Rathauspolitik:Abschied auf Distanz

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Einzelkämpfer: Jeder Ismaninger Gemeinderat hatte am Donnerstag seinen eigenen Tisch zur Verfügung. (Foto: Florian Peljak)

Ismaning hält die Abstandsregeln auch bei der letzten Gemeinderatssitzung ein

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Normalerweise ist die letzte Gemeinderatssitzung in einer Amtsperiode eine ganz besondere: Da werden jene Lokalpolitiker verabschiedet, die bei der Wahl nicht mehr angetreten sind oder den Wiedereinzug verpasst haben. Die Zusammenkunft wird kurz gehalten, schließlich wollen sich alle noch gemeinsam zum Abschiedsessen treffen. Blumen werden überreicht, eine Flasche Wein vielleicht - und einen festen Handschlag oder gar eine Umarmung gibt es auch.

Doch in Corona-Zeiten ist an das gewohnte Prozedere nicht zu denken. Der Gemeinderat tagt am Donnerstagabend nicht wie üblich im Kutscherbau, die Sitzung findet im großen Bürgersaal statt. Dort sind die Abstandsregeln einzuhalten. Jeder Gemeinderat hat einen eigenen Tisch, vorne sitzen der Ismaninger Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) und seine Leute von der Gemeindeverwaltung. Am Eingang steht Desinfektionsmittel für die Hände bereit, einige der 15 Zuhörer kommen zum Teil mit Alltagsmasken in den Saal und verteilen sich auf dem Podest an der Seite, wo einzelne Stühle in weitem Abstand aufgestellt worden sind. Zu viel Nähe kann es derzeit nicht geben. Distanz ist das Gebot der Stunde.

Rathauschef Greulich ist an diesem Abend anzumerken, dass ihm das Ungewohnte zu schaffen macht: "Eigentlich hatten wir eine ganz kurze Sitzung geplant, um nachher die ausscheidenden Kollegen bei einem Essen zu verabschieden", sagt er eingangs. Die momentane Situation aber erlaube das nicht. "Das hohlen wir bei der Festsitzung vor Weihnachten nach", kündigt der Bürgermeister an. Immer vorausgesetzt, es ist angesichts der Corona-Pandemie möglich. So bleibt Greulich nichts anderes übrig, die eine Frau und die fünf Männer im Gremium mit warmen Worten zu verabschieden - und sich für den Einsatz eines jeden Einzelnen zu bedanken.

Wenn am 7. Mai die neue Amtsperiode des Ismaninger Gemeinderats beginnt, dann wird Erna Christthaller von den Freien Wählern nach 18 Jahren im Gremium nicht mehr dabei sein. Ihr Fraktionskollege Andreas Sellmayr scheidet gar nach 24 Jahren aus; er ist damit der dienstälteste Gemeinderat. Mit Reiner Knäusl beendet nach 19 Jahren eine Instanz der SPD seine Tätigkeit in der Kommunalpolitik. Knäusl hat bei der Wahl am 15. März nicht genügend Stimmen bekommen und ist jetzt der erste Nachrücker auf der SPD-Liste. Das gleiche Schicksal ereilte Günter Glasner von den Freien Wählern, der zwei Amtsperioden lang dem Gemeinderat angehörte, er ist zweiter Nachrücker hinter Erna Christthaller. Und auch von zwei jungen Lokalpolitikern muss sich der Ismaninger Gemeinderat verabschieden: Nach nur sechs Jahren müssen die beiden Christsozialen Alexander Novaković und Josef Frey ihren Hut nehmen.

Sie alle und auch die Wiedergewählten diskutieren an diesem Abend über eine lange Tagesordnung. Es geht unter anderem um Bebauungspläne, die Umstellung der Straßen- und Wegebeleuchtung auf LED-Technik, dynamische Fahrgastinformationstafeln an den Haltestellen im Ort, den Entwurf für den Umbau und die Erweiterung der integrativen Kindertagesstätte an der Dorfstraße und um die Verbesserung der Bodenbeschaffenheit für die Festwiese. Auch wenn heuer dort wegen Corona kein Bierzelt und keine Fahrgeschäfte stehen werden, fällt der Beschluss wie alle anderen einstimmig.

Nach mehr als drei Stunden dann folgt die Verabschiedung auf Abstand. Mit bunten Blumen und Wein. Und natürlich mit Wehmut. Auch bei denen, die im Gemeinderat bleiben.

© SZ vom 25.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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