TSC Unterschleißheim:Bei Hip-Hop einfach mal alles vergessen

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Petra Ruggiero unterrichtet Kinder aus der Ukraine in Hip-Hop. (Foto: privat)

Mit Petra Ruggiero können ukrainische Kinder und Jugendliche Tanzen und Deutsch lernen.

Von Claudia Wessel, Unterschleißheim

Als die Kinder aus der Ukraine zum ersten Mal in die Sporthalle in Unterschleißheim kamen, rannten sie sofort los, kreuz und quer durch den großen Raum, auf die Bühne, in alle Ecken. "Da habe ich gleich gemerkt, was für einen Bewegungsdrang die haben", sagt Petra Ruggiero, 56, die als Hip-Hop-Tanzlehrerin vom Tanz Sport Club (TSC) Unterschleißheim engagiert wurde, um eine Idee von Sportwart Wolfgang Lünebach in die Tat umzusetzen: das Projekt "Tanzend Deutsch lernen" für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Im TSC ist Ruggiero keine Unbekannte, denn sie hatte bereits in der Vergangenheit acht Jahre lang eine Hip-Hop-Gruppe im Club geleitet. Auch die Stadt Unterschleißheim war angetan von der Idee und half, Räume zu finden. Da die Kinder mit ihren Müttern in Hotelzimmern leben, sind sie im Alltag eingeengt. Umso mehr brauchen sie einen Ausgleich. Den soll die wöchentliche Tanzstunde schaffen.

Dass dabei auch ganz nebenbei einige Worte Deutsch gelernt werden, ist ein schöner Nebeneffekt, sagt Ruggiero. Diese Stunde ist kein Sprachunterricht, aber die Kinder lernen etwa sich selbst vorzustellen. Ganz auf sich gestellt ist Ruggiero nicht, was die Verständigung betrifft: Die Ukrainerin Hanna Bowovhyria, die selbst mit ihren beiden Kindern vor dem Krieg geflüchtet ist, hat in ihrer Heimat Deutsch studiert und unterstützt sie. "Wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß haben und einfach alles vergessen", sagt Ruggiero.

In der ersten Stunde und immer wieder dann, wenn neue Kinder dazukommen, beginnt Ruggiero mit einem Kreisspiel. Alle sollen hier ihren Namen sagen, wobei sie "Ich heiße" lernen, und eine Bewegung dazu machen. "Manche hüpfen, Jungs machen oft Boxbewegungen, Mädchen eine 'die Sonne geht auf'-Bewegung." Manche seien auch so schüchtern, dass ihnen nichts einfällt, dann helfe die Lehrerin nach und versichere, dass man auch ganz simple Bewegungen machen könne, wie etwas trinken oder schreiben. Nach der ersten Runde sollen alle Kinder die jeweiligen Namen inklusive der dazu gehörigen Bewegung nachmachen - und daher dann schon viele Namen gelernt haben. "Ein gutes Gruppengefühl" sollen die Kinder bekommen. Dazu trägt etwa auch ein Kindertanz mit Klatschen und Stampfen bei. Den Text des deutschen Kinderliedes lernen die Teilnehmer dann auch automatisch mit. Viele Übungen und Spiele stammen aus der Tanztherapie-Ausbildung, die Ruggiero gerade absolviert und noch in diesem Jahr beendet. Für die Kinder aus dem Kriegsgebiet sind sie gut geeignet. "Aber viele ruhige Sachen kann ich nicht hintereinander machen", sagt Ruggiero. Denn dann nimmt der Bewegungsdrang wieder überhand und die Lehrerin macht schnell ein Fangspiel.

Noch kommen sehr wenige Kinder in die Stunden, manchmal nur zwei. Es gibt zwei Gruppen, eine um 17 Uhr für Kinder bis acht Jahre, die andere ab 18 Uhr und ab acht Jahren. Auch für die Mütter gibt es am Donnerstagabend um 19.15 Uhr ein Angebot, das jedoch bisher noch keine Ukrainerin genutzt hat: "Single Dance", also Tanz ohne Partner. Die Teilnahme an allen Kursen ist kostenlos, da sie von Spenden finanziert wird. Bisher stehen Termine bis zu den Sommerferien fest. Der Hip-Hop-Tanz, der noch keinen festen Raum hat, findet beim nächsten Mal im Jugendzentrum Gleis 1, Hollerner Weg 1, statt, der Single Dance in der TSC Halle Am Weiher 26.

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