Unterschleißheim:Notfall-Sanierung am Bürgerhaus

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Im Foyer des Bürgerhauses finden viele Ausstellungen statt. Mittlerweile gibt es Stellwände, die eigens das Wasser auffangen. (Foto: Sonja Marzoner)

Weil dem Foyer die Schließung droht, soll das seit Jahren marode Glasdach zwischen Bürgerhaus und Rathaus jetzt abgedichtet werden. Trotz Beschränkung auf das Nötigste werden die Kosten auf 2,5 Millionen Euro geschätzt.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Künstler müssen keine Angst um ihre sensiblen Werke haben. Die Unterschleißheimer Stadtverwaltung hat eine ausgetüftelte Konstruktion in ihrem Fundus, die bei Ausstellungen im Foyer des Rathauses und des Bürgerhauses zum Einsatz kommt. Das Metallgestell, an dem die Werke hängen, ist oben mit einer Wasserrinne versehen und verfügt über einen Schlauch, der das Wasser in einen Eimer am Boden ableitet. Die Kunst ist also vor Unbill von oben geschützt. Dennoch hat das Rathaus nun vor, nach vielen Jahren das undichte Dach der prominentesten Immobilie der Stadt abzudichten. Das Landratsamt München habe schon mehrmals "dringend die Behebung" des Missstands angemahnt, berichtet die Rathausverwaltung und unterstreicht, dass die Aufsichtsbehörde im äußersten Fall fordern könnte, den Betrieb einzustellen.

Ob damit im Raum steht, bei dem Zwillingsbau aus Rathaus und Bürgerhaus nicht nur die Kultur lahmzulegen, sondern auch gleich die Stadtverwaltung mit, wird nicht näher ausgeführt. Allerdings zweifelte am Montagabend keiner der Stadträte im Bauausschuss daran, dass nun wirklich etwas getan werden muss. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) warb um Verständnis dafür, dass die Bauverwaltung bei der Angelegenheit in den vergangenen Jahren nicht die Zielstrebigkeit an den Tag gelegt habe, die sich mancher vielleicht gewünscht hätte. Bereits 2017 gab es Pläne für eine Sanierung mit Architektenentwürfen. Die Stadt habe aber viele Projekte am Laufen, sagte Böck, mangels Personal müsse man deshalb immer wieder Prioritäten setzen. Doch nun, so der Bürgermeister, "sollten wir das endlich angehen".

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Finanziell ist diese trotz langer Vorlaufzeit nicht eingeplante Aufgabe für die Stadt, die wegen weggebrochener Gewerbesteuern gerade besonders aufs Geld schauen muss, eine Herausforderung, auch wenn jetzt nur eine "Minimalsanierungsvariante" umgesetzt werden soll. Die allgemein gestiegenen Kosten am Bau lassen eine Sanierung schnell zu einem Millionenprojekt werden. 200 000 Euro sollen noch in diesem Jahr für die Planung vorgesehen werden, für kommendes Jahr sind 2,3 Millionen Euro im Gespräch, damit bei den beliebten Ausstellungen im Foyer künftig garantiert alles im trockenen Bereich bleibt. Die Besucher von Konzerten im vielgebuchten Festsaal sollen schließlich auch sicher trockenen Fußes zu ihrem Kulturgenuss gelangen, die Stadträte ebenso zu ihren Sitzungen. Und der Bürgermeister in sein Büro.

Das Problem ist nicht ganz neu: der Entwurf für eine aufwendige Sanierung des Bürgerhaus-Foyers aus dem Jahr 2017. (Foto: Visualisierung: Jesse Hofmayr Werner Architekten)

Doch auch für 2,5 Millionen Euro sollte keiner zu viel erwarten. Es geht außer um eine Erneuerung der Brandschutzlackierung an den Stahlträgern vor allem um eine "Notabdichtung" des Glasdachs im Foyer, wie die Verwaltung erläutert. Für die dauerhafte Dichtigkeit könne weder eine Gewährleistung vom Planer noch von einer ausführenden Firma übernommen werden, heißt es weiter. Das Bauamt weiß, wovon es spricht. Es verfügt über reichlich Erfahrung mit undichten Dächern bei Renommierbauten. Beim 2006 mit Pomp eröffneten Ballhausforum begann es schon früh zu tröpfeln. Als Sanierungsfall band das Gebäude in den vergangenen Jahren Arbeitskraft im Rathaus und finanzielle Mittel.

Auch wenn dieses Mal nur das Notwendige gemacht wird, wird laut Plan das Foyer des Bürgerhauses von März bis September kommenden Jahres eingeschränkt nutzbar sein. Der Festsaal und der große Sitzungssaals sollen weiterhin für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Einschränkungen beim Rathausbetrieb werden offenkundig nicht erwartet. Die Entscheidung fiel einstimmig.

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