Tierpark Hellabrunn:Afrika zieht an die Isar

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Er hat große Pläne für Hellabrunn: Zoodirektor Andreas Knieriem will in den nächsten 15 Jahren den Tierpark völlig umkrempeln und ihn nach Erdteilen gliedern. Das Motto lautet: "Geo-Zoo-Konzept".

Astrid Becker

Afrika zieht an die Isar - und dies ist nur eine von vielen Visionen, die Zoodirektor Andreas Knieriem für Hellabrunn hat. Er will das Geo-Zoo-Konzept stärker in den Vordergrund stellen und dafür nahezu den ganzen Münchner Tierpark umkrempeln. Doch Knieriems Plänen sind finanzielle Grenzen gesetzt - deshalb will er sie auch nicht sofort, sondern im Lauf der nächsten zehn bis 15 Jahre verwirklichen.

Unter dem Motto "Geo-Zoo-Konzept" will Zoodirektor Andreas Knieriem in den nächsten 15 Jahren den Tierpark völlig umkrempeln und ihn nach Erdteilen glieden. Zunächst hat aber die Sanierung des Elefantenhauses Vorrang. (Foto: dapd)

Priorität hat erst einmal die "zwei bis drei Jahre dauernde" Sanierung des maroden Elefantenhauses. "Das war ja nicht geplant", sagt Knieriem. Im Zuge von Schönheitsreparaturen, die für den 100.Geburtstag des Zoos in diesem Jahr vorgenommen wurden, lösten sich große Teile der Decke. Von zwölf Tonnen Schutt ist inzwischen die Rede, die in dem Bereich, in dem noch die Giraffen untergebracht sind, heruntergekracht sein sollen. Wie hoch die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks aus dem Jahre 1914 sein werden, steht noch nicht fest. Derzeit rechne man mit acht bis zwölf Millionen Euro, wie auch die Zoo-Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeisterin Christine Strobl, sagt. Geld, das der Zoo aus eigenen Mitteln nicht aufbringen kann.

Strobl und Knieriem geben sich aber zuversichtlich, dass die Stadt bei diesem Sanierungsfall einspringen wird. Klar ist bereits, dass das sogenannte "Warmhaus" künftig ausschließlich die Heimat der Elefanten werden soll - und somit Zentrum des Parkteils Asien, den Knieriem dorthin verlagern will. Giraffen und Pinselohrschweine werden also aus dem Haus ausziehen müssen. Die Pinselohrschweine könnten ohne weiteres mitten auf dem Zoogelände in dem Gehege untergebracht werden, in dem derzeit die von Hand aufgezogene Wildhündin Falea lebe.

Für die Giraffen hatte der Direktor ohnehin bereits ein neues Haus geplant. Es soll am Isareingang hinter der bisherigen Auerochsen-Anlage entstehen, wo sich derzeit noch ein Material-Lagerplatz befindet. Auf etwa drei Millionen Euro beziffert Knieriem die Baukosten. Ein Architekt scheint dafür bereits gefunden, Details will der Zoo im Februar bekanntgeben und dann Ende des Jahres mit dem Bau beginnen. Auf etwa zwei Jahre schätzt der Zoodirektor die Bauzeit. Währenddessen werden die Giraffen wie die Elefantenkühe in provisorischen Bauten Unterschlupf finden, die auf den Außenanlagen des sogenannten Warmhauses für mehrere hunderttausend Euro bis zum März errichtet werden.

Knieriems Ideen reichen jedoch noch weiter: Mit den Giraffen sollen auch andere exotische Tierarten aus Afrika an die Isar ziehen. So stellt er sich vor, das bisherige Braunbären-Gehege in eine Anlage für die beiden betagten Löwinnen umzuwandeln. Bisher, so sagt er, seien alle exotischen und damit für den Besucher besonders attraktiven Tiere "wie auf einer Perlenkette" aufgereiht: "Es sind viel zu lange Wege, bis etwas kommt, was die Besucher interessiert." Eine Situation, die Knieriem durch die Umsiedelung der Tiere "entzerren" will, um den Zoo für den Besucher wieder spannender zu machen, wie er sagt.

Den Parkteil Europa sieht er direkt im Anschluss an den Kinderzoo, den er ebenfalls modernisieren will: "Ich träume dort von einem Bauernhof, mit dem man den Besuchern Themen wie Ernährung oder auch die Ressourcenfrage näherbringen kann." Nach und nach will Knieriem zudem neue Spielplätze bauen, die Gastronomie aufwerten, mehr Sitzplätze für Vogelschauen schaffen, das Aquarium verbessern, das Dschungelzelt in ein Biotop verwandeln und vieles mehr.

Im Weg stehen ihm dabei allerdings die Kosten: Allein der Neubau des Giraffenhauses wird wohl die Baurücklage aufzehren, in der sich laut Strobl noch etwas mehr als drei Millionen Euro befinden. Den Plänen Knieriems steht sie zwar absolut positiv gegenüber, aber auch sie sagt: "Alles auf einmal geht nicht."

© SZ vom 28.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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