Unterföhring:Kommt der Tunnel?

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Der Unterföhringer Gemeinderat gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Darin sollen nicht nur eine Ortsumfahrung für die vom massiven Durchgangsverkehrs geplagte Kommune geprüft werden, sondern auch der Bau eines Tunnels. SPD und Grüne lehnen das strikt ab.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Tunnel oder Umgehung? Diese Frage will die Gemeinde Unterföhring mit Hilfe einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen, um die Anwohner der viel befahrenen Ortsdurchfahrt von Lärm und Abgasen zu entlasten. Mit knapper Mehrheit aus CSU und Parteifreier Wählerschaft (PWU) hat sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend für eine umfassende Prüfung des Projekts durch Fachleute ausgesprochen. SPD und Grüne waren strikt dagegen.

1999 rieten die Experten von einer Ortsumfahrung ab

Ihr Argument: Bereits 1999 sind Experten in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Tunnel wegen der örtlichen Gegebenheiten mit den vielen Zufahrten zur Münchner Straße nicht realisieren lasse, weil es riesige Rampenbauwerke bräuchte, wie Thomas Weingärtner (SPD) erinnerte; auch eine Umfahrung sei damals als nicht sinnvoll erachtet worden.

Sie nehme Unterföhring, wenn sie denn über den Etzweg verlaufen solle, etwaige Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Osten. Und schließlich gehe es ja vor allem darum, den überörtlichen Verkehr aus Unterföhring herauszuhalten, also Pendlerströme aus und nach München. Weingärtner warnte zudem vor dem enormen Flächenverbrauch beim Bau eines oder mehrerer Tunnel sowie einer Umgehungsstraße. Das sei ökologisch unvertretbar.

Ismaning/Unterföhring
:Gemeinsam aus dem Stau

Alexander Greulich und Andreas Kemmelmeyer, die Bürgermeister von Ismaning und Unterföhring, fordern ein Verkehrskonzept für den Norden.

Von Sabine Wejsada

Die CSU hält die Studie allerdings für überholt. "Wir möchten es jetzt geprüft haben", begründete Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel den Antrag ihrer Fraktion für eine Machbarkeitsstudie, in der verschiedene Tunnellösungen beleuchtet werden sollen. Man wolle Fakten und Kostenaufstellungen sehen. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) zeigte sich aufgeschlossen. "Von Seiten der Verwaltung hätten wir uns nicht getraut, einen solch weitreichenden Antrag zu stellen", versicherte er.

Grüner sieht Machbarkeitsstudie als "Verzweiflungstat"

"Danke für diesen Mut", sagte der Rathauschef, mit einem umfassenden Gutachten "können wir den großen Wurf landen" und für viele Generationen von Unterföhringern etwas schaffen, wenn sich ein Tunnel als sinnvoll, finanzier- und machbar herausstellen sollte. SPD-Fraktionsvorsitzende Jutta Schödl hielt dem entgegen, dass sich in den vergangenen Jahren an den Fakten nichts geändert habe. Und: Wie vom Bürgermeister erst unlängst in einem SZ-Interview zusammen mit dem Ismaninger Rathauschef angekündigt, müsse man die Verkehrsprobleme im Münchner Norden "im Großen sehen und gemeinsam lösen".

Johannes Mecke von den Grünen assistierte: Eine Machbarkeitsstudie sei "eine Verzweiflungstat, weil wir nicht wissen, wie wir mit dem vielen Verkehr in Unterföhring umgehen sollen". Die Gewerbegebiete habe man ja schließlich selbst ausgewiesen.

Auch der Personennahverkehr soll verbessert werden

Seine Fraktionskollegin Gisela Fischer forderte den "radikalen Rückbau der Münchner Straße, damit keiner mehr Lust hat, durch Unterföhring zu fahren". Das sei nicht so einfach, sagte Bürgermeister Kemmelmeyer, denn bei der Ortsdurchfahrt handelt es sich um eine Staatsstraße. Der Rückkauf sei so leicht nicht zu bewerkstelligen und die Gemeinde müsse eine Alternativ-Route vorschlagen können.

In der Studie sollen nicht nur Tunnellösungen für die Münchner Straße untersucht werden, sondern auch Möglichkeiten, ob eine Umgehung im Osten unter Tage verschwinden könnte; einbezogen wird auch eine Optimierung des Personennahverkehrs. "Das ist keine Verzweiflungstat, sondern ein Blick in die Zukunft", sagte Günther Peischl (PWU) abschließend.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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