Literarischer Rückblick:Freund, Feind, Parteifreund

Lesezeit: 2 min

Herbert Mack war CSU-Ortsvorsitzender, Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister in Straßlach-Dingharting. (Foto: Claus Schunk)

Der langjährige Kommunalpolitiker Herbert Mack aus Straßlach-Dingharting hat ein Buch über sein politisches Leben in der CSU geschrieben. Darin gibt er durchaus selbstironisch interessante Einblicke in die Partei.

Von Celine Imensek, Straßlach-Dingharting

Als Herbert Mack dem Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Straßlach-Dingharting das Buch in die Hand drückte, fragte ihn Hans Sienerth, warum er es überhaupt verfasst hat. "Ich habe ihm gesagt: Kohl und Strauß haben ihre Memoiren geschrieben, wieso nicht auch ich?", erzählt Mack.

Danach habe er - Spaß beiseite - erklärt, dass ihn seine fünf politisch aktiven Jahrzehnte dazu veranlasst hätten. Aber auch für seine Familie ist das Werk gedacht. Seinem Sohn habe er es mit folgenden Worten überreicht: "Damit du weißt, was dein Vater 50 Jahre in der CSU gemacht hat und warum er trotzdem nicht Bundeskanzler geworden ist."

Bereits 1969 war Mack in München in die CSU eingetreten. Er wurde Vorsitzender eines Kreisverbands der Jungen Union, später Kreis- und Ortsverbandsvorsitzender der CSU sowie Gemeinderat in Straßlach-Dingharting und schließlich Zweiter und für acht Monate sogar amtierender Bürgermeister der kleinen Gemeinde im südlichen Teil des Landkreises München. Das erste Kapitel über die Zeit als Rathauschef ist mit dem Begriff "Scheiße" überschrieben. Für diesen Titel habe er sich entschieden, weil ihm das Wort herausrutschte, als er von seiner neuen Rolle erfuhr, sagt Mack.

Ein Zwist mit Ernst Weidenbusch gipfelte in einem Parteiausschlussverfahren

Auch sonst schildert der langjährige Kommunalpolitiker in "Ernsthaft: Ein politisches Leben in 50 Jahren CSU" seine Zeit in diversen Ämtern mit einem Augenzwinkern. "Das Buch ist mit Humor geschrieben. Es heißt zwar ernsthaft, aber man muss es ja nicht immer ganz ernsthaft lesen." Mack ist selbstironisch ("weil ich mich wieder in eine Sache einmischen musste, die mich nichts anging"), kritisiert, dankt und rechnet ab. Mit sich selbst, der Presse und Weggefährten. Auch wenn man als Uneingeweihte einige Passagen nicht vollkommen versteht, ist die Lektüre amüsant. An einigen Stellen liest sich das im Juni 2023 veröffentlichte Werk wie ein Klatschblatt im besten Sinne. Während des Lesens kommen Gedanken wie "Hat er nicht gemacht!" oder "Ist ja krass" auf.

Seine eigenen Beschreibungen ergänzt Mack immer wieder durch Briefe, Einladungen, Dokumente und Zeitungsartikel, die er zeit seines Lebens gesammelt hat. Er kommt neben den Bereicherungen, die ihn sein politisches Engagement brachte, auch auf Unangenehmes zu sprechen. Ein Zwist zwischen Mack und dem CSU-Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch gipfelte in einem Parteiausschlussverfahren gegen Mack. Beilegen konnte das erst 2012 ein sogenannter "Friedensvertrag". Den setzt Mack - genauso wie die Bezeichnung "Parteifreund" für Weidenbusch - in Anführungszeichen. Mit dem "Parteifreund" habe er nämlich seit Jahren nicht mehr gesprochen, so Mack.

Das Geschwister-Scholl-Forum, für das sich Mack engagiert (hier mit Bürgermeister Hans Sienert, Ralf Deterdinger und Schuldirektorin Susanne Kirchhof bei der Eröffnung der Weiße-Rose-Ausstellung vor drei Jahren im Bürgerhaus), geht auf eine seiner Initiativen zurück. (Foto: Sebastian Gabriel)

Trotz mancher Ärgernisse sei es ihm ein Anliegen gewesen, gegenüber niemandem böse zu werden, sagt der Autor. "Meine Betrachtungen sollten dokumentieren, dass ich nicht verärgert zurückblicke, sondern es insgesamt wirklich eine gute Zeit gewesen ist." Auch heute noch ist Mack Beisitzer im Vorstand des CSU-Ortsverbandes Straßlach-Dingharting. Außerdem gehört er dem Arbeitskreis an, der das Geschwister-Scholl-Forum in der Gemeinde verwaltet. Das Angebot zur politischen Bildung ging auf einen Vorschlag Macks zurück, eine Straße nach den Widerstandskämpfern der Weißen Rose zu benennen. In seinen Memoiren bezeichnet er diesen Antrag als einen seiner bedeutendsten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusOlympia-Architektur
:Große Bühne für Achter und Zehner

Die Regattastrecke in Oberschleißheim und die Schießanlage in Garching-Hochbrück wurden für die Spiele von 1972 gebaut. Während die eine immer mehr zum Lost Place wird, ist die andere zum modernen Leistungszentrum ausgebaut.

Von Stefan Galler und Florian Peljak

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: