Synthetisches Cannabis:Gefährliche Kräuter

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Das Landeskriminalamt warnt vor Kräuter-"Wundertüten" mit undefinierbaren Substanzen. Die Rauschgift-Mischungen seien "irrsinnig gefährlich". 670 Tüten wurden bereits beschlagnahmt.

Susi Wimmer

Das Landeskriminalamt warnt vor Kräuter-"Wundertüten" mit undefinierbaren Substanzen. Armin Aumüller vom Rauschgiftdezernat hält die Mischungen für "irrsinnig gefährlich": Fahnder haben in vier Läden in München 670 Päckchen Kräutermischungen beschlagnahmt. In den aus Asien stammenden Tütchen, die außen als Räucherwerk deklariert sind, befinden sich Kräuter, die meist mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wurden. Was die sogenannten "Legal Highs" im Körper anrichten, wenn man die Stoffe raucht, ist vorher nicht abzuschätzen. Konsumenten berichten von verheerenden Wirkungen auf Herz, Kreislauf und Nerven, bis hin zur Bewusstlosigkeit. Acht Notarzteinsätze gab es im vergangenen Jahr, eine junge Frau im Großraum München musste sogar reanimiert werden.

Das LKA warnt vor den Kräuter-"Wundertüten". Sie seien extrem gefährlich. (Foto: ddp)

Abgepackt ist das Gift in Tütchen mit klingenden Namen wie "Lava Red" oder "Monkeys go bananas". Diese Kräutermischungen werden in Asien mit synthetischen Stoffen versetzt, via Internet nach Deutschland verkauft und in einschlägigen Läden, in München hauptsächlich in der Gegend um den Hauptbahnhof vertrieben. Vier Ladeninhabern, einem 48-Jährigen sowie drei Frauen im Alter von 61, 62 und 66 Jahren, konnte die Polizei nun nachweisen, dass sie die Kräutermischungen als "Wundertüten" zum Rauchen angeboten hatten.

Das Geschäft mit den Tütchen ist für die Verkäufer ein einträgliches: Insgesamt beschlagnahmte die Polizei bei den vier Ladenbetreibern Gewinne in Höhe von 600.000 Euro - die innerhalb eines halben Jahres erzielt wurden. Laut Armin Aumüller kaufen die Händler die Tüten für vier Euro ein und verkaufen sie für das Drei- bis Vierfache an die Konsumenten. Die Täter dingfest zu machen, ist für die Polizei nicht einfach: Kaum wird einer der Inhaltsstoffe auf die Liste der laut Betäubungsmittelgesetz verbotenen Stoffe gesetzt, taucht eine neue Variante in leicht veränderter Form auf.

Bis ein Gutachten die Substanzen definiert und der Stoff dann per Gesetz verboten wird, vergeht viel Zeit. Bis dahin ist längst wieder eine neue Substanz am Markt. "Ein ständiges Nachlaufen", sagt Aumüller. In den letzten vier Fällen allerdings hat sich die Jagd gelohnt.

© SZ vom 22.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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