Mitten in Unterhaching:Von Zweirädern und Vierbeinern

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Hundebesitzer und Radfahrer verbindet seit mehr als hundert Jahren eine innige Feindschaft. Dass manche Menschen beides sind, macht es nicht besser.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Klickt man sich durch lokale Bürgerforen in den sogenannten sozialen Medien, bekommt man mitunter den Eindruck, die kleine Welt bestünde nur aus Hundebesitzern und Radfahrern. Beide sind einander nicht besonders zugetan. Und wann immer ein Vertreter dieser Gruppen - etwa in Unterhaching - einen Beitrag postet, kochen die Emotionen so hoch, als hätte gerade jemand dem Bello den Hals rumgedreht oder dem Pedalisten die Radlerhose zerfetzt. Dabei geht es meist nur um Leinenzwang und Hundehaufen beziehungsweise um Raser und Verkehrsregeln. Schnell wird klar: Rücksichtslos sind immer die anderen.

Wer nun glaubt, früher sei alles nicht so schlimm gewesen, und das gegenseitige Sich-Anknurren von Hund, Herrchen und Radler habe es nicht gegeben, dem sei ein Blick in die Historie dieser bewährten Feindschaft empfohlen. So erschien bereits 1900 von Eduard Bertz die "Philosophie des Fahrrads". Darin stellt der Autor fest: "Selbst Hunde, die ohnehin schon eine Gefahr des Radsports bilden, werden geflissentlich auf Radfahrer dressiert."

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Der Altonaer Bicycle Club zitiert in einer Rückschau auf das Verhältnis Radfahrer und Hund einen Harro Feddersen aus Eimsbüttel, der einst seine Erinnerungen an die Pionierzeit der Velozipede um 1870 niederschrieb: "Nicht am ungefährlichsten war den kühnen Reitern die unbändige Lust der lieben Straßenjugend, diese neumodischen Rosse und Reiter mit Steinen, Knütteln oder gar noch unangenehmerem Schießmaterial zu begrüßen, in den Dörfern die Hunde auf sie zu hetzen und so dem unsicheren Reiter manchen Tropfen Angstschweiß auszupressen."

Dass die Radfahrer sich das aber auch damals nicht so einfach gefallen ließen, lässt ein Blick in den Katalog des Versandhandels von August Stukenbrok in Einbeck vermuten, den die Altonaer Radler noch in ihrem Archiv haben. Um 1900 konnte man dort "Radfahrerschutz gegen Hunde" bestellen, von der "Radfahrerpeitsche in besonders guter Ausführung" bis hin zu "Hundebomben" und "Hunderaketen", die ähnlich wie Knallfrösche funktioniert haben sollen.

Dagegen erscheint der Kampf zwischen Menschen mit Vierbeinern und Menschen auf Zweirädern heutzutage geradezu wie eine harmlose Neckerei. Zumal es durchaus auch Radfahrer mit Hunden gibt. Die Existenz solcher ungleichen Paare gilt als gesichert, da gestückelte Haufen gesichtet wurden. Experten für solche Stuhlproben in dem Unterhachinger Forum wissen: Bei einem Abstand von zehn bis 20 Zentimetern zwischen den Hinterlassenschaften ist der Hund neben einem Rad hergelaufen.

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