Stadtrand München:Beistand fürs Biotop

Lesezeit: 2 min

Zugewuchert: Der Warnberger Weiher zählt zu den beliebten Ausflugszielen im Münchner Süden, doch er besteht nur noch zur Hälfte aus Wasser. (Foto: Robert Haas)

Das Ringen um eine Sanierung des verschlammten Weihers beim Kloster Warnberg hat sich gelohnt. Nun steht die Finanzierung, um das Idyll zu erhalten

Von Jürgen Wolfram, München

Das Kloster Warnberg und sein gleichnamiger Weiher zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen im Münchner Süden. Doch die Qualität des Gewässers im Landschaftsschutzgebiet, am Fuße des mit 580 Metern höchsten Geländerückens der Stadt gelegen, entspricht schon lange nicht mehr seiner Popularität.

Der Weiher ist heillos verschlammt, zugewuchert mit unerwünschten Schwimmblattpflanzen und begrenzt von Ufern ohne Struktur. Um eine Sanierung ist zehn Jahre lang vergeblich gerungen worden; mal scheiterte sie an Fragen der Kostenverteilung, mal an alternativen Nutzungsüberlegungen. Im Gespräch war sogar, den Weiher komplett zuzuschütten. Inzwischen aber steht fest: Das Idyll im Münchner Stadtteil Solln bleibt erhalten und weiterhin öffentlich zugänglich. Am Montag stellten die treibenden Kräfte der Rettung ihr Konzept bei einem Ortstermin vor.

Für Franziska Bosl, Verwalterin der Kirchenstiftung der Marienanstalt, der Eigentümerin des 1800 Quadratmeter großen Kleingewässers, ist dies ein freudiger Tag gewesen. Denn nach den Worten von Bosl ist es gelungen, den Warnberger Weiher "als historisches, landschaftliches Kulturelement" zu erhalten. Eine gründliche Sanierung soll ihn wieder zu jenem wertvollen Biotop machen, als das er einmal kartiert worden ist.

Erleichtert zeigte sich Franziska Bosl darüber, dass endlich Klarheit darüber herrsche, wie das Projekt finanziert werden kann. 70 Prozent der Kosten in Höhe von 57 000 Euro übernimmt nach ihrer Darstellung der Freistaat Bayern im Rahmen eines Landschaftspflege-Förderprogramms, rund 20 Prozent trägt die Marienanstalt, 5000 Euro steuert ein benachbartes Unternehmen bei.

Was im Einzelnen getan werden muss, damit aus dem Weiher, der wegen fortschreitender Verlandung nur noch zur Hälfte aus Wasser besteht, wieder ein künstliches Gewässer höherer Güte wird, beschrieb beim Ortstermin Landschaftsplaner Markus Layritz. Die wichtigsten Schritte: Abpumpen des Wassers, Ausbaggern und Abtransport des Schlamms, Modellierung des Westufers, Anpflanzung einer artenreicheren Ufervegetation.

Ferner soll der Aushub auf Kontaminierung mit Schadstoffen untersucht werden, die durch einfließendes Oberflächenwasser verursacht worden sein könnte. Das Weihergelände werde sich im bevorstehenden Winter für etwa vier bis fünf Monate in eine Baustelle verwandeln, kündigte Layritz an. Gut sichtbar aufgestellt werden soll eine Bautafel, "damit bei Spaziergängern und Joggern erst gar keine Unruhe entsteht". Ausdrücklich erwünscht ist die Wiederansiedlung von Amphibien wie der Erdkröte oder dem Springfrosch, die in Solln ein Refugium hatten, sowie diverser Libellenarten.

Die Weihersanierung hat im Viertel und auch im südlichen Landkreis München über Jahre Wellen geschlagen, viele haben sich darum bemüht, nicht zuletzt engagierte Bürger und der Bund Naturschutz. Einer, der in dieser Angelegenheit nie lockergelassen hat, war Hans Jürgen Gerhards. Der Umweltbeauftragte des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln sprach am Montag von einer "unendlichen Geschichte mit vielen, vielen Gesprächen", die nun ihr Happy End finde. Dank der Entdeckung neuer Fördermöglichkeiten habe man das Tauziehen um die Finanzierung endlich beilegen können.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Weiher in Sichtweite des Forstenrieder Parks eine Lehmgrube, mit Ziegelei ganz in der Nähe. Vor etwa 40 Jahren hat ihn die Stadt München schon einmal erneuert und zugleich erweitert. "Aber solche Gewässer verlanden immer wieder", erläuterte Markus Layritz, "da kann man nichts machen." Außer sie alle paar Jahrzehnte zu sanieren.

Zum Kloster Warnberg, das an der Grenze zur Gemeinde Pullach (Landkreis München) liegt, gehören neben dem Weiher und einer verpachteten Landwirtschaft auch eine Pferdepension mit großzügigen Koppeln, eine Tierarztpraxis sowie eine private Realschule. Klosterschwestern leben nach wie vor in dieser Einrichtung der katholischen Marienanstalt, teils dauerhaft, teils vorübergehend. Ihr Domizil zählt zu den ältesten kirchlichen Niederlassungen in München, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1185.

Nicht nur Spaziergänger, auch heimatkundlich Interessierte schätzen das Landidyll. Für sie veranstaltet die Münchner Volkshochschule am Samstag, 19. Oktober, von 14 bis 16 Uhr eine Führung nach Warnberg. Dabei kann man sich davon überzeugen, wie dringend der Weiher einer Erneuerung bedarf.

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: