übertrieben hat, zeigte die Begeisterung der Festgäste, darunter Landrat Robert Niedergesäß sowie die Bürgermeister Georg Reitsberger für Vaterstetten, Piet Mayr für Zorneding und Klaus Korneder für Grasbrunn. Einige ließen sich in der Wohnzimmerecke mit Polstergarnitur, Regalwand und Blumentapete nieder, andere bewunderten die Lehnstühle. Die lassen sich alle in waagerechte Position bringen, zum Beispiel für das Mittagsschläfchen der Gäste. Und sie sind mit Rollen ausgestattet, damit sich die Senioren nicht zum Kaffeetrinken erheben müssen. Bewundert wurde der Eingangsbereich, in der Mitte eine (künstliche) Eiche mit Sitzbank, drumherum gruppiert sind kleine Reminiszenzen an Marienplatz und Viktualienmarkt, ausgestattet mit liebevollen Details, zum Beispiel einer Kaffeehausfassade mit einem Schildchen, das auf "Draußen nur Kännchen" hinweist, oder dem Angebot, dass es "Zeit für einen Hopfen-Smoothie" sei.

In den Räumen, in denen bis vor zwei Jahren die Krankenpflegeschule der Caritas untergebracht war, sollen sich aber nicht nur die Gäste, sondern auch die Mitarbeiter wohlfühlen. Chefin Marion Reger ist überzeugt, dass das gelingen wird. "Für mich geht hier ein beruflicher Traum in Erfüllung", sagte sie über die Einrichtung, aber auch ihre künftigen Kolleginnen. "Jede einzelne bringt besondere Fähigkeiten mit", so Reger. Die eine sei kreativ, eine andere befasse sich mit Gedächtnistraining, eine weitere beherrsche Sitzgymnastik.

Nur ein halbes Jahr habe die Umbauzeit gedauert, berichtete Franz Pfluger, bei Kosten von 500 000 Euro. Dass einiges davon den Gemeinden eng verbundene Stiftungen übernahmen, freute Landrat Niedergesäß. Demnach seien je 100 000 Euro von der Clarissa-und-Michael-Käfer-Stiftung und der Truma-Stiftung gekommen, auch die Grasbrunner Simader-Stiftung hat sich großzügig beteiligt. "Das zeigt, dass ortsansässige Betriebe soziale Verantwortung übernehmen", sagte Niedergesäß.

Für Clarissa Käfer eine Selbstverständlichkeit, "denn wir wollen an die Gegend, der wir so viel zu verdanken haben, etwas zurückgeben". Die Vaterstettener Einrichtung "ist zu 150 Prozent das, was wir machen wollen", sagte Käfer. Das gilt auch für die Putzbrunner Unternehmerin und Stifterin Renate Schimmer-Wottrich, sie habe ihm drei Sekunden, bevor er an Rednerpult getreten sei, ins Ohr geflüstert, dass sie die Tagespflege jährlich mit 25 000 Euro unterstützen wolle, sagte Robert Strauß, zweiter Vorsitzender der Truma-Stiftung. Und vielleicht lag es ja am Marktcharakter im Eingangsbereich, dass Clarissa Käfer nicht zögerte. "Wir legen auch noch einmal 25 000 Euro drauf", sagte sie unter Applaus.

Die Tagespflege in Baldham bietet Platz für maximal 20 Gäste, um die sich zwölf Mitarbeiter kümmern. Besonderheiten sind ein Sinnesgarten, ein aktivierendes Lichtkonzept und Akustikdecken im Wohnbereich. Kontakt: Telefon 08106/36 84-77, montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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