Unterföhring:Rolle rückwärts

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Unter dem Kreisverkehr verlaufen Leitungen und Kabel. Deshalb wäre die Aufstellung einer Skulptur aufwendig und teuer. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Gemeinde setzt den Siegerentwurf für die Gestaltung eines Kreisels nicht um

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Von der Idee bis zur Umsetzung kann es ein weiter Weg sein. Und manchmal ist eine Realisierung eines Vorschlags gar nicht möglich. Dies trifft auf den Siegerentwurf eines Bürgerwettbewerbs zu, den die Gemeinde Unterföhring vor knapp drei Jahren für die Gestaltung des Kreisels am Bahnhof ausgelobt hat. 16 Vorschläge gingen nach dem Aufruf im Gemeindeblatt im Rathaus ein - und sehr schnell stellte sich heraus, dass die Idee des Unterföhringers Bernhard Schmid den größten Gefallen bei den Kommunalpolitikern fand: Er regte an, den Kreisel mit einer Filmrolle zu verzieren, auf der typische Unterföhringer Ansichten oder Logos von Firmen zu sehen sind.

Doch daraus wird nun nichts. Der Bauausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung dem Gemeinderat einstimmig empfohlen, Abstand von dem Projekt zu nehmen - aus finanziellen Gründen. Während die Herstellung des Kunstwerks selbst 60 000 Euro kosten würde und für Tiefbauarbeiten noch einmal 50 000 Euro fällig würden, wie das Rathaus von einer Firma mitgeteilt bekam, würde die Umsetzung laut einem von der Gemeinde angefragten Ingenieurbüro mindestens 900 000 Euro ausmachen. "Da hat es mich von den Socken gehauen", sagte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) im Bauausschuss. Und auch im Gremium herrschte angesichts dieser Summe ungläubiges Staunen.

Die Gründe für die enormen Ausgaben liegen nach den Worten von Kemmelmeyer im Untergrund: Dort verlaufen Kabel und Rohre für Gas, Wasser und Telekom, außerdem hat die Deutsche Bahn wegen des S-Bahn-Tunnels ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Die Sparten müssten komplett oder zumindest teilweise verlegt werden. "Wir werden nicht für 1,2 Millionen Euro eine Filmrolle bauen", sagte der Bürgermeister und erhielt dafür von den Fraktionen im Bauausschuss Zustimmung. Auch wenn die Lokalpolitiker bedauern, dass sich die gute Idee Schmids nicht realisieren lässt, sollte das Projekt damit vom Tisch sein, denn auch der Gemeinderat wird sich auf eine solche Investition nicht einlassen.

SPD-Sprecher Philipp Schwarz regte an, die Gemeinde solle überlegen, ob der Kreisel am Bahnhof mit den Wappen von Unterföhring und seinen beiden Partnergemeinden Tarcento in Italien und Kamsdorf in Thüringen gepflastert werden könnte. Kemmelmeyer erinnerte daran, dass beim seinerzeitigen Bürgerwettbewerb etwas Ähnliches als Vorschlag dabei gewesen sei. "Wir werden den Kreisel nicht so greislig lassen, wie er jetzt ist", sagte der Bürgermeister. Der Bauausschuss quittierte diese Ankündigung mit Kopfnicken.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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