Taufkirchen:Finanzieller Kraftakt

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Unverbindlich und flexibel. Mit einem neuen Sportangebot in neuen Räumen will der SV-DJK Taufkirchen mit dem Trend gehen. (Foto: lok)

Der SV-DJK Taufkirchen will Breitensportlern ein flexibles Fitness-Angebot machen. Zu diesem Zweck plant der Verein, sein Klubgebäude aufzustocken.

Von Stefan Galler, Taufkirchen

Klaus Brandmaier ließ sich viel Zeit, bis er zum Punkt kam. Denn das, was der Vorsitzende des SV-DJK Taufkirchen zu verkünden hatte, ist eine wirklich große Sache für einen Verein wie den seinen: Der SV-DJK plant, das Klubgebäude am Sportpark um eine Etage aufzustocken, die dadurch gewonnenen gut 900 Quadratmeter würden genutzt, um zwei Gymnastikräume zu errichten. Dazu sollen ein gut ausgestatteter Fitnessraum mit Kraftmaschinen und Cardio-Geräten, ein Empfang mit Gastronomie sowie eine kleine Sauna kommen. "Wir nennen es die Erweiterung des Sportparks für den Breitensport", so der Vorsitzende.

Bevor er aber die Katze aus dem Sack ließ, erklärte Brandmaier den anwesenden Reportern ausführlich, dass es Sportklubs heutzutage schwer haben, sich zu behaupten, etwa weil so viele Umstände in unserer veränderten Welt nicht wirklich kompatibel sind mit einem regelmäßigen aktiven Mitwirken in einer Mannschaft. Dann schilderte er den ungleichen Wettstreit mit anderen Freizeitangeboten, mit Fitnessstudios und der Volkshochschule, die flexibler seien, was Trainingszeiten angehe.

"Wir wollen hier mit dem Trend gehen."

Schließlich erläuterte Brandmaier auch noch in aller Deutlichkeit, dass es sich bei dem Projekt bislang noch immer um einen Plan handelt, dessen Realisierung nur dann angepackt werde, wenn die Finanzierung so sicher ist, dass der Verein keinen Schaden nimmt. "Es geht darum, dass viele Mitglieder schlichtweg nicht die Zeit und die Lust haben, jeden Donnerstag um die gleiche Zeit Sport zu machen", sagte Brandmaier. "Wir wollen hier mit dem Trend gehen, um die Generation der 20- bis 45-Jährigen nicht zu verlieren." Es würden "Freizeitgruppen" gebildet, die zwar auch zur gleichen Zeit gemeinsam Sport treiben, ergänzte DJK-Geschäftsführer Sebastian Gallus. "Aber da kann man sich dann eben Woche für Woche entscheiden, ob man hingeht oder nicht. Die Unverbindlichkeit macht es aus", so Gallus weiter.

Die Planungen sind schon ziemlich weit fortgeschritten, doch erst jetzt hat man sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Ich wollte dieses für unseren Verein so richtungsweisende Thema nicht am Biertisch diskutiert haben", sagte Vorstand Brandmaier. Die Leiter der insgesamt 19 Abteilungen im Verein nahm er mit ins Boot; erst als er sich deren Rückendeckung gewiss sein konnte, ließ er von einem Architekturbüro eine Machbarkeitsstudie erstellen. Ergebnis laut Brandmaier: Ein solcher Erweiterungsbau sei darstellbar, man könne mithilfe von Zuschüssen durch die Gemeinde und den Bayerischen Landessportverband (BLSV) einen soliden Finanzierungsplan erstellen, um die geschätzt drei bis vier Millionen Euro teure Investition aufzubringen. Die Gespräche mit dem BLSV und auch mit dem Gemeinderat seien außerordentlich konstruktiv verlaufen, berichtete Brandmaier. In nicht-öffentlicher Sitzung hätten sich die Kommunalpolitiker "mit sehr großer Mehrheit" hinter die Pläne des SV-DJK gestellt.

Außerordentliche Mitgliederversammlung am 30. Juni

Allerdings hat der Gemeinderat auch unmissverständlich gefordert, die Klubleitung möge ihre Mitglieder nach deren Meinung zu dem geplanten Ausbau befragen. Genau das wird am Donnerstag, 30. Juni, geschehen: Von 19 Uhr an wird das Thema bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Ritter-Hilprand-Hof behandelt. "Eines ist klar", sagte der Vorsitzende. "Sollte sich nur eine knappe Mehrheit für unsere Pläne aussprechen, werden wir alles noch einmal hinterfragen."

Der Chef will sichergehen, die Mitglieder mitzunehmen. Seine Hausaufgaben hat er gemacht, sich beispielsweise sehr eindringlich mit dem SVN München beschäftigt, der sein Klubgelände ebenfalls erweiterte und für eine Dreifachturnhalle mit Kletteranlage insgesamt zehn Millionen Euro ausgab, davon 5,5 Millionen aus Eigenmitteln. "Die Strukturen der beiden Klubs sind vergleichbar", sagte Brandmaier. Wenn sich also dort ein solcher Kraftakt lohnt, sollte es doch auch in Taufkirchen klappen. Die laufenden Kosten, etwa für das dringend notwendige Personal, sollen durch die Beiträge getragen werden. "Wobei wir die Beiträge für die Mitglieder anderer Sparten nicht wegen dieses Plans erhöhen werden", sagte Brandmaier. Eine Erhöhung sei dennoch unumgänglich, "das hängt zum Beispiel mit gestiegenen Übungsleiterkosten zusammen und hat mit der Erweiterung nichts zu tun".

Eröffnung soll im Herbst 2019 sein

Jene DJK-Mitglieder, die Gymnastikräume und Fitnessstudio nutzen, sollen einen Monatsbeitrag zahlen, der sich im mittleren zweistelligen Bereich bewegen soll - und somit etwa zwischen Billig-Fitnessklubs und den Luxus-Studios liegen dürfte. "Aber es ist schwierig, eine konkrete Zahl zu nennen, das hängt von unserem Wirtschaftsplan ab." Die Räumlichkeiten sollen täglich zwischen 8 und 22 Uhr geöffnet sein und das an jedem Tag des Jahres. Denn Flexibilität ist alles, nur so ergibt das Konzept aus Sicht der Verantwortlichen Sinn. Ein vorläufiger Zeitplan sieht die Eröffnung im Herbst 2019 vor. Wenn es ein Jahr länger dauert, wird Brandmaier auch nicht nervös: "Wir versuchen alles, werden aber nichts erzwingen."

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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