Solidarität:Seebrücke geht in Ismaning vor Anker

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Die Organisation, die sich die Aufnahme von Geflüchteten zum Ziel setzt, hat ihre erste Lokalgruppe im Landkreis.

Von Sebastian Franz, Ismaning

Tobias Scheurer und Dominik Stronski wollen Geflüchteten einen sicheren Hafen bieten. Deshalb haben die beiden Ismaninger zusammen mit ein paar Freunden die erste und bis jetzt einzige Seebrücke im Landkreis München gegründet. Sechs feste Mitglieder hat die seit April bestehende Lokalgruppe der internationalen Bewegung, die sich die Rettung von Flüchtlingen aus Seenot und ihre Aufnahme in sicheren Ländern zum Ziel gesetzt hat. Weitere Gruppen gibt es in München und Ebersberg.

Scheurer und Stronski engagieren sich bereits seit mehreren Jahren für die Belange von Geflüchteten, unter anderem eben bei Aktionen der Seebrücke München. "Bisher haben wir viel positives Feedback aus der Gemeinde bekommen. Sowohl von Mitbürgerinnen und Mitbürgern als auch aus der Politik", sagt Scheurer.

Die Bewegung Seebrücke wurde 2018 als Solidaritätsbekundung für das Schiff Lifeline gegründet, dem mit mehr als 200 Menschen an Bord das Recht verwehrt wurde, in europäischen Häfen anzulegen. Ziel ist, dass Gemeinden und Städte sich mit Geflüchteten solidarisieren und sich gegen eine Kriminalisierung der Seenotrettung wenden. München ist bereits seit mehr als zwei Jahren solch ein sicherer Hafen. Ismaning soll nun folgen. Gemeinsam mit Bürgern und Politikern wollen die Mitglieder der Gruppe einen entsprechenden Antrag an den Gemeinderat stellen. Darüber hinaus will die Seebrücke Ismaning auf die Bedingungen aufmerksam machen, die in Flüchtlingslagern an Europas Außengrenzen herrschen. "Wichtig ist uns, dem Thema in Ismaning eine Öffentlichkeit zu geben", erzählt Scheurer. Geplant sind Informations- und Aktionstage.

Ismaning könnte im Landkreis München eine Vorbild- und Vorreiterrolle für Menschenrechte einnehmen, wünschen sich die Aktivisten, wäre die Gemeinde doch der erste "Sichere Hafen" im Landkreis. In Deutschland gibt es derzeit 267 davon, 26 in Bayern. In Zeiten aufgeheizter Debatten über Bleiberecht und rassistisch motivierte Gewalttaten gegen Geflüchtete sei es wichtig, als Kommune ein Zeichen zu setzen, finden Scheurer und Stronski. Man sei sich aber auch bewusst darüber, dass Ismanings Aufnahmekapazitäten begrenzt sind. Tatsächlich liege man, was den Anteil an Migranten betrifft, bereits über der durchschnittlichen Quote im Landkreis.

Am Samstag stehen die Mitglieder der Ismaninger Seebrücke zwischen 14 und 18 Uhr mit einem Informationsstand am Ismaninger Bahnhof vor dem Jugendzentrum ZAP.

© SZ vom 07.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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