Singender Pfarrer in Taufkirchen:Zwei Stimmen für ein Halleluja

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Joachim Rohrbach und seine Verlobte Lila liebäugeln und singen im Duett - über Jesus und die frohe Botschaft. (Foto: privat)

Pfarrer Joachim Rohrbach und "Lila" singen Lieder des Glaubens.

Von Udo Watter, Taufkirchen

Kirche und Romantik, Glaube und Sinnlichkeit, Gottesdienst und Leidenschaft. Das sind Begriffskombinationen, die beim gediegenen Lutheraner oder tugendhaften Katholiken nicht unbedingt geschmeidig von Synapse zu Synapse springen. Liebe, klar, aber dann steht natürlich die spirituelle Gottes- oder Nächstenliebe im Mittelpunkt, die gern zitierte Agape.

Aber Eros, Verführung, unmittelbares Empfinden, ein religiöser Generalangriff auf die Sinne, gar Schmetterlinge im Bauch beim Gedanken an Jesus oder die Jungfrau Maria? Nun ja.

Und ob. Der sinnliche Zugang zum Glauben, das den Menschen Zugewandte, Charisma, all das findet eine wachsende Anhängerschaft, und nicht nur, wenn hippe Freikirchen in Brasilien oder in der Münchner Innenstadt zum hoch emotionalen Gottesdienst laden. Joachim Rohrbach, Pfarrer an der evangelisch-lutherischen Jerusalemkirche in Taufkirchen, kann sich jedenfalls über mangelnde Resonanz nicht beklagen, wenn er auf die Bühne geht.

Der Begriff "Rendezvous" ist bewusst gewählt

Seit einigen Jahren gibt es das von ihm entwickelte Konzept des Musikgottesdiensts "Rendezvous - Treffen mit dem Glauben", und der als "singender Pfarrer" bekannt gewordenen Rohrbach hat mittlerweile eine regelrechte Fangemeinde. Der Begriff "Rendezvous" ist dabei bewusst gewählt und soll mit seiner an ein romantisches Stelldichein gemahnenden Facette auch kirchenferne Leute anlocken. Nachdem Rohrbach mit seiner Band "Rendezvous" in den vergangenen Jahren im Innenhof des Pfarrzentrums Jerusalemkirche Open Airs gegeben hat und unter anderem 2014 in Neukeferloh ein Wohltätigkeitskonzert, tritt er nun am Sonntag, 24. April, im bis dato größten Rahmen auf - im Kulturzentrum Taufkirchen.

Der Eintritt ist frei, doch um Spenden wird gebeten: Der Erlös kommt dem ökumenischen Sozialprojekt im Hachinger Tal "Unser täglich Brot" (UTB) zugute, das sich um Familien und Kinder in schweren Lebenslagen kümmert. "Ich hoffe auf großen Anklang", sagt Rohrbach. Auf dem Programm stehen Rock-, Pop- und Gospelstücke, Coversongs und Eigenkompositionen, "Hallelujah" von Leonard Cohen etwa oder Robbie Williams "Angels" - "Dein Engel". Es sind zum Großteil bekannte Lieder, welche teils mit anderen Texten vorgetragen werden, die aber stets einen religiösen Hintergrund haben ("Songs of Faith"). "Musik ist ein starkes Medium", sagt Rohrbach, "und diese Lieder sollen einen unmittelbaren Zugang zum Glauben schaffen.

"Die Botschaft ist wichtig"

Wir wollen den Glauben feiern." Vor den einzelnen Gigs spricht er ein paar Worte. "Die Botschaft ist wichtig." Unterstützung auf der Bühne erfährt er durch seine Verlobte Carolin Bommhart, die unter ihrem Künstlernamen "Lila" professionelle Sängerin ist. Die beiden haben sich über die Musik kennen gelernt, werden heuer heiraten und es nimmt nicht wunder, dass sie im gemeinsamen Duett eine gewisse Leidenschaft und romantische Spannung entfalten.

Zunächst war Rohrbach, der schon früh im Kinderchor sang, eine klassische Gesangsausbildung hat und auch auf Youtube als "singender Pfarrer" auf eine veritable Anzahl an Klicks kommt, nicht so angetan von der Idee, im Kulturzentrum aufzutreten. "Ich wollte auf kirchlichem Terrain bleiben", erklärt er. Der Einsatz von Seiten der Gemeinde habe ihn umgestimmt. "Da war großes Interesse da, und der Bürgermeister unterstützt uns auch." Auch Flüchtlinge werden zum Konzert erwartet, worüber sich der Pfarrer, der im Casual Look auftritt, freut.

Mancher könnte sagen: Der ist mehr Entertainer als Pfarrer

Dass manch Kirchenrepräsentant seine Show-Auftritte vielleicht kritisch betrachten könnte, mag Rohrbach nicht ausschließen: "Gehört habe ich diese Kritik noch nicht, aber es gibt sicher welche, die sagen: Der ist doch kein Pfarrer, sondern ein Entertainer." Dem hält er entgegen, dass für ihn immer die Botschaft das wichtigste sei, zudem den Glauben lebendig zu gestalten und die Menschen ganzheitlich anzusprechen. Im übrigen mache er solche Auftritte auch nicht oft, sie sollen Highlights bleiben. Und er bezieht sich nicht zuletzt auf den Luther zugeschriebenen Spruch: "Ecclesia semper reformanda - die Kirche bedarf der steten Erneuerung." Von der Qualität der Vorstellung ist er ohnehin überzeugt: "Da bin ich ganz unbescheiden."

Das Konzert mit Pfarrer Joachim Rohrbach, Sängerin Lila und der Rendezvous-Band am Sonntag, 24. April, beginnt um 19 Uhr im Kulturzentrum Taufkirchen. Der Eintritt ist frei, um Spenden zugunsten des Vereins "Unser Täglich Brot" wird gebeten.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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