Container für Geflüchtete:Die Sommerstraße ist aus dem Rennen

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An der Sommerstraße östlich des S-Bahnhofs wollte die Gemeinde Sauerlach eine weitere Flüchtlingsunterkunft errichten. (Foto: Claus Schunk)

Das Landratsamt lehnt das vom Sauerlacher Rathaus vorgeschlagene Grundstück für eine Flüchtlingsunterkunft ab. Nun geht die Standortsuche weiter - denn die Gemeinde hinkt bei der Unterbringung Schutzsuchender hinterher.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Das Münchner Landratsamt hat den Vorschlag der Gemeinde Sauerlach für einen Standort zum Aufbau einer weiteren Unterkunft für Geflüchtete abgelehnt. Konkret geht es um ein Areal an der Sommerstraße östlich des S-Bahnhofs, das sich im Besitz der Gemeinde befindet und im vergangenen November vom Gemeinderat priorisiert worden war. Bei ihrer Ablehnung hat die Behörde von Landrat Christoph Göbel (CSU) sowohl naturschutzrechtliche Gründe angeführt als auch die zu geringe Größe des Grundstücks mit gerade einmal 2000 Quadratmetern bemängelt.

Gegen den Standort an der Sommerstraße hatte es bereits im Jahr 2016 auf dem Höhepunkt der damaligen Flüchtlingskrise aus der Bevölkerung heraus massive Proteste gegeben. Damals sammelten Anwohner des sogenannten Jahreszeitenviertels Hunderte Unterschriften gegen die Ansiedlung einer Unterkunft; letztlich wurde diese auch nicht realisiert. Und auch diesmal sei der Protest gegen die Variante Sommerstraße wieder enorm, berichtet Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV). "Das ist schon ein Sturm. Mich erreichen immer wieder E-Mails zu dem Thema", sagt sie. Ursächlich für die Ablehnung durch das Landratsamt sei der Widerstand aber nicht, so Bogner.

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Das Landratsamt verwies in seiner Begründung darauf, dass am Standort Sommerstraße schon vor Jahren ein Bestand an Schlingnattern festgestellt worden sei, zudem gebe es in einem Wäldchen direkt daneben eine große Krähenkolonie. Und das Areal befindet sich laut Experten in der Behörde zu nah an der Bahntrasse. Daraus resultierende Auflagen beim Lärmschutz würden den Bau Bogner zufolge verteuern. "Und es ist dem Landratsamt zu klein, obwohl mir versichert worden ist, dass derzeit nahezu jedes Grundstück genommen wird", sagt die Bürgermeisterin.

Dass in der Gemeinde Sauerlach eine zusätzliche Unterkunft für Schutzsuchende entstehen wird, steht nach Bogners Worten aber außer Frage. Denn die kleine Kommune im Süden Münchens hinkt bei der Erfüllung der Unterbringungsquote nach wie vor hinterher: Diese liegt derzeit nur bei etwas mehr als 40 Prozent. Insgesamt leben in Sauerlach etwa 120 Geflüchtete, darunter etwa die Hälfte in staatlichen Unterkünften wie jener am Lindenweg im Westen des Hauptortes.

Bei der Abstimmung waren nur 15 und von 20 Gemeinderäten anwesend

Dort befindet sich in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Unterkunft ein weiteres Areal in privatem Besitz, das der Gemeinderat nun als Alternative zum abgelehnten Standort an der Sommerstraße ins Auge gefasst hat. Allerdings waren bei der Sitzung im Dezember krankheitsbedingt lediglich 15 der 20 Gemeinderäte anwesend, auch Bürgermeisterin Bogner fehlte bei der Abstimmung. "Unsere Priorität eins bei der Auswahl eines Standortes war zuvor eigentlich mehrheitlich das Gebiet an der Sommerstraße", sagt Bogner. "Deshalb bin ich jetzt auch noch nicht ganz sicher, wie es weitergehen wird. Ich werde auf alle Fälle noch einmal das Gespräch mit dem Landrat suchen."

Denn es gab in der Gemeinde schon vor Jahren ein Areal, das für den Aufbau einer weiteren Unterkunft vorgesehen war - und für das bereits eine Baugenehmigung durch das Landratsamt bestand: Und zwar neben den Sportanlagen am Otterloher Feld nahe der Grundschule und Mehrzweckhalle. Doch von dieser machte das Landratsamt keinen Gebrauch, weil die Flüchtlingszahlen nach 2016 sanken. Mittlerweile hat sie auch keine Gültigkeit mehr. Zudem ist der Standort am Otterloher Feld nicht unumstritten, mehrere Gemeinderäte hatten unlängst ihrer Sorge darüber Ausdruck verliehen, dass eine Unterkunft mit einer Kapazität für etwa 100 Menschen an diesem Standort nicht zu verkraften sei.

Ein Problem aber werde weiterhin bestehen, egal welcher Standort vom Landratsamt akzeptiert wird: Es fehlten schlichtweg auf dem Weltmarkt ausreichend Container, um kurzfristig eine Unterkunft hochziehen zu können.

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