Trickdiebe in München:Die Masche mit dem Stadtplan

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Sie passen Rentner an der Haustüre ab, fragen nach dem Weg - und am Ende sind die Senioren um etliche tausend Euro ärmer: Innerhalb weniger Tage sind in München hilfsbereite Rentner Opfer einer Bande von Trickdieben geworden.

Monika Maier-Albang

Innerhalb weniger Tage sind in München vier Rentner Opfer einer Bande von Trickdieben geworden. Die vermutlich aus Osteuropa stammenden Täter gingen nach Polizeiangaben stets mit der gleichen Dreistigkeit vor: Sie passten die Rentner, die zuvor Geld von der Bank abgehoben hatten, vor deren Haustür ab und täuschten mit Hilfe eines Stadtplans vor, dass sie sich nach dem Weg erkundigen würden. Am Ende waren die Senioren stets um einige tausend Euro ärmer.

Die Polizei geht davon aus, dass die drei Täter - zwei Männer und eine Frau im Alter zwischen 30 und 55 Jahren - die Rentner bereits in der Bank ausgekundschaftet haben. So dürften sie mitbekommen haben, dass die Senioren zum Monatsbeginn in allen vier Fällen höhere Bargeldbeträge abhoben. Zuletzt hatte am Freitag ein 75-jähriger Mann aus Obergiesing 3000 Euro von seiner Bankfiliale geholt; das Geld verwahrte er in einem Kuvert in der Jackentasche. Die Trickdiebe passten den Rentner gegen 10.15 Uhr vor seinem Wohnhaus an der Schwanseestraße ab, hielten ihm einen Stadtplan entgegen und fragten nach einer Adresse. Der hilfsbereite Mann zeigte ihnen den Weg - und merkte erst in seiner Wohnung, dass das Geld verschwunden war.

Ähnlich erging es vergangenen Donnerstag zwei Rentnern. Eine 77-jährige Seniorin aus Laim hatte 1900 Euro für die Anschaffung von Haushaltsgeräten abgehoben. Auch ihr lauerte das Trio bereits kurz nach 9 Uhr vor dem Wohnhaus auf. Zwei Stunden später waren die Diebe offenbar nach Schwabing weitergezogen. Hier passten sie einen 89-Jährigen vor seinem Haus an der Elisabethstraße ab; der Mann hatte einen höheren Betrag abgehoben, um Arztrechnungen begleichen zu können. Diesmal verwendeten die Trickdiebe keinen Stadtplan, sondern hielten dem Mann einen Zettel hin verbunden mit der Bitte, er möge ihnen den Weg zur angegebenen Adresse erklären. Bereits am Tag zuvor hatten die Diebe von einem 90-Jährigen Neuhausener 2400 Euro ergaunert. Der Mann hatte bei der Postbank an der Winthirstraße seine Rente abgehoben.

Bei der Polizei arbeitet mittlerweile eine Ermittlungsgruppe an dem Fall. Die Beamten wollen den Tätern mit Hilfe von Videoaufzeichnungen aus den Banken und aus öffentlichen Verkehrsmitteln, welche die Opfer im fraglichen Zeitraum benutzt haben, auf die Schliche kommen. Allerdings sind nicht alle Banken bereit, der Polizei Einblick in die Aufzeichnungen zu geben - sie haben datenschutzrechtliche Bedenken. Schließlich wurden die Opfer nicht in der jeweiligen Bank überfallen, sondern erst daheim ausgeraubt und es ist nicht sicher, dass die Täter sich tatsächlich in der Bank aufgehalten haben.

© SZ vom 08.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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