Unterföhring:Querelen im Schwimmverein

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Ist der Schwimverein Unterföhring noch zu retten? Wegen der internen Querelen treten bereits erste Mitglieder aus. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Schlampereien mit der Vereinskasse, explodierende Mitgliedsbeiträge und umstrittene Aufwandsentschädigungen: Beim Schwimmverein Unterföhring geht es rund. Mitglieder erheben schwere Vorwürfe und der Vorstand droht mit Rücktritt.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Land unter beim Schwimmverein Unterföhring: Nach einer kontroversen digitalen Jahreshauptversammlung am Donnerstag sieht sich die Vorsitzende Elisabeth Rupprecht genötigt, an den Gemeinschaftsgeist der Mitglieder zu appellieren. In einer spät am Abend verschickten Erklärung bittet Rupprecht darum, dass die Mitglieder "Kräfte bündeln und nicht gegeneinander arbeiten" sollen.

Was war passiert? Vor der Hauptversammlung hatten zehn Mitglieder des im März 2017 gegründeten Vereins ihren Austritt bekanntgegeben. Die Gründe: angebliche Unstimmigkeiten in der Kassenführung, die Erhöhung der Beiträge um das Drei- bis Fünffache, Pläne für Aufwandsentschädigungen an die ehrenamtliche Vorstandschaft und der "diktatorische Führungsstil von Frau Rupprecht", wie es der frühere zweite Vorsitzende Max Pfefferle nennt, der zum 1. Mai seine Mitgliedschaft gekündigt hat.

Bereits seit zwei Jahren ärgere er sich über das Gebaren und die Kalamitäten bei den Finanzen. Auch Wolfgang Schwaiger, ebenfalls Gründungsmitglied und früher im Vorstand, will nach eigenen Angaben angesichts der Schwierigkeiten nicht länger im Verein bleiben. "Ich werde noch heute austreten", sagte er am Freitag. Für seinen Schritt ausschlaggebend seien die seit längerem schwelenden Verwerfungen und Diskussionen über die Entschädigung der Vorstandsmitglieder. "Ich sehe das Ehrenamt anders", sagt Schwaiger. Dass der Verein bei den Mitgliedsbeiträgen derart die Schraube anziehe, sei unverständlich.

100 Seepferdchen seit der Gründung

Besonders kritisiert Schwaiger, dass 18-Jährige, die bislang über eine Familienmitgliedschaft dem Verein angehörten, nun den vollen Jahresbeitrag von 60 Euro bezahlen sollen. Er fragt: "Warum gibt es keine Ermäßigung für Schüler, Studenten und Azubis?" Überdies stößt ihm der bei der Revision im Jahr 2019 aufgetretene Fehlbetrag von 1900 Euro in der Kasse übel auf, auch wenn dieser 2020 zurückbezahlt worden sei. Dass etwa Fahrten ohne Berechtigung abgerechnet worden seien, das gehe nicht. Erich Mörike, seinerzeit Revisor, erinnert sich an Schwierigkeiten, überhaupt genaue Auskunft über fehlende Belege erhalten zu haben. Auch er, ebenfalls Gründungsmitglied, denkt nach eigenen Worten darüber nach, den Schwimmverein zum Jahresende zu verlassen. Dabei sei er vom Gründungsgedanken nach wie vor überzeugt. Kindern und Flüchtlingen das Schwimmen beizubringen, wie es der Verein vor Corona in großem Stil erreicht habe, sei eine große Leistung. Seit der Gründung 2017 haben etwa hundert Kinder das Seepferdchen beim Unterföhringer Schwimmverein gemacht, 30 Geflüchtete konnten mit Hilfe der Trainer das Bronzene Schwimmabzeichen ablegen. Von einer Aufwandsentschädigung, die den Mitgliedern der Vorstandschaft zukünftig bezahlt werden soll, hält Mörike nichts. "Ich würde es nicht annehmen."

Unterdessen verteidigt die im Amt bestätigte Vorsitzende den von der "überwiegenden Mehrheit der Mitglieder" abgesegneten Plan. 32 Personen verfolgten die Versammlung digital, noch einmal so viele hatten sich zuvor schriftlich geäußert. Im Großraum München sei es ganz normal, dass Vorstandsarbeit in Vereinen bezahlt werde, sagt Rupprecht. Sie werde die Aufwandsentschädigung dem Schwimmverein spenden. "Ich werde meinen Verein doch nicht schädigen", versichert Rupprecht und fordert: "Wir dürfen uns nicht gegenseitig zerfleischen!" Der Vorstand will die Gemeinde nun um Unterstützung bei einer Mediation mit den Mitgliedern des Vereins bitten.

Ja, man habe Fehler gemacht, räumt Rupprecht ein, diese seien aber bereinigt und Fehlbeträge nachbezahlt worden. Die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge verteidigt die Vorsitzende. Nur so könne der Verein Zuschüsse von Kreis, Land und auch der Gemeinde bekommen. Dass ein Jahresbeitrag von zwölf Euro pro Mitglied zu wenig sei, darauf habe das Landratsamt in der Vergangenheit immer wieder hingewiesen; fortan werden 60 Euro verlangt.

Die Führungsetage des Schwimmvereins erlebt Rupprecht zufolge seit Jahren große Anfeindungen. "Irritierenderweise stammen diese vor allem aus dem Kreis unserer passiven Mitglieder. Meine Vorstandskolleginnen und ich sind Mobbing, dem akribischen Suchen nach Formfehlern und sogar Diffamierungen beim Arbeitgeber ausgesetzt." In den vergangenen Wochen hätten sich die Vorkommnisse so zugespitzt, dass der Vorstand kurz vor einem geschlossenen Rücktritt stand.

Der ist zumindest halbwegs abgewendet. Rupprecht bleibt Vorsitzende, ihre bisherigen Stellvertreterinnen Stefanie Lorenz und Nicole Ambrozic sowie Schatzmeisterin Dagmar Hoffmann stellten ihre Ämter dagegen am Donnerstag zur Verfügung. Nicole Schmid hat den Posten der zweiten Vorsitzenden übernommen, Peter Lorenz kümmert sich künftig um die Kasse, Alina Boenke führt weiterhin die Protokolle.

© SZ vom 08.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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