Taufkirchen/Vaterstetten:Albtraum einer Ehe

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38-jähriger Lagerist soll seine Frau systematisch unterdrückt haben. Vor Gericht steht er wegen zwei Mordversuchen

Nein, ein "Supertraum-Ehemann" sei er sicher nicht gewesen, sagt Zoran K. Er habe seine Frau "öfter" betrogen. Trotz allem sei er aber ein guter Ehemann und Vater gewesen, versichert der Lagerist den Richtern der 1. Schwurgerichtskammer am Landgericht München II, wo er sich seit Donnerstag verantworten muss. Zoran K. soll zweimal versucht haben, seine Frau zu ermorden.

Als Staatsanwältin Ines Wießner die Anklage verliest, verharrt der 38-Jährige ungerührt und regungslos auf seinem Platz auf der Anklagebank. Was die Vertreterin der Staatsanwaltschaft vorträgt, ist die Geschichte eines mutmaßlichen Martyriums. Denn Zoran K. weist die Vorwürfe weit von sich. Zwei bis dreimal habe er seine Frau, die sich inzwischen scheiden ließ, geohrfeigt. Mehr nicht, behauptet der Lagerist.

2006 lernte er seine Frau kennen. 2009 fand die Hochzeit statt. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft ist es nach Ansicht des 38-Jährigen in der Ehe Aufgabe der Frau, sich um Haushalt, Kinder sowie Schwiegereltern zu kümmern, damit der Mann seinen Freizeitaktivitäten nachgehen kann.

Im Oktober 2011 soll es zwischen K. und seiner Frau, die zeitweise in Taufkirchen und in Vaterstetten wohnten, erstmals zu einer folgenschweren Auseinandersetzung gekommen sein. Die 34-Jährige machte ihrem Mann den Ermittlungen zufolge Vorwürfe, dass er sie mit einer anderen Frau betrüge. Zoran K. soll seine Frau hierauf so heftig geohrfeigt haben, dass ihr Trommelfell riss. Als sich die 34-Jährige ein andermal beschwerte, dass ihr Schwiegervater die Angewohnheit habe, nachdem er auf der Toilette war, sich die Hände nicht zu waschen, sie ihren Kindern aber wenige später beim Spielen in den Mund schiebe, soll ihr Mann sie erneut geohrfeigt haben. Warum die Ehefrau erst zwei Jahre nach dieser mutmaßlichen Attacke ihren Mann verließ und ihn bei der Polizei anzeigte, blieb zum Auftakt des Prozesses unklar.

Im September 2013, wenige Tage nach dem Geburtstag von Zoran K.s Frau, soll es im Beisein von zweien ihrer Kinder zu einem Streit gekommen sein, bei dem der 38-Jährige versucht habe, sie zu töten. Angeblich hat sich Zoran K. darüber aufgeregt, dass seine Frau am 7. September kurz nach Mitternacht von ihrer Schwester angerufen wurde, da diese ihr als erste zum Geburtstag gratulieren wollte. Laut Anklage soll der Lagerist seine Frau an den Haaren gepackt, ihr mehrere Büschel ausgerissen und ihr die Finger so verdreht haben, dass mehrere Nägel abbrachen. Anschließend soll er ihr seinen Unterarm mit solcher Kraft auf den Kehlkopf gedrückt haben, dass es der 34-Jährigen schwarz vor Augen wurde. Darüberhinaus soll K. mit seinen Fäusten zugeschlagen und mehrfach gedroht haben: "Halt's Maul, du Hure, ich bring' dich um." Bei dem Streit soll der damals knapp vier alte Sohn des Paares mehrmals versucht haben, seinen Vater zurückzuhalten. Zoran K. habe das Kind daraufhin angeblich geschubst und in einen Schrank gesteckt.

Im März 2015 kam es der Staatsanwaltschaft zufolge zu einem ähnlich brutalen Übergriff. Zoran K. habe seine Frau verdächtigt, dass sie ihn betrüge. Darüber soll er so wütend geworden sein, dass er sie unter anderem mit dem Kopf gegen eine Zimmerwand schlug und sich auf ihren Brustkorb kniete. Dadurch sollen zwei Wirbel gebrochen sein. Außerdem soll er sie erneut so stark gewürgt haben, dass sie "schwarze Flecken sah", wie es in der Anklageschrift heißt und ihre schreienden Kinder nicht mehr gehört habe. Auch die Kinder soll der 38-Jährige im Laufe der Beziehung mehrfach geohrfeigt und an den Ohren gezogen haben. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 20.04.2018 / Sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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