Ortsgestaltung:Mindestens so schlimm wie die Thuje

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Kirschlorbeer zählt auch in Straßlach-Dingharting zu beliebten Zierpflanzen - sehr zum Leidwesen von Naturschützern. (Foto: Claus Schunk)

In Straßlach-Dingharting darf man weiter seinen Garten mit Kirschlorbeer einfrieden. Ein Vorstoß, den giftigen Zierstrauch in die Liste der unzulässigen Pflanzen aufzunehmen, ist im Gemeinderat gescheitert.

Von Iris Hilberth, Staßlach-Dingharting

Gerne grenzen Gartenbesitzer ihr Grundstück zum Nachbarn oder zur Straße hin mit immergrünen Hecken ab. Dass die Thuje dabei nicht die erste Wahl sein sollte, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Das Zypressengewächs ist nicht nur verpönt, in manchen Gemeinden, wie etwa in Straßlach-Dingharting, sind Neupflanzungen sogar verboten. Doch unter den schnell wachsenden Sichtschutz-Pflanzen steht die Thuje nicht allein in der Kritik. Auch der Kirschlorbeer ist sehr umstritten. Noch dazu ist er giftig.

Nur wenige schreckt das offenbar ab, denn allerorts greift man zum Kirschlorbeer, um seinen Grund einzuzäunen. Der ist im Gartencenter leicht und günstig zu haben, soll innerhalb von einem Jahr 40 bis 50 Zentimeter an Höhen gewinnen und sieht mit seinen glänzenden, stets dunkelgrünen Blättern ziemlich ordentlich aus. Er verträgt heiße Sommer wie kalte Winter, gilt also als unglaublich pflegeleicht. In Bezug auf Artenschutz, Insektenfreundlichkeit und Verdrängung von heimischen Pflanzen ist der Kirschlorbeer nach Ansicht der Naturschützer aber kein Stück besser als die Thuje.

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In Straßlach-Dingharting hat der Gemeinderat daher darüber diskutiert, ob dieser Zierstrauch nicht auch auf der örtlichen Liste der unzulässigen Pflanzen aufgenommen werden sollte. Bislang ist in der hiesigen Bauvorschrift zur Ortsgestaltung neben der Thuje nur die Blaufichte als nicht zulässig notiert. Allerdings ist man nicht ganz so streng: Wer einst Thujen gepflanzt hat, muss sie nicht ausreißen. Erst gewährte man zumindest Bestandschutz für Hecken, die vor 2012 gepflanzt wurden, seit gut fünf Jahren gibt es zudem das Zugeständnis, dass auch wieder welche nachgepflanzt werden dürfen. Vorausgesetzt allerdings, dass die Bebauung auf dem Grundstück sich nicht verändert.

Diese Regelung hätte nun auch für den Kirschlorbeer gelten können, wenn sich deren Gegner im Gemeinderat durchgesetzt hätten. Ihnen ist der aus Vorderasien stammende Zierstrauch ein Dorn im Auge. Denn er ist weder heimisch, noch sind seine Blätter kompostierbar. Überhaupt hat er ihrer Ansicht nach für die Natur so gut wie keinen Nutzen. Ein Naturschützer hat das Pflanzen von Kirschlorbeerhecken sogar mal als "Verbrechen an der Natur" bezeichnet. "Selbst eine Betonmauer ist ökologisch wertvoller, auf ihr wachsen mit der Zeit wenigstens Flechten und Moose", wird Sönke Hofmann, ehemals Geschäftsführer des Naturschutzbundes in Bremen, von Gegnern immer wieder gerne zitiert. Bestenfalls fänden Vögel ein wenig Unterschlupf zwischen den Blättern, ernähren könne die Pflanze sie aber nicht.

Die CSU findet: Bitte den Leuten nicht alles verbieten

Bekanntermaßen ist der Kirschlorbeer, der eigentlich Lorbeerkirsche heißt, zudem giftig. 2013 wurde er sogar zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Giftige Wirkstoffe sind in allen Pflanzenteilen enthalten, die jedoch nur bei Verletzung der Pflanzenteile freigesetzt werden. Hauptwirkstoff ist Prunasin, das sich im Magen in giftige Blausäure verwandeln kann und Übelkeit, Herzrasen, Kopfschmerzen, Atemprobleme und sogar Herzstillstand auslösen könnte. Es gibt daher auch kaum ein Tier, dass sich an den Kirschlorbeer heranwagt. Außer etwa der Dickmaulrüssler, der als landwirtschaftlicher Schädling gilt - und den man in seinem Garten auch nicht unbedingt haben möchte.

In Straßlach-Dingharting sehen die meisten Gemeinderäte das eher unkritisch. Sabine Hüttenkofer (Grüne) findet zwar, "wenn wir Thujen verbieten, dann sollten wir logischerweise auch Kirschlorbeer verbieten", sie fand aber nur einen Mitstreiter: Albert Geiger von der Bayernpartei. Florian Zweckinger von der CSU hingegen appellierte an das Gremium, den Kirschlorbeer weiter zuzulassen. "Bitte den Leuten nicht alles verbieten. Wir sind nicht deren Kindergärtner." Er findet, der Kirschlorbeer tue doch niemandem weh und sei "besser als Plastikhecken".

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