Architektur:Ein Leuchtturm ohne Arkadenfront

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Auf die Visualisierung (hier) folgt keine Realisierung: Die Pläne für das neue Rathaus in Unterföhring sind verworfen worden. (Foto: Raum und Bau Planungsgesellschaft mbH)

Der Unterföhringer Gemeinderat nimmt letzte Änderungen am Entwurf des neuen Rathauses vor - und verzichtet auf ein Gestaltungselement an der Fassade, das Platz gekostet und die thermische Gebäudehülle geschwächt hätte.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Die Gemeinde Unterföhring tüftelt weiter an ihrem neuen Rathaus, das sie nach jetzigem Stand im Jahr 2027 beziehen will. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Gemeinderat einige abschließende Änderungen ab, die nun in den Entwurf des Münchner Architekturbüros "Raum und Bau Planungsgesellschaft" übernommen werden und in der nächsten Planungsphase - der Kosteneinschätzung - Berücksichtigung finden. Sicher ist nun, dass sich das das Rathaus optisch durch eine polygonale Form auszeichnen und in ein fünfstöckiges Haupt- sowie angrenzende Nebengebäude mit je drei Stockwerken gliedern soll, deren Obergeschosse über gläserne Brücken verbunden sind.

Eine Dach- und Innenhofbegrünung soll laut Planung Lebensräume für Vögel und Insekten schaffen, eine Photovoltaik-Anlage sowie ein Fernwärmeanschluss klimaneutral für Wärme und Strom sorgen. Die Grünen-Fraktion bekräftigte in der Sitzung zudem ihren Wunsch, größtenteils Holz als Baustoff vorzusehen und den regenerativen Charakter des neuen Rathauses somit noch zu verstärken.

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Umstritten war in der Sitzung vor allem die Gestaltung der Ostseite des Haupthauses. In einem ursprünglichen Entwurf hatten die Architekten dort eine Arkadenfront vorgesehen, die jedoch, so die Bedenken, die thermische Gebäudehülle schwächen und mit 200 Quadratmetern zu viel Nutzraum kosten würde. Die Mehrheit des Gemeinderats entschied sich deshalb gegen den Bau der Arkaden und für ein zweigeschossiges Vordach als Alternative. Für die zusätzliche Fläche im Erdgeschoss sei eine andere Nutzung einzuplanen.

Ebenso war bisher offen, wie sich die verschiedenen Verwaltungseinheiten aufteilen sollen. Ein erster Entwurf des Planerbüros hatte zunächst den Sitzungsaal im zweiten Stock des Hauptgebäudes vorgesehen, während sich das Bürgermeisterbüro samt zugehöriger Stabsstelle auf die oberen Etagen verteilte. Nach einem aktualisierten Vorschlag der Architekten soll dies aus statischen Gründen nun aber umgekehrt werden und der Sitzungssaal im obersten Geschoss beziehungsweise die Verwaltung samt Rathauschef in der Gebäudemitte Platz finden. Auch steht nun fest, dass die Tiefgarage aus Kosten- und Umweltgründen maximal aus einem und nicht wie zunächst geplant aus zwei Parkdecks bestehen wird.

Das Verwaltungsgebäude soll in der neuen Ortsmitte am Bahnhof entstehen, als zweiter von drei Bauabschnitten nach Musik- und Volkshochschule. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft) hat den Neubau in der Vergangenheit als "Jahrhundert-" und "Leuchtturmprojekt" für die Gemeinde beschrieben - er soll insbesondere bezüglich Nachhaltigkeit, Architektur und moderne Arbeitswelt auch über die Gemeindegrenzen hinaus Zeichen setzen.

Mit den Beschlüssen des Gemeinderats hat die Verwaltung nun grünes Licht, um die Umsetzung der Pläne voranzutreiben. In den kommenden Wochen sollen die entsprechenden Bebauungspläne so angepasst werden, dass die Änderungswünsche in die Planung einfließen können. Gleichzeitig kann das Architekturbüro nun beginnen, eine Kostenschätzung für das Projekt zu erstellen - diese sei bis spätestens März 2024 dem Gemeinderat zu präsentieren. Bisher rechnet die Kommune mit einem Maximalbetrag von 49 Millionen Euro für das Bauprojekt.

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