Geschäftsaufgabe:Ende eines florierenden Unternehmens

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Mariele Ertl-Kameter hat gemeinsam mit ihren drei Schwestern lange das Blumenhaus an der Hauptstraße geführt. (Foto: Claus Schunk)

Für das Blumenhaus Ertl in Unterhaching findet sich trotz vieler Stammkunden kein Nachfolger. Bis Dezember wird der letzte Strauß verkauft sein. Aber eine leise Hoffnung gibt es noch.

Von Patrik Stäbler, Unterhaching

Der Blumenstrauß als Mitbringsel für den Geburtstag? Ist vom Ertl. Das Trauergebinde für den Friedhof? Haben sie beim Ertl gemacht. Und wo in Unterhaching bilden sich stets am Valentins- und Muttertag lange Schlangen bis hinaus auf den Gehweg? Beim Blumenhaus Ertl, das seit mehr als 50 Jahren eine Institution ist im Ort. Noch. Denn an diesem Montag beginnt in dem Geschäft an der Hauptstraße der Räumungsverkauf. Und Mitte Dezember wird das Blumenhaus Ertl dann seine Türen schließen. Für immer.

"Natürlich sind da viele Emotionen dabei, wenn wir jetzt zusperren", sagt Mariele Ertl-Kameter. "Denn das Geschäft ist ja quasi unser Leben." Die 69-Jährige meint damit sich selbst und ihre Schwestern, von denen zwei - Hanni Huber und Christa Eirich - bis heute im Blumenhaus mitarbeiten. Nun jedoch zieht der Familienbetrieb einen Schlussstrich, und zwar "aus Altersgründen", sagt Mariele Ertl-Kameter. Zwar wäre ihre Tochter Isabel Kameter, die ebenfalls im Laden mithilft, prinzipiell bereit gewesen, das Blumenhaus Ertl fortzuführen. "Aber nicht alleine", betont sie. "Weil das einfach zu viel Arbeit ist." Daher hätten Mutter und Tochter in den vergangenen Jahren nach einer potenziellen Geschäftspartnerin gesucht, erzählt Mariele Ertl-Kameter. Doch diese sei ebenso wenig zu finden gewesen wie ein Nachfolger, der das Blumenhaus übernimmt.

An diesem Montag beginnt im Blumenhaus Ertl der Räumungsverkauf. (Foto: Claus Schunk)

Dabei sei das Geschäft "ein gut gehendes Unternehmen mit vielen Stammkunden", betont die Inhaberin. "Und man könnte es sogar noch ausbauen." Doch heutzutage seien viele Floristinnen und Floristen nicht mehr willens, die Zeit und Energie aufzubringen, die es für solch einen Betrieb brauche. "Es ist ja nicht damit getan, dass du von halb neun bis halb sieben im Geschäft bist", sagt Isabel Kameter. "Sondern oft stehst du schon um vier Uhr früh auf, um zum Großmarkt zu fahren, und kommst erst irgendwann nach 19 Uhr wieder nach Hause." Und dann sei da noch die Personalsuche, die sich immer schwieriger gestalte. "Wir hatten das Glück, dass wir ein Team von sehr guten Floristinnen hatten", sagt Mariele Ertl-Kameter. Doch diese seien mit den Schwestern älter geworden. "Jetzt gehen noch mal drei Mitarbeiterinnen in Rente", sagt die Geschäftsleiterin. "Und dann ist praktisch unser ganzer Stamm weg."

Dabei sind es gerade die bekannten Gesichter und die gewohnte Umgebung, die viele Kundinnen und Kunden im Blumenhaus Ertl schätzen. Dessen Geschichte begann im Jahr 1949, als Maria und Hans Ertl eine Gemüsegärtnerei an der Hauptstraße eröffneten. Sie wurde 1972 in ein Blumengeschäft umgewandelt; zugleich übernahmen die vier Töchter des Gründerpaars den Betrieb. "Wir haben damals am 10. Februar eröffnet, und am 14. Februar, dem Valentinstag, waren wir gleich dreimal ausverkauft", erinnert sich Mariele Ertl-Kameter. "Das Geschäft ist vom ersten Tag an geflutscht." Zwar habe es neben vielen Höhen auch Tiefen gegeben, etwa infolge der Eröffnung der großen Gartencenter in Brunnthal und im Gewerbegebiet am Grünwalder Weg. Jedoch habe es das Blumenhaus stets geschafft, der Konkurrenz zu trotzen - "auch wegen unseres Einsatzes und Engagements", sagt Mariele Ertl-Kameter. Zudem, das betont Hanni Huber, "haben wir Schwestern uns in all der Zeit immer gut verstanden" - beileibe keine Selbstverständlichkeit, wenn Geschwister gemeinsam Geschäfte machen.

Nun jedoch wird der letzte Blumenladen in Unterhaching voraussichtlich Mitte Dezember schließen. Was danach mit dem Geschäft geschieht, ist laut der Besitzerin noch ungewiss. "Jetzt sperren wir erst mal zu, und dann wird man weitersehen", sagt Mariele Ertl-Kameter. Und nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: "Ich habe ja die leise Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der das Geschäft weiterführt."

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